Die Inflation fällt 2023 zwar niedriger aus als ein Jahr zuvor. Doch die Belastung für Verbraucherinnen und Verbraucher bleibt hoch.
Die Inflation in Deutschland lässt nur allmählich nach. 2023 war für Verbraucherinnen und Verbraucher das zweitteuerste Jahr seit der Wiedervereinigung, im Dezember zog die Teuerung wieder an. Im Jahresschnitt legten die Verbraucherpreise nach vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes um 5,9 Prozent zu. Einen höheren Wert in einem Gesamtjahr gab es im wiedervereinigten Deutschland nur 2022 mit 6,9 Prozent. Volkswirte rechnen in diesem Jahr zwar mit sinkenden Teuerungsraten, der Weg zu dauerhaft niedrigeren Raten dürfte aber «wohl steinig bleiben», wie Deutsche-Bank-Ökonom Sebastian Becker es einschätzt.
Auch Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer hält das Inflationsproblem noch nicht für gelöst. Dabei spielten auch politische Entscheidungen eine Rolle, wie die Anhebung des CO2-Preises von 30 Euro je Tonne Kohlendioxid (CO2) auf 45 Euro. «Am Ende dürfte sich die Inflation eher bei 3 als bei 2 Prozent einpendeln, weil die Löhne kräftig steigen», prognostiziert Krämer.
DZ-Bank-Chefvolkswirt Michael Holstein erwartet ebenfalls einen vorerst erhöhten Preisdruck im neuen Jahr: «Das liegt vor allem am erhöhten CO2-Preis und der wieder gestiegenen Mehrwertsteuer in der Gastronomie. Von der Zwei-Prozent-Marke der EZB sind wir in Deutschland 2024 auch deshalb noch ein gutes Stück entfernt.»
Die Europäischen Zentralbank (EZB) strebt für den Euroraum mittelfristig stabile Preise bei 2,0 Prozent Inflation an. Im Kampf gegen die hohe Teuerung im gemeinsamen Währungsraum haben die Währungshüter die Leitzinsen seit Sommer 2022 zehn Mal in Folge erhöht.
Inflation dürfte auch 2024 «sehr unsozial» sein
DIW-Präsident Marcel Fratzscher fürchtet, dass die Inflation auch 2024 «sehr unsozial sein und Menschen mit geringen Einkommen deutlich härter treffen» wird. Vor allem die Mieten könnten weiter deutlich steigen. Und auch die Energiekosten könnten wieder zulegen, weil steuerliche Entlastungen wegfallen und der CO2-Preis steigt.
Höhere Teuerungsraten schmälern die Kaufkraft von Verbraucherinnen und Verbrauchern, sie können sich dann für einen Euro weniger leisten. Der finanzielle Spielraum der Menschen schrumpft, Einkommenszuwächse werden von der Inflation aufgezehrt. Besonders hart trifft es Studien zufolge Menschen mit geringeren Einkommen, weil sie einen höheren Anteil ihres monatlichen Einkommens für Energie und Lebensmittel aufbringen müssen.
Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine im Februar 2022 hatten sich vor allem Energie und Lebensmittel sprunghaft verteuert. Die Teuerungsrate in Deutschland kletterte bis auf 8,8 im Herbst 2022. Anfang 2023 lag die Inflation noch bei 8,7 Prozent.