"Keine Wahrsagerei": Drosten gibt Prognose - so könnte die Pandemie mit Omikron enden
Christian Drosten, Direktor des Instituts für Virologie an der Charité, hat seine Einschätzung gegeben, wie sich die Omikron-Variante auf die Corona-Lage auswirken könnte - und wann die Pandemie ...
Kay Nietfeld (dpa)
Der Virologe Christian Drosten hat in einem Interview seine Einschätzung zum weiteren Verlauf der Corona-Pandemie gegeben. Der Forscher ist sich sicher: "Das wird aufhören - in absehbarer Zeit." Auch die Omikron-Variante spielt dabei eine Rolle.
Virologe Christian Drosten hat sich am Donnerstag (9. Dezember 2021) in den ARD-Tagesthemen zum weiteren Verlauf der Corona-Pandemie geäußert. Im Gespräch mit Moderator Ingo Zamperoni ging es vor allem um die neue Omikron-Variante und deren Auswirkungen. Dabei zeigte sich der Charité-Wissenschaftler zuversichtlich, dass die Pandemie in absehbarer Zeit vorbei sein wird.
Drosten betonte zunächst, dass sich die bisher verfügbaren Daten zur Omikron-Variante etwa aus Südafrika, Dänemark oder Großbritannien nicht so einfach auf Deutschland übertragen lassen. Die Zahlen aus dem Ausland würden zeigen, dass Omikron "sehr verbreitungsfähig" und dabei deutlich schneller als die Delta-Variante sei. Die Aussagen zu milderen Verläufen bei Infektionen mit Omikron ging Drosten dagegen vorsichtiger an. "Wir wissen noch nicht mal, ob die Krankheitsschwere bei uns wirklich geringer ist", sagte der Virologe. "Die Immunsituation ist in jedem Land ein bisschen unterschiedlich."
Omikron-Variante weniger gefährlich? Drosten gibt Einschätzung
Es spielt beispielsweise eine Rolle, wie viele Menschen bereits infiziert waren, wie hoch die Impfquote ist oder auch welche Kontrollmaßnahmen im jeweiligen Land gelten. In Südafrika oder den USA, wo erste Mediziner von leichteren Krankheitsverläufen sprechen, gebe es viele Menschen, die bereits eine Corona-Infektion überstanden haben und die Bevölkerung ist jünger.
Deutschland habe im Vergleich weniger Genesene, einen höheren Altersdurchschnitt und noch immer Probleme mit der Impfquote. Drosten erklärte, dass es nun vor allem herauszufinden gilt, wie Omikron bei den "immunologisch Naiven" verläuft - also Menschen, die weder genesen noch geimpft sind. Dazu zählen auch Kleinkinder, eine Altersgruppe, um die sich Drosten angesichts der Daten aus Südafrika verstärkt Sorgen mache.
"Was man dort nämlich sieht ist, dass gerade die jüngsten Kinder, unter fünf Jahren, verstärkt ins Krankenhaus müssen, mit schweren Verläufen." Übertragen auf Deutschland könne es also doch passieren, dass ungeimpfte, ungenesene Personen schwerere Verläufe bekommen. "Das könnte bedeuten, dass es keine reine Viruseigenschaft ist, also dass man sagt: Jeder, der mit dem Virus infiziert ist, hat einen milden Verlauf. Sondern wahrscheinlich ist es eben doch eine Immuneigenschaft der jeweiligen Bevölkerung", so Drosten.
Drosten: Corona wird zu einem normalen Erkältungsvirus
Für die Entscheidungsträger in Deutschland sei der Umgang mit der Omikron-Variante somit ein "Blindflug". Laut Drosten sei es daher wichtig, dass sich jeder, der kann, sofort boostern lässt. Und alle Ungeimpften sollten sich "nochmal hinsetzen und ganz genau darüber nachdenken, ob sie das wirklich aufrechterhalten wollen angesichts dieser neuen Gefahr".
Doch trotz der "neuen Gefahr" durch Omikron, hält der Charité-Virologe ein baldiges Ende der Pandemie für möglich. "Es gibt Leute, die sagen: 'Das hört ja eh nie auf, wenn man einmal auf dem Zug drauf ist, dann kommt man da nicht mehr runter.' Das ist wirklich Unsinn", so Drosten. Deutschland sei auf dem Weg in einen endemischen Zustand. "Also, dieses Virus wird zu einem normalen Erkältungsvirus werden."
Wie andere Erkältungsviren würde Corona dann vorwiegend in Kindergärten auftreten, Erwachsene infizieren sich "immer mal wieder" mit. Ältere Menschen müssten weiterhin aufpassen und bräuchten möglicherweise wie bei der Grippe eine Impfung. "Da laufen wir drauf zu", so Drosten. Er könne nicht versprechen, dass das schon im nächsten Jahr komplett geschafft sein wird. Aber in Ländern wie Südafrika, wo die Bevölkerung bereits "durchimmunisiert" sei, würde dieser Zustand bald erreicht werden. "Ich weiß nicht, ob schon mit Omikron oder einer nächsten Variante, aber das wird aufhören. Wir werden in einen Zustand kommen, wo wir nur noch im Winter auffrischen müssen und dann auch nicht die ganze Bevölkerung."
Im kommenden Winter sei es aber möglich, dass nochmal die ganze Bevölkerung eine Auffrischung mit einem dann wieder neuen Impfstoff benötige. "Das ist Wahrsagerei, was wir hier so langsam betreiben. Aber keine Wahrsagerei ist, dass das aufhören wird in absehbarer Zeit. Nächstes, übernächstes Jahr, vielleicht in drei Jahren, aber dann ist es auch vorbei", sagte Drosten.
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