Leichen gehören in der Südstadt zum Tagesgeschäft
Wie beim großen Fernsehkrimi spielen Leichen auch in "Südstadtgeflüster" die Hauptrolle. Die leblosen Opfer fungieren hier sogar als roter Faden für die locker miteinander verwobenen Episoden, der nicht nur wegen des Filmplakats an Filme von Quentin Tarantino erinnern will.
Aus Leichen machen die Menschen in der Südstadt nicht viel Aufhebens. Hier liegt die Oma drei Jahre tot in der Wohnung. Dort werden Männer in Teppiche gerollt und wie Zigarren-Börek am helllichten Tag geschultert und durch die Gegend geschleppt. Letztere spielt in Südstadtgeflüster ebenfalls eine Hauptrolle. Der Episodenfilm zeigt sich sogar immer dann von seiner besten Seite, wenn der Stadtteil selbst in Szene gesetzt und in Großaufnahme erscheint. Schonungslos offen sind diese Bilder, wenn beispielsweise ein älterer Mann seine Schoßhündchen auf dem Rollator durch das laute Straßenwirrwarr kutschiert.
Matthias Egersdörfer spielt den freundlichen Fahrkartenverkäufer
Neben Schadt brilliert ein weiterer Tatort-Star in dem Streifen. Matthias Egersdörfer zeigt in der Rolle des freundlichen Fahrkartenverkäufers, dass tatsächlich ein Schauspieler in ihm steckt. Schließlich gibt sich der Kabarettist sonst eher grantig und meist schlecht gelaunt.
Genau dies ist wohl die größte Leistung der beiden Filmemacher. Wer kann schon zahlreiche Stars und Sternchen für seinen ersten Film unentgeltlich gewinnen? Neben Egersdörfer und Schadt glänzt beispielsweise die aus Neumarkt stammende Kabarettistin Lizzy Aumeier auf einem makabren Geburtstagsfest in einer fränkischen Kleingartenkolonie.
Die Schwächen des Low-Budget-Films
Manche Schwächen weist der Hobbyfilm, der nicht mehr als 15.000 Euro gekostet hat, weil alle ohne Gage mitmachten, freilich auf. Filmkritiker könnten das Tempo teilweise als schwerfällig titulieren. Dramaturgen würden manche Pointe vielleicht als vorhersehbar bezeichnen. Kulturwächter könnten sich über manchen Witz jenseits der Gürtellinie mokieren.
"Südstadtgeflüster" als Kultfilm
Andererseits dürfte der Film genau aus derartigen Gründen auf Gegenliebe beim Publikum stoßen. Weil "Südstadtgeflüster" sich und seinen Stadtteil selbst auf die Schippe nimmt, scheint das Prädikat Kultfilm greifbar nahe zu sein. Andreas Weber und Christian Hilgert haben der Südstadt mit ihrem Streifen ein liebevoll-chaotisches Denkmal gesetzt. Sie haben gezeigt, was mit Elan und Teamgeist jenseits von Fördergeldern machbar ist.
Nebenbei haben sie Integration praktisch vorgelebt. Das beweisen die zahlreichen Nebenrollen, die von Laiendarstellern mit Migrationshintergrund besetzt wurden.
"Südstadtgeflüster" ist in zahlreichen Kinos in Franken wie im Nürnberger "Casablanca-Kino" angelaufen. Im Bamberg wird Südstadtgeflüster im "Odeon" ab dem 31. Mai gezeigt. Mit den Einnahmen wollen die Filmemacher die Kosten wieder hereinholen. Ob es eine Fortsetzung geben wird, steht noch nicht fest.
Weitere Kinotermine für den Film Südstadtgeflüster:
Ab 1. Mai - Casablanca Filmkunsttheater, Nürnberg
http://www.casablanca-nuernberg.de/
Ab 1. Mai - Babylon, Fürth
http://www.babylon-kino-fuerth.de/
Ab 1. Mai - Lichtspiele, Großhabersdorf
http://lichtspiele-grosshabersdorf.de/kino/filminfo/city71/site/film336858/?scope=week
1. - 11. Mai - Central Lichtspiele, Bad Windsheim
http://www.kino-bw.de/programm/
9. und 23. Mai - Kommkino, Nürnberg
http://www.kommkino.de/
Ab 31. Mai im Odeon und und Lichtspiele, Bamberg
http://www.lichtspielkino.de/suedstadtgefluester/?date=24.05#movieTable