Bekannte hätten den Syrer schließlich auf Videoaufnahmen wiedererkannt und identifiziert. Seine Verbrechen habe er gestanden und mit politisch motivierter Rache für angebliche Verbrechen an Muslimen begründet.
Er sei voll schuldfähig. Seine dschihadistischen Vorstellungen deuteten zwar auf einen paranoiden Wahn hin. Laut psychiatrischem Sachverständigen sei dies aber mit der religiösen Einstellung des Angeklagten erklärbar.
Eine Strafaussetzung nach 15 Jahren wäre auch bei günstiger Prognose unangemessen. Außerdem habe er einen Hang zu erheblichen Straftaten offenbart und damit die Voraussetzungen für die Sicherungsverwahrung erfüllt. So habe er seine Absicht zu weiteren Taten bekundet, sagte der Richter.
Vater des Getöteten: «Wir leiden jeden Tag»
«Ich hoffe, dass er nicht mehr rauskommt. Wir leiden jeden Tag», sagte der Vater des getöteten Irfan D. nach der Urteilsverkündung. «Ich habe fast einen Herzinfarkt bekommen, so eiskalt, wie er mir im Saal gegenüberstand, diese Bestie.»
«Das ist rechtlich das Höchste, was ausgesprochen werden konnte», sagte eine Nebenklagevertreterin. «Deswegen sind wir zufrieden. Das könnte zur Verarbeitung des Geschehenen beitragen. Mehr geht nicht.»
Keine Reue und kein Mitgefühl
Der Syrer zeige keinerlei Reue, kein Mitgefühl und habe weitere Straftaten angekündigt, hatte eine Vertreterin der Bundesanwaltschaft gesagt. Er sei der Losung der Terrorgruppe Islamischer Staat gefolgt, die gesamte Welt zu einem Kriegsschauplatz zu machen.
«Ich wollte so viele Menschen wie möglich töten. Ich wollte noch mehr Taten begehen, bis ich getötet werde, damit ich als Märtyrer sterbe», hatte er am zweiten Verhandlungstag gestanden.
Am Montag hatte er erneut das Wort ergriffen: «Sie können richten, was und wie sie wollen», hatte er gesagt. «Wir hoffen darauf, dass Gott uns ins Paradies bringt.» Auf die Urteilsverkündung am Dienstag zeigte er keine Reaktion.
2015 nach Deutschland gekommen
Der Angeklagte war 2015 über die Balkanroute nach Deutschland gekommen, um dem Militärdienst zu entgehen und hatte 2016 Asyl beantragt. In Duisburg, wo er überwiegend von Sozialleistungen lebte, bekam er eine Wohnung gestellt.
Seine Eltern waren in Syrien Lehrer. Der angebotene Deutschkurs sei ihm zu anstrengend gewesen, er habe ihn abgebrochen. An dauerhafter Arbeit habe er kein Interesse gehabt, hatte er ausgesagt.
Nach der ersten Bluttat am 9. April in Duisburg hatte er eine Veröffentlichung der Terrorgruppe «Islamischer Staat» in seinem Facebook-Account weiter verbreitet: «Der Islamische Staat wird bleiben. Seine Soldaten erweitern die Kampffronten Tag für Tag, bis die ganze Erde zu einem einzigen Dschihad-Feld wird», heißt es darin.