Das Preis-Leistungs-Verhältnis sei in Deutschland schon immer sehr gut gewesen, heißt es vom Geschäftsführer des Hotelverbands. Es sei schon immer schwierig gewesen, angemessene Preise zu erzielen, weil Deutsche sehr preissensibel seien. Für sinkende Preise sehe er momentan keine Spielräume.
Beraterin Zarges-Vogel argumentiert: «Eine gewisse Leistung hat einfach ihren Preis.» Es müsse im Bewusstsein der Gäste noch besser verankert werden, dass sie «nicht auf dem Ramschmarkt» unterwegs sein könnten, wenn sie eine gewisse Leistung erwarteten. «Im Konsumgüterbereich ist das ganz selbstverständlich und bei Reisen, glaube ich, werden wir uns daran gewöhnen müssen.»
Preissensible Gäste
Die Bedürfnisse der Gäste stiegen, und mit den höheren Preisen würden diese auch sensibler, sagt die Beraterin. Individualität sei deshalb ganz wichtig. Das beginne bei den kleinen Dingen am Frühstücksbuffet, etwa mit regionalen Produkten. Aber auch beim Design oder der Ausstattung des Hotels, indem man sich Dinge überlege, die der Gast nicht überall finde. Oder beim Service etwa mit einer persönlichen Atmosphäre. «So kann man Alleinstellungsmerkmale aufbauen, die Hotelketten niemals haben werden.»
Hotelier Heinzler profitiert von seiner Lage in der Tourismus- und Ferienregion Bodensee. Die Stadt- und Geschäftshotellerie leide stärker unter den Corona-Folgen als die Ferien-Hotellerie, sagt Verbandsgeschäftsführer Warnecke. Die touristische Nachfrage habe sehr viel schneller wieder angezogen.
Schwierige Nachfolgersuche
Ein weiteres Problem: Viele Hotelbesitzer sind laut Warnecke nicht mehr die Jüngsten und finden keinen Nachfolger. In die entstehende Lücke drängten Hotelketten. Wenn ein Platz frei werde, verdrängten diese die Privathotellerie. Hotelier Heinzler hofft hingegen, dass sein Familienbetrieb in vierter Generation von den eigenen Kindern übernommen wird.
Was die Suche nach einem Nachfolger erschwert: Hoteliers müssen sich laut Warnecke mit viel lästiger Bürokratie beschäftigen. Große Hotelgesellschaften hätten entsprechende Strukturen oder ganze Abteilungen, die alles regelten. Andererseits seien kleine Privathotels schneller und könnten viel besser auf neue Marktgegebenheiten reagieren.
Heinzler blickt derweil auf den grauen Bodensee hinaus. Seine Stimmung sei nicht ganz so trüb. Er und viele seiner Kollegen seien aber verunsichert. Der Standort lasse ihn hoffen. «Der Bodensee hat sich in den letzten Jahren super entwickelt», sagt er mit Blick auf die Übernachtungszahlen. Er wäre schon zufrieden, wenn er trotz der Preissteigerungen das Niveau halten könne.
Eine Prognose des Hotelverbands könnte ihm Hoffnung machen: Der Verband geht davon aus, im kommenden Jahr etwa die Gästezahlen und Umsätze von 2023 zu erreichen.