Therme Fichtelberg: Phoenix aus der Asche?

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Das Willkommensschild ist heil geblieben, doch die Kristall-Therme in Fichtelberg liegt in Schutt und Asche. Bald aber könnte Badbetreiber Heinz Steinhart sich an den Wiederaufbau wagen - eine Annäherung an die Gemeinde macht es möglich. Fotos: Jochen Nützel
Das Willkommensschild ist heil geblieben, doch die Kristall-Therme in Fichtelberg liegt in Schutt und Asche. Bald aber könnte Badbetreiber Heinz Steinhart sich an den Wiederaufbau wagen - eine Annäherung an die Gemeinde macht es möglich. Fotos: Jochen Nützel
Die Bautafel für die neue Therme steht schon an Ort und Stelle.
Die Bautafel für die neue Therme steht schon an Ort und Stelle.
 
 
 
 
 
 
 

Heinz Steinhart, 71, gilt als Deutschlands Bäderkönig. Im Mai 2012 brannte seine Kristalltherme in Fichtelberg (Kreis Bayreuth) ab. Jetzt, zweieinhalb Jahre später, bahnt sich eine Lösung mit der Gemeinde für den Wiederaufbau an. Im Interview spricht Steinhart über "unfähige Politiker", Versicherungen und ein deutsches Rheumazentrum.

Herr Steinhart, nach langem Ringen um den Wiederaufbau der Kristalltherme in Fichtelberg zeichnet sich ein positives Ende ab. Welchen Einfluss hat Fichtelbergs neuer Bürgermeister Georg Ritter (CSU) auf die aktuelle Entwicklung?
Heinz Steinhart: Der neue Bürgermeister will, im Gegensatz zu seinem unfähigen Vorgänger (José-Ricardo Castro-Riemenschneider, Anm. d. Red.), die Gemeinde Fichtelberg wieder aufwerten, die Lebensqualität für die Bevölkerung verbessern und Wesentliches für die Infrastruktur des Übernachtungsgewerbes tun. Im Grunde genommen ist er es, der die 180-Grad-Kehrtwende politisch wollte und durchgesetzt hat.

Vor dem Oberlandesgericht in Bamberg geht es an 7. Oktober um die Rechtmäßigkeit der Verträge zwischen Ihnen und der Gemeinde Fichtelberg.
Womit rechnen Sie?

Am 7.10. steht nur die Veröffentlichung eines Teilurteils an. Es geht dabei darum, ob die Beschlüsse unter Führung des ehemaligen Bürgermeisters, dass wir die Therme nicht bauen dürfen, obwohl wir Versicherungsnehmer und damit allein berechtigt sind, die Versicherung einzunehmen - also ob diese Beschlüsse Bestand haben. Ich rechne damit, dass diese Beschlüsse rechtswidrig waren. Es war auch schizophren vom seitherigen Bürgermeister, einerseits selber seine Versicherung bei der Bayerischen Versicherungskammer zu kündigen, uns den Versicherungsbereich zu überlassen - wohlwissend, dass wir dann Versicherungsnehmer sind und zum Wiederaufbau verpflichtet und dann uns untersagen zu wollen, die Therme wieder aufzubauen. Er hätte damit seine Gemeinde geschädigt und wir hätten die Möglichkeit gehabt, das Geld auch anderweitig anzulegen.

Durch die Einsicht des jetzigen Bürgermeisters bleibt es aber beim Vertrag, wonach wir die Therme wieder aufbauen müssen und dürfen. Bezüglich der rechtswidrigen Beschlüsse kann es sein, dass die Gemeinde erhebliche Beträge an Schadenersatz zu bezahlen hat, allein schon wegen der zeitlichen Verzögerung von zweieinhalb Jahren und der damit verbundenen Baupreissteigerung. Bürgermeister Castro-Riemenschneider hat ein Fiasko und ein Chaos bei seiner Gemeinde hinterlassen. Sie ersehen dies auch daran, dass die jüngere Bevölkerung abwandert, weil sie in Fichtelberg keine Arbeitsplätze bekommt. Die Gemeinde ist bankrott und die Bevölkerung ist wegen der Polarisierung des Ex-Bürgermeisters derart zerstritten, dass es fast eine Generation dauern wird, hier wieder einen positiven Geist zu erzeugen.

Wie steht es um die Leistungen aus der Versicherung: Mit welcher Summe kalkulieren sie? Reicht das, um das Unternehmen allein zu stemmen, ohne Beteiligung der Gemeinde?
Bezüglich der Summe haben wir 23 Millionen Euro Forderung gestellt. Damit könnten wir den Wiederaufbau vornehmen. Bezahlt die Versicherung weniger, bleibt noch der Schadensersatz gegenüber der Gemeinde wegen des rechtswidrigen Tuns von Herrn Castro-Riemenschneider

Haben Sie mit dem Plan geliebäugelt, Fichtelberg als Standort aufzugeben? Wenn ja: Was gab den Ausschlag, es nicht zu tun? Gab es Angebote anderer Gemeinden im Umkreis?
Ich habe nicht damit geliebäugelt, Fichtelberg als Standort aufzugeben. Zu diesen Gedanken hat mich aber Castro-Riemenschneiders rechtswidriges Verhalten gezwungen. Es gab genügend Angebote von Gemeinden im näheren Umkreis. Die Wahl des neuen Bürgermeisters und die Abwahl der erfolglosen Partei des Alt-Bürgermeisters gab den Ausschlag festzustellen, dass die Bürgerschaft in Fichtelberg doch nicht so blöd ist, wie Castro-Riemenschneider es meinte. Der glaubte, er könne seinen Bürgern den größten Schmarrn als wahr weitergeben. Der hat seine Bürger wirklich für dumm verkauft.

Können Sie kurz das Konzept der neuen Therme umreißen? Es soll ein Baukastenprinzip sein.
Das Konzept der neuen Therme zielt vor allem auf Gesundheitstourismus. Wir werden den Saunabereich noch weiter ausbauen, um nach Kneipp mit Wärme und Kälte und dem Erzeugen von Heilfieber gute gesundheitliche Wirkungen zu erreichen. Außerdem werden wir verstärkt das natürlich vorkommende Radon einsetzen als Therapiemöglichkeit gegen Rheuma. Wir wollen hier das deutsche Rheumazentrum werden.

Außerdem werden wir den Thermenbereich mit Thermal-Sole-Heilwasser in unterschiedlichen Sättigungsgraden bis 12% ausbauen und damit Wirkungen wie beim Toten Meer erzielen.

Zudem planen wir, einen großzügigen Restaurantbereich zu schaffen und die ganze Therme zu einer Wohlfühltherme ausbauen. Alle diese Bereiche sollen wie in einem Baukasten unter einem Dach sein. Die Planung soll aus einem Guss werden. Die bisherige Quadratmeter- und Kubikmeterzahl der Nutzung soll beibehalten werden, aber in veränderter Form, um die gesamte Thermen- und Saunalandschaft für die Gäste attraktiver zu machen. Eine derartige Therme für den Bereich Gesundheitstourismus schafft dann auch weit mehr Übernachtungen bei den Hotels und Pensionen, weil die Kurgäste länger bleiben, als nur die Tages- oder Wochenendtouristen.

Kurz zur Einordnung, auch für unsere Leser: Welche Größenordnung hat die Kristalltherme in Fichtelberg verglichen mit den anderen Projekten Ihrer Gruppe?
Die Anlage in Fichtelberg ist als eine besonders kleine Therme zu bezeichnen. Die vier größten Thermen der Kristall-Gruppe - das "Palm Beach" in Stein, das "Miramar" in Weinheim, das "Aqualand" in Köln und das "Kristall Schwimm & GesundheitsCenter" in Ludwigsfelde haben zwischen 700000 und einer Million Besucher pro Jahr.