"Wir dürfen das! Wir haben einen Traktor": Blockade der "Letzten Generation" löst Diskussionen aus

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Nicht nur die Landwirte, sondern auch die "Letzten Generation" blockiert bei ihren Protesten den Verkehr. Um einen Vergleich zu den Bauern aufzuzeigen, setzten sich die Aktivisten nun mit einem Spielzeugtraktor auf die Straße. Das ruft ganz unterschiedliche Reaktionen hervor.

Mitglieder der "Letzten Generation" haben in Leipzig protestiert und damit im Internet Belustigung ausgelöst. Statt sich, wie bei ihren Blockaden üblich, auf die Straße zu kleben, hätten die sechs Aktivisten am Mittwochmorgen (10. Januar 2024) gegen 9 Uhr auf der Jahnallee in beiden Fahrtrichtungen gestanden und auf einem Plastiktraktor gesessen, berichtet die Leipziger Volkszeitung.

Bei ihrem Protest spielten die Demonstranten offenbar auf die aktuellen Bauernproteste an. Wie Bilder auf der Plattform X (vormals Twitter) zeigen, hielten sie ein Schild hoch, auf dem ein Traktor zu sehen war. Auf Transparenten stand geschrieben: "Wir dürfen das! Wir haben einen Traktor!".

"Letzte Generation" blockiert Verkehr in Leipzig mit Spielzeugtraktor

Auf X reagierten die Nutzer amüsiert über die Aktion. "Viel Liebe für die Schilder", schreibt ein Nutzer namens Julian mit drei vor Lachen weinenden Emojis. "Und da heißt es immer, Deutsche hätten keinen Humor", schreibt ein anderer Kommentator. Ein dritter User gibt an, er habe, obwohl er jegliche Blockaden kritisiert, lachen müssen. Die Demonstranten würden das gleiche Recht wie die Bauern einfordern, heißt es in einem Kommentar.

Aber es gibt auch andere Stimmen. X-Nutzerin Anna fragt in ihrem Kommentar: "Fehlt euch gerade die Aufmerksamkeit?" Ein Account bezeichnet die Blockade als "Sinnbild für deren Blödheit". Diese Blockade "mit einem Bobby-Car" sage einer Nutzerin zufolge "alles über diese Gurkentruppe" aus. 

"Wir fragen uns, warum unsere Regierung den Protesten der Bauern so viel offener gegenübersteht, als denen der Klimagerechtigkeitsbewegung. Für den Fall, dass die Regierung einfach Traktoren lieber mag als Warnwesten, haben wir uns auch Traktoren besorgt", erklärte "Letzte Generation"-Sprecherin Lina Johnsen. "Wir sind schon ganz gespannt, ob jetzt auch bald Gesprächsangebote der Politik bei uns eintreffen werden." Die Proteste der Landwirte würden zeigen: "Man kann sich durch Straßenblockaden und Demonstrationen mit massiven Verkehrsbeeinträchtigungen ungemein schnell und effektiv Gehör bei der Bundesregierung verschaffen." Der oberfränkischem Bauern-Präsident reagierte hingegen verärgert über den Vergleich mit der "Letzten Generation".

"Letzte Generation" kritisiert Sparmaßnahmen im Landwirtschaftssektor

Die Subventionen im Landwirtschaftssektor müssten gerecht und ökologisch umgestaltet werden, heißt es in einer Pressemitteilung der Klimaaktivisten. Dort müsse nicht gespart werden, wenn das sogenannte Dienstwagenprivileg, bei dem private Halter und Nutzer eines Dienstwagens von steuerlichen Vorteilen profitieren, abgeschafft werden würde. So könnte die Subventionen die notwendige ökologische Transformation in der Landwirtschaft voranbringen, ohne dass der Kostendruck auf kleine Betriebe steigt, schreiben die "Letzte Generation".

Die Blockade in Leipzig sei nach rund 45 Minuten aufgelöst worden, heißt es bei der LVZ weiter. Die Polizei sei mit mehreren Einsatzfahrzeugen vor Ort gewesen. Ordnungskräfte hätten die Aktivisten von der Straße getragen und ihre Personalien aufgenommen. Bereits wenige Minuten nach Beginn der Aktion sei die Stimmung feindselig geworden.

Während es auch Solidaritätsbekundungen gegeben habe und die Klimaaktivisten mit Tee versorgt worden seien, hätten die Autofahrer gehupt. Teilweise seien die Aktivisten verbal angefeindet worden. Eine besonders wütende Autofahrerin, die ihr behindertes Kind zum Arzt bringen musste, sei durchgelassen worden.

Bayerns SPD-Chef fordert gleiche Behandlung von Bauern und Klimaaktivisten

Bayerns SPD-Chef Florian von Brunn forderte angesichts der Bauernproteste ein konsequentes Vorgehen bei Straftaten und Rechtsverstößen. Er verstehe, dass die Landwirte protestieren und damit ihr wichtiges Grundrecht wahrnehmen wollten, "aber es darf natürlich nicht mit zweierlei Maß bei protestierenden Bauern und der 'Letzten Generation' gemessen werden", sagte von Brunn.

ami/mit dpa

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