Machtkampf von Schaeffler und Conti sorgt für Streit

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Archivfoto: Daniel Karmann dpa

Der Autozulieferer Schaeffler hat sich mit seinem Machtkampf gegen Continental scharfe Kritik von Politik und Wirtschaft eingehandelt. Zum Streit führte die Auseinandersetzung in der bayerischen Staatsregierung.

Während Bayerns Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP) dem fränkischen Schaeffler-Konzern mit der Verweigerung von Staatshilfen drohte, warf Innenminister Joachim Herrmann (CSU) Zeil mangelnde Rückendeckung für den Zulieferer vor. Die deutsche Autoindustrie sei dagegen zunehmend sauer auf die Schaeffler-Familie, berichtete das Magazin „Der Spiegel.“ Das Tauziehen zwischen den verschuldeten Konzernen wird voraussichtlich auf einer Conti-Aufsichtsratssitzung am 12. August entschieden.
Schaeffler habe habe als Mehrheitseigentümer des Autozulieferers Continental ein Chaos angerichtet, zitierte das Nachrichtenmagazin einen hochrangigen VW-Manager, ohne ihn namentlich zu nennen. Dies sei für die Branche gefährlich, weil Conti eine zentrale Rolle bei der Entwicklung alternativer Antriebe spiele.
„Ich halte diese öffentliche Kritik vom Kollegen Zeil an der Firma Schaeffler für ausgesprochen schädlich für den Wirtschaftsstandort Bayern“, sagte Bayerns Innenminister Herrmann der Deutschen Presse- Agentur dpa in München. Zuvor hatte Zeil dem „Münchner Merkur“ (Samstag) gesagt: „Bei Schaeffler/Conti sind die gemeinsamen Hausaufgaben noch immer nicht gemacht. Wenn man so arbeitet, muss man ganz leise sein, was staatliche Hilfen betrifft.“ Laut Herrmann muss Schaeffler ein selbstständiges bayerisches Unternehmen bleiben, das nicht in Zukunft „von Hannover aus ferngesteuert“ werden dürfe. Zudem gab er zu bedenken, dass nicht Zeil alleine über Staatshilfen entscheiden könne.
Seit Schaeffler bei Conti eingestiegen ist, mussten Aufsichtsratschef Hubertus von Grünberg, Vorstandschef Manfred Wennemer und Finanzvorstand Alan Hippe ihre Posten räumen - und auch Conti-Chef Karl-Thomas Neumann droht nach weniger als einem Jahr an der Konzernspitze das Aus. „Diesen Aderlass kann das Unternehmen kaum verkraften“, sagte der VW-Manager.
Ähnlich kritisch beurteilen dem Bericht zufolge auch Manager bei BMW und Daimler die Entwicklung. Sie fordern, dass die Banken, bei denen Schaeffler und Conti in Milliardenhöhe verschuldet sind, ihren Einfluss geltend machen - vor allem Martin Blessing. Der Chef der Commerzbank und der Dresdner Bank müsse verhindern, dass die Familie Schaeffler und das Conti-Management sich weiter Schlammschlachten lieferten.
Endgültig entschieden ist der Machtkampf noch nicht. Nach Informationen der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Samstag) erwägen mehrere Aufsichtsratsmitglieder auf Seiten der Anteilseigner, ihre Mandate niederzulegen. Das könne den Plan von Schaeffler durchkreuzen, Neumann abzulösen. Bei der Mitte August bevorstehenden zweiten Abstimmung nach der Marathonsitzung vom vergangenen Donnerstag ist nur noch eine einfache Mehrheit erforderlich.    Der Conti-Chef selbst hatte von „ungewöhnlichen und sehr enttäuschenden Entwicklungen“ gesprochen. Diese machten es ihm „sehr schwer“, auf Dauer vertrauensvoll mit Schaeffler zusammenzuarbeiten. Der stellvertretende Conti-Aufsichtsratschef Werner Bischoff von der Gewerkschaft IG BCE erklärte, das Vertrauensverhältnis zwischen Neumann und Schaeffler sei „stark in Mitleidenschaft“ gezogen worden. Er gehe davon aus, dass Neumann innerhalb der nächsten 14 Tage abberufen werde. Als Nachfolger werden in Aufsichtsratskreisen dem Schaeffler-Manager Elmar Degenhart die besten Chancen eingeräumt.
Grünes Licht gab der Aufsichtsrat für die von Neumann vorgeschlagene Kapitalerhöhung von bis zu 1,5 Milliarden Euro. Conti ist vom Übernahmekampf des vergangenen Jahres mit Schaeffler gebeutelt, hoch verschuldet und von der Autokrise schwer getroffen. Schaeffler hatte eine Kapitalerhöhung zunächst skeptisch gesehen, weil dies den eigenen Anteil an Conti verwässern könnte. Schaeffler hält knapp die Hälfte der Conti-Aktien, weitere 40 Prozent sind bei Banken geparkt. Conti und Schaeffler drückt eine Schuldenlast von jeweils mehr als zehn Milliarden Euro. dpa