Mehr Einnahmen über CO2-Preis oder Schuldenbremse?
Um die Einnahmen zu steigern, könnte die Ampel auch den CO2-Preis beim Tanken und Heizen mit fossilen Energien erhöhen - allerdings ist dann fraglich, wie Mehrbelastungen sozial abgefedert werden sollen.
Umstritten ist, ob die Ampel-Koalition im kommenden Jahr erneut die Schuldenbremse aussetzen soll und sich so Milliarden-Kredite genehmigen könnte. Das wollen viele bei SPD und Grünen. Der SPD-Parteitag beschloss am Samstag indirekt eine solche Forderung - wenn auch mit einigem Interpretationsspielraum in der Formulierung. Doch Scholz wird das Votum nun mit in die weiteren Verhandlungen nehmen.
Für die Aussetzung der Schuldenbremse müsste eine Notlage erklärt werden, begründet etwa durch den Krieg in der Ukraine. Lindner ist davon bisher aber nicht überzeugt, auch weil er befürchtet, dass die Bundesregierung damit erneut vor Gericht landet. Eine Klage der Union wäre sehr wahrscheinlich.
Höhere Strompreise möglich
Auf private Haushalte und Firmen könnten höhere Strompreise zukommen. Eigentlich hat die Koalition für das kommende Jahr einen Zuschuss zu den Übertragungsnetzentgelten von bis zu 5,5 Milliarden Euro geplant. Das Geld sollte aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds kommen, der infolge des Karlsruher Urteils aber aufgelöst wird. Nun müsste man den Zuschuss also aus dem ohnehin unter Druck stehenden Kernhaushalt stemmen.
Außerdem könnte ein milliardenschweres Paket zur Entlastung von Industrie und Mittelstand angesichts der hohen Strompreise wieder infrage stehen. Unter anderem soll die Stromsteuer für alle Unternehmen des produzierenden Gewerbes auf den in der EU zulässigen Mindestwert gesenkt werden.
Was Ökonomen und Verbände sagen
Der Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft, Michael Hüther, sprach sich für ein Sondervermögen zur verlässlichen Finanzierung «transformativer Infrastrukturinvestitionen» aus, ähnlich dem der Bundeswehr. Die Milliardenkredite für die Bundeswehr hatten Ampel und Union nach Beginn des Ukraine-Kriegs eigens im Grundgesetz abgesichert.
Hüther sagte, im Haushalt 2024 könne zudem Effizienz und Effektivität in der Sozialpolitik erhöht werden. «Auch bei den Subventionen gibt es Spielräume. Zugleich gilt aber auch, dass wir mit Blick auf die Wettbewerbsfähigkeit die Steuerlast der Unternehmen senken müssten. Das geht mit der Schuldenbremse so einfach nicht.»
Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, sagte: «Die Erklärung einer Notlage für 2024 und das Einhalten aller Versprechen ist bei weitem der beste Weg, um noch größeren wirtschaftlichen Schaden abzuwenden.» Die Schuldenbremse nochmals auszusetzen, sehen die Wirtschaftsweisen Monika Schnitzer und Achim Truger ebenfalls als möglichen Weg.
Auch Olaf Bandt, Vorsitzender des Umweltverbands BUND, ist für eine Aussetzung der Schuldenbremse. Zudem müssten umwelt- und klimaschädliche Subventionen wie das «Dienstwagen- und Dieselprivileg» sowie die Energiesteuerbefreiung von Kerosin abgeschafft werden.