Die staatliche Förderung dürfte Milliarden kosten. Das Geld dafür könnte aus dem Klima- und Transformationsfonds kommen, einem Sondertopf des Bundes. In dem Konzept einer Allianz um die bundeseigene Deutsche Energieagentur heißt es laut «Handelsblatt», ein Industriestrompreis von fünf Cent für rund 2.000 Unternehmen würde den Bund 1,5 Milliarden Euro pro Jahr kosten.
Weitere Entlastung
Der Industriestrompreis sei ein wichtiger Baustein für die Wettbewerbsfähigkeit der Stahlbranche, sagte Reiche mit Blick auf den «Stahlgipfel». Als noch wichtiger bezeichnete sie es, die sogenannte Strompreiskompensation über 2030 hinaus zu verlängern. Auch dazu gebe es gute Signale der Kommission. Man gehe davon aus, dass dies in den nächsten Wochen beschlossen werde.
Bei der Strompreiskompensation werden Firmen indirekt von Kosten des CO2-Emissionshandels entlastet. Bereits auf dem Weg sind zudem Entlastungen bei den Netzentgelten.
IG Metall und BDI begrüßen Industriestrompreis
«Es ist ein wichtiges Signal, dass sich die Wirtschaftsministerin klar zum Industriestrompreis bekennt und die kurzfristige Einführung in Aussicht stellt», sagte Jürgen Kerner, Zweiter Vorsitzender der IG Metall. Es gebe keine Alternative zum Industriestrompreis, wenn Deutschland Industrieland bleiben wolle. Der Industriestrompreis dürfe aber kein «Blankoscheck» sein, sondern müsse an Beschäftigungssicherung, Tarifbindung und Zukunftsinvestitionen gekoppelt werden.
Zustimmung kam auch vom Bundesverband der Deutschen Industrie. «Für besonders energieintensive Industrien ist jede schnelle Entlastung von den hohen Stromkosten essenziell, um kurzfristig international wettbewerbsfähig zu bleiben», sagte der stellvertretende Hauptgeschäftsführer Holger Lösch.
Ein Industriestrompreis wäre ein wichtiges Signal an die energieintensiven Industrien in Deutschland. Enge Vorgaben der EU-Kommission schränkten aber die Entlastungswirkung erheblich ein. Über den Industriestrompreis hinaus seien strukturelle Reformen im Energiesystem nötig, um die Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu sichern, mahnte Lösch.
Klingbeil fordert Ende aller Stahlimporte aus Russland
Am Donnerstag will Kanzler Merz mit Reiche, anderen Ministern sowie Vertretern der Stahlindustrie über die schwierige Lage der Branche beraten - die neben Billigimporten aus China und hohen Kosten für den Umbau hin zu einer klimafreundlicheren Stahlproduktion auch von hohen Energiepreisen belastet wird.
Vizekanzler Lars Klingbeil fordert härtere Maßnahmen gegen Russland. Es müsse schnell ein «vollständiges Ende aller Stahlimporte aus Russland geben», sagte der SPD-Politiker der Deutschen Presse-Agentur. «Noch immer sind Stahlbrammen, die in Russland produziert und in der EU weiterverarbeitet werden, von Sanktionen ausgenommen.» Stahlbrammen sind ein Vormaterial für Bleche und Bänder. Die EU-Kommission hatte Anfang Oktober Schutzmaßnahmen für die heimische Stahlindustrie angekündigt.