Experten prognostizieren für 2025 eine deutliche Erhöhung des Zusatzbeitrags bei gesetzlichen Krankenkassen. Die finanzielle Lage ist angespannt, Reformen sind nötig.
Nach einer Verzögerung liegt am Mittwoch (16. Oktober 2024) die Prognose des Schätzerkreises zum rechnerisch notwendigen Zusatzbeitrag bei den gesetzlichen Krankenkassen im kommenden Jahr vor.
Ein Sprecher des Bundesamts für Soziale Sicherung (BAS) verwies in diesem Sinne auf eine schwierige finanzielle Situation der gesetzlichen Krankenversicherung, eine hohe Dynamik der Ausgaben der Kassen und unsichere wirtschaftliche Rahmenbedingungen. Deshalb haben die Experten errechnet, dass der Zusatzbeitrag im kommenden Jahr spürbar angehoben werden muss.
Update vom 16.10.2024, 14.20 Uhr: Krankenkassen-Beiträge steigen 2025- das sagen Experten
Im kommenden Jahr könnte die Krankenversicherung für viele gesetzlich Versicherte deutlich teurer werden. Experten aus dem sogenannten Schätzerkreis haben für das Bundestagswahljahr 2025 eine rechnerisch erforderliche Beitragssatzerhöhung um 0,8 Punkte auf 2,5 Prozent des beitragspflichtigen Einkommens ermittelt, wie das Bundesamt für Soziale Sicherung (BAS) in Bonn berichtete.
Im Schätzerkreis sind Spezialisten des Bundesgesundheitsministeriums, des BAS und des Spitzenverbands der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) vertreten. Es geht dabei um den Anstieg des sogenannten Zusatzbeitrags. Alle gesetzlich Versicherten zahlen den festen Beitragssatz von 14,6 Prozent - zur Hälfte getragen von Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Zusätzlich erheben die derzeit 95 gesetzlichen Krankenkassen zur Deckung ihrer Kosten einen Zusatzbeitrag, der ebenfalls zur Hälfte von beiden Seiten entrichtet wird.
Der durchschnittlich von den Krankenkassen erhobene Zusatzbeitragssatz lag im August bei 1,78 Prozent, so das Bundesgesundheitsministerium. Die Prognose des Schätzerkreises ist laut GKV eine theoretische Größe, die sich aus dem Verhältnis von laufenden Einnahmen und Ausgaben der Krankenkassen insgesamt ergibt.
Lauterbach äußert sich zu Krankenkassen-Schock - "das teuerste Gesundheitssystem in Europa"
Rechnerisch würde eine Erhöhung um 0,8 Prozentpunkte bei einem Einkommen von 3.000 Euro brutto im Monat 12 Euro weniger netto bedeuten - die anderen 12 Euro übernimmt der Arbeitgeber. Wenn eine Kasse den Zusatzbeitragssatz erhöht, haben die Mitglieder ein Sonderkündigungsrecht. Bereits Anfang September hatten die Kassen gewarnt, dass ihre Ausgaben im ersten Halbjahr noch stärker angestiegen seien als im ersten Quartal.
Das Defizit sei auf über 2 Milliarden Euro angewachsen und werde im Gesamtjahr bis zu 4,5 Milliarden Euro erreichen. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) erklärte in einer ersten Reaktion: "Das deutsche Gesundheitswesen ist das teuerste in Europa, weil es in vielen Bereichen nicht effizient ist." Eine zentrale Ursache für die steigenden Kassenbeiträge seien die in Rekordtempo zunehmenden Ausgaben für Krankenhäuser. "Deswegen brauchen wir die Krankenhausreform."