Die Berichte über ein Treffen von Rechtsradikalen in Potsdam treiben Tausende Demonstranten um. Auch die Regierungsparteien beziehen nun immer entschiedener Stellung gegen rechts - und gegen die AfD.
Nach der Enthüllung über ein Treffen radikaler Rechter in Potsdam hat Vizekanzler Robert Habeck eindringlich vor der AfD gewarnt. «Es geht den Rechtsautoritären um einen Angriff auf das Wesen der Republik», sagte der Grünen-Politiker dem Magazin «Stern». «Wer die Demokratie zersetzen will, muss mit den Mitteln des Rechtsstaats zur Rechenschaft gezogen werden.» SPD-Chef Lars Klingbeil nannte AfD-Chefin Alice Weidel am Mittwoch bei ntv «eine Rechtsextreme». Bundeskanzler Olaf Scholz dankte den Zehntausenden, die seit Tagen vielerorts gegen rechts demonstrieren.
Sie gingen «gegen Rassismus, Hetze und für unsere freiheitliche Demokratie» auf die Straße, schrieb der SPD-Politiker auf X, früher Twitter. «Das macht Mut und zeigt: Wir Demokratinnen und Demokraten sind viele - viel mehr als diejenigen, die spalten wollen.»
Tausende demonstrieren in Freiburg und Berlin
Auch am Mittwochabend demonstrierten mehrere Tausend Menschen in Berlin und Freiburg gegen Rechtsextremismus. Die Organisatoren der Freiburger Demonstration berichteten von 10.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Ein Sprecher der Polizei ging von 6000 bis 7000 Leuten aus. Zu der Kundgebung aufgerufen hatte ein Bündnis lokaler Partei-Jugendorganisation.
In Berlin gingen der Polizei zufolge etwa 2000 Menschen auf die Straße. Sie versammelten sich mit Plakaten wie «Nazis raus» und Parolen gegen den AfD-Politiker Björn Höcke vor dem Roten Rathaus, dem Sitz des Regierenden Bürgermeisters Kai Wegner. Nach Angaben der Polizei verlief die Kundgebung ohne Zwischenfälle.
Werteunion bestätigt Teilnahme zweier Mitglieder
Das Medienhaus Correctiv hatte vorige Woche über ein bis dahin nicht bekanntes Treffen in Potsdam im November berichtet, an dem neben rechten Aktivisten auch Politiker der AfD und der CDU teilgenommen hatten. Der Verein Werteunion bestätigte nun erstmals offiziell, dass auch zwei seiner Mitglieder dabei waren.
«Die nunmehr bestätigte Teilnahme von Mitgliedern der Werteunion an dem rechtsextremen Treffen in Potsdam zeigt die Gefahr und die Erfolge rechtsextremer Strategien: Längst wirken auch Politikerinnen und Politiker aus der vermeintlichen Mitte des politischen Spektrums an der Vernetzung mit», erklärten die Grünen-Bundestagsabgeordneten Irene Mihalic und Konstantin von Notz.
Bei der Zusammenkunft hatte der frühere Kopf der rechtsextremen Identitären Bewegung in Österreich, Martin Sellner, nach eigenen Angaben über das Konzept der sogenannten Remigration gesprochen. Wenn Rechtsextremisten diesen Begriff verwenden, meinen sie in der Regel, dass eine große Zahl von Menschen ausländischer Herkunft das Land verlassen soll - auch unter Zwang.