Grünen-Politiker sorgt für Eklat: «Wir retten Menschen, die in einem halben Jahr sowieso tot wären»

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Der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer hat erneut eine Lockerung der Corona-Maßnahmen gefordert - und dabei drastische Worte gewählt.
Boris Palmer
Sebastian Gollnow

Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer hat eine Lockerung der Corona-Maßnahmen gefordert und dabei drastische Worte gewählt. «Ich sag es Ihnen mal ganz brutal: Wir retten in Deutschland möglicherweise Menschen, die in einem halben Jahr sowieso tot wären», sagte der Grünen-Politiker am Dienstag in einer Fernsehsendung.

Der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer hat erneut eine Lockerung der Corona-Maßnahmen gefordert und dabei drastische Worte gewählt. «Ich sag es Ihnen mal ganz brutal: Wir retten in Deutschland möglicherweise Menschen, die in einem halben Jahr sowieso tot wären», sagte der Grünen-Politiker am Dienstag (28.04.2020) im Sat.1-Frühstücksfernsehen. Es müsse unterschiedliche Sicherheitsvorkehrungen für Junge und Ältere geben.

Palmer zufolge handelt es sich bei dem Großteil der an einer Corona-Infektion Gestorbenen um Menschen mit Vorerkrankungen, die ohnehin nicht mehr lange zu leben gehabt hätten. Seiner Meinung nach sind die wirtschaftlichen Folgen des Lockdowns gravierender und könnten etwa das Leben armutsbedrohter Kinder kosten.

Nach Empörung über Wortwahl: Boris Palmer entschuldigt sich

Angesichts heftiger Empörung über Äußerungen zum Umgang mit Corona-Patienten hat sich Palmer mittlerweile für seine Wortwahl entschuldigt. «Niemals würde ich älteren oder kranken Menschen das Recht zu leben absprechen», erklärte der Grünen-Politiker am Dienstagabend gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Falls er sich «da missverständlich oder forsch ausgedrückt» habe, tue es ihm leid.

Einige Kritiker nannten seine Äußerungen «menschenverachtend». Der Grünen-Politiker schüre Ängste von Millionen alter Menschen, sagte Eugen Brysch von der Deutschen Stiftung Patientenschutz. Gegenwind bekam Palmer auch aus der eigenen Partei. Die Vorsitzende der Grünen-Fraktion im Bundestag, Katrin Göring-Eckardt, etwa sagte der Funke Mediengruppe: «Unsere Verfassung ist eindeutig: Menschenwürde heißt auch, dass die Gesundheit jedes Menschen geschützt wird. Egal, wie alt wir sind.»

Palmer erklärte am Abend: «Ich habe darauf hingewiesen, dass die Methode unseres Schutzes so schwere Wirtschaftsschäden auslöst, dass deswegen viele Kinder sterben müssen. Das will ich nicht hinnehmen und fordere einen besseren Schutz unsere Risikogruppen ohne diese Nebenwirkungen.»

Ob ein Verstorbener mit oder an einer Infektion mit dem Coronavirus verstorben ist, ist nicht immer eindeutig. Fakt ist jedoch: Ein Mensch ist gestorben. Und das sei schlimm, findet unsere Redakteurin Dunja Neupert. Kein Mensch habe es verdient, dass sein Tod relativiert werde.