John Lee Hooker Jr. bluest in Bamberg

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Sänger John Lee Hooker jr. (r.) und sein Bassist Mike Rogers alle Fotos: Matthias Hoch
Sänger John Lee Hooker jr. (r.) und sein Bassist Mike Rogers  alle Fotos: Matthias Hoch
Gitarrist Jeffrey James
Gitarrist Jeffrey James
 
 
 
 
 
 
 
Schlagzeuger Mike Rogers
Schlagzeuger Mike Rogers
 
 
 
Die Effektgeräte des Gitarristen
Die Effektgeräte des Gitarristen
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Keyboarder James Anderson
Keyboarder James Anderson
 

John Lee Hooker jr. trägt einen sehr großen Namen. Beim Bamberger Blues- und Jazzfestival musste der Sohn der Blues-Legende zeigen, ob er würdig ist, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten.

Die Fußstapfen eines großen Vaters können übergroß sein für den Sohn. Warum sollte es im Falle des Blues anders sein? Im vergangenen Jahr zeigte sich Bernard Allison als würdiger Nachfolger seines Vaters, des leider früh verstorbenen Luther.

Am Dienstagabend auf dem mit Publikum randvoll gepackten Maxplatz trat also John Lee Hooker jr., immerhin auch schon 60 Jahre alt, in die Fußstapfen seines alten Herrn. Sein 2001 gestorbener Vater war einer der ganz Großen des eher traditionellen Blues, stand mit seinem archaischen, hypnotischen Boogie für eine den afrikanischen Ursprüngen ganz nahe Musik. Dessen sonore Stimme, Entertainer-Qualitäten, Hits wie "Boogie Chillen", "I'm In The Mood" und etliche andere machten ihn zu einem Vorbild für weiße Rockbands wie die Groundhogs oder Canned Heat.

Klar kann man mit diesem rohen Sound - der alte Hooker spielte so ungefähr einen Akkord pro Song, der war dann aber genial - im heutigen Showbiz keinen Blumentopf mehr gewinnen, und in den USA, dem Mutterland des Blues, schon gar nicht. Also heißt es diversifizieren, und der "junge" Hooker tut das mit seiner vierköpfigen Begleitband nach Kräften. In Richtung Funk geht das, auch der Heimatstadt Detroit geschuldet, wo jene hüpfende, soulige Variante schwarzer Popmusik besonders gepflegt wird. Weit weg ist das vom fußstampfenden, die Gitarre oft nur perkussiv einsetzenden Stil des Papas, aber schlägt das auch ein?

Zähe Reaktionen der Menge

Franken sind schwer zu begeistern, und die Menge in Bamberg reagierte zunächst auch recht zäh auf die Bemühungen des Entertainment-Routiniers Hooker, der immerhin schon vier Platten herausgebracht hat und mit allen möglichen Auszeichnungen überschüttet worden ist. Animieren zum Mitsingen, artiges Lob für die Domstadt, die von der Bühne herab verkündete Absicht gar, hier ein Haus zu kaufen und sich als Oberbürgermeister zur Wahl zu stellen ... Blues ist eben nicht nur eine Trauer-, sondern auch eine witzige Musik.

Schade, dass manche Pointe an einem als nicht ganz ausgefuchstem Englischsprecher vorbeigerauscht sein dürfte. Der funky Song über Hausfrauen etwa, mit Ironie gespickt, oder die Klage "The Blues Ain't Nothin' But A Pimp" (Zuhälter). Es ist ein eher mainstreamiger, geglätteter Stil, sophisticated und nicht mississippideltarau, den der Sänger mit dem wohl klingenden Bariton anschlägt - das erdige Organ des Vaters klang durchdringender. Gitarrist Jeffrey James kommt eher vom Rock, seine teils wilden oder wahwahwabernden Soli überzeugten musikalisch; sie gingen im nicht immer klaren Soundgemisch manchmal jedoch unter. Die Rhythmussektion mit Mike Rogers am Schlagzeug und Frank Thibeaux am Bass leistete redliche Arbeit wie der Keyboarder James Anderson.

So richtig Stimmung kam erst in der zweiten Hälfte des Konzerts auf, als Hooker jr. den Klassiker seines Vaters "Boom Boom" spielte oder "One Scotch, One Bourbon, One Beer" - mit Beschwörungen des Dämons Alkohol, denn der junge Junior hatte mit Alkohol- und Drogenproblemen zu kämpfen. Daraus hat er sich freigestrampelt und von der künstlerischen Erblast ("My Daddy's Dead And Gone") emanzipiert. Insgesamt war es zwar kein schlechtes, doch ein eher mittelmäßiges Konzert mit einer mittelmäßigen Truppe. T-Bone Walkers "Stormy Monday Blues" oder "Got My Mojo Workin' " hat man halt auch schon tausendmal - und manches Mal besser - gehört. Ohne den großen Namen würde sich dieser Musiker schwertun.