Kinderärzte und Krankenhäuser schlagen Alarm: Viele Personalausfälle, die hohe Patientenzahl und Lieferengpässe beeinträchtigen die medizinische Versorgung. Während Intensivmediziner sich besorgt zeigen, sprechen andere von Panikmache.
Ob im Betrieb oder privat, die Krankheitsfälle häufen sich momentan extrem. Corona ist dabei nicht mehr das Hauptproblem, auch die Grippe, das RS-Virus und andere Atemwegserkrankungen sorgen derzeit für volle Krankenhäuser und Intensivstationen.
"Der Krankenstand in der Gesellschaft ist aktuell extrem hoch, so etwas habe ich noch nicht erlebt", sagte der Intensivmediziner Christian Karagiannidis der Rheinischen Post. Er ist der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin. "Es gibt in vielen Regionen so gut wie keine freien Intensivbetten mehr", so Karagiannidis weiter. Hoffnung setze er auf die Feiertage, an denen sich die Lage in Krankenhäusern für gewöhnlich etwas entspanne.
Zu viele Patienten, zu wenig Personal
Nicht nur die Patientenzahl bereitet den Krankenhäusern derzeit Sorgen. Auch der Krankenstand beim Personal ist besorgniserregend - eine Kombination, die das Gesundheitssystem stark belastet. Lieferengpässe bei Antibiotika und Krebspräparaten beeinträchtigen den Krankenhausbetrieb zusätzlich.
Auch bei Medikamenten für Kinder, wie zum Beispiel Fiebersäften, kommt es derzeit immer wieder zu Engpässen. Daher hatten zuletzt schon die Kinderärzte Alarm geschlagen und bemängelt, dass Kinderpraxen und -kliniken derzeit überfüllt und vom Medikamentenengpass betroffen seien.
Gesundheitsminister Karl Lauterbach hatte schnelle Unterstützung versprochen. Demnach sollen demnächst, wo möglich, vielleicht auch Eingriffe an Erwachsenen verschoben werden. "Wir werden es nicht zulassen, dass die Kinder, die in der Pandemie so viel aufgegeben haben, jetzt nicht die Versorgung bekommen, die sie brauchen", versprach Lauterbach.
Alles nur Panikmache?
Doch nicht alle sehen die Lage so dramatisch wie Karagiannidis. Eugen Brysch, Vorsitzender der Stiftung Patientenschutz, vertrat gegenüber der Deutschen Presse-Agentur eine ganz andere Meinung: „Besonders Krankenhäuser mit ihren ärztlichen Fachverbänden addieren mittlerweile stündlich ihre Schreckensmeldungen zum Sirenengeheul“, bemängelte er und sprach von Panikmache.
Zwar gebe es täglich Berichte über den hohen Krankenstand und überfüllte Krankenhäuser, genaue Zahlen und Auswertungen zu den einzelnen Einrichtungen und Stationen gäbe es demnach aber nicht. Somit könne außerhalb der Kliniken niemand nachvollziehen, wie die Situation wirklich ist.