2025 kommt Krankenkassen-Hammer: Beiträge steigen kräftig - so hoch sind die Schätzungen

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2025 kommt Krankenkassen-Hammer: Beiträge steigen kräftig - so hoch sind die Schätzungen
Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sieht große Probleme - gerade bei den Krankenhauskosten.
Karl Lauterbach (SPD)
Kay Nietfeld/dpa
Kommt 2025 der Krankenkassen-Hammer? Experten legen Schätzung vor - Beiträge dürften kräftig anziehen
Die Krankenkassenbeiträge dürften im kommenden Jahr ordentlich steigen.
Krankenversicherungskarten
Jens Kalaene/dpa

Experten prognostizieren für 2025 eine deutliche Erhöhung des Zusatzbeitrags bei gesetzlichen Krankenkassen. Die finanzielle Lage ist angespannt, Reformen sind nötig.

Nach einer Verzögerung liegt am Mittwoch (16. Oktober 2024) die Prognose des Schätzerkreises zum rechnerisch notwendigen Zusatzbeitrag bei den gesetzlichen Krankenkassen im kommenden Jahr vor.

Ein Sprecher des Bundesamts für Soziale Sicherung (BAS) verwies in diesem Sinne auf eine schwierige finanzielle Situation der gesetzlichen Krankenversicherung, eine hohe Dynamik der Ausgaben der Kassen und unsichere wirtschaftliche Rahmenbedingungen. Deshalb haben die Experten errechnet, dass der Zusatzbeitrag im kommenden Jahr spürbar angehoben werden muss.

Update vom 16.10.2024, 14.20 Uhr: Krankenkassen-Beiträge steigen 2025- das sagen Experten

Im kommenden Jahr könnte die Krankenversicherung für viele gesetzlich Versicherte deutlich teurer werden. Experten aus dem sogenannten Schätzerkreis haben für das Bundestagswahljahr 2025 eine rechnerisch erforderliche Beitragssatzerhöhung um 0,8 Punkte auf 2,5 Prozent des beitragspflichtigen Einkommens ermittelt, wie das Bundesamt für Soziale Sicherung (BAS) in Bonn berichtete.

Im Schätzerkreis sind Spezialisten des Bundesgesundheitsministeriums, des BAS und des Spitzenverbands der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) vertreten. Es geht dabei um den Anstieg des sogenannten Zusatzbeitrags. Alle gesetzlich Versicherten zahlen den festen Beitragssatz von 14,6 Prozent - zur Hälfte getragen von Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Zusätzlich erheben die derzeit 95 gesetzlichen Krankenkassen zur Deckung ihrer Kosten einen Zusatzbeitrag, der ebenfalls zur Hälfte von beiden Seiten entrichtet wird.

Der durchschnittlich von den Krankenkassen erhobene Zusatzbeitragssatz lag im August bei 1,78 Prozent, so das Bundesgesundheitsministerium. Die Prognose des Schätzerkreises ist laut GKV eine theoretische Größe, die sich aus dem Verhältnis von laufenden Einnahmen und Ausgaben der Krankenkassen insgesamt ergibt.

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Rechnerisch würde eine Erhöhung um 0,8 Prozentpunkte bei einem Einkommen von 3.000 Euro brutto im Monat 12 Euro weniger netto bedeuten - die anderen 12 Euro übernimmt der Arbeitgeber. Wenn eine Kasse den Zusatzbeitragssatz erhöht, haben die Mitglieder ein Sonderkündigungsrecht. Bereits Anfang September hatten die Kassen gewarnt, dass ihre Ausgaben im ersten Halbjahr noch stärker angestiegen seien als im ersten Quartal.

Das Defizit sei auf über 2 Milliarden Euro angewachsen und werde im Gesamtjahr bis zu 4,5 Milliarden Euro erreichen. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) erklärte in einer ersten Reaktion: "Das deutsche Gesundheitswesen ist das teuerste in Europa, weil es in vielen Bereichen nicht effizient ist." Eine zentrale Ursache für die steigenden Kassenbeiträge seien die in Rekordtempo zunehmenden Ausgaben für Krankenhäuser. "Deswegen brauchen wir die Krankenhausreform."

Nach Angaben des Gesundheitsministeriums beliefen sich die Ausgaben der Kassen im ersten Halbjahr auf 161,3 Milliarden Euro - ein Anstieg um 7,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die Ausgaben für Krankenhausbehandlungen stiegen in den ersten sechs Monaten um 3,6 Milliarden Euro und waren damit ein wesentlicher Treiber der hohen Ausgabendynamik, hieß es im September vom Ministerium. Steigende Fallzahlen und wachsende Pflegepersonalkosten werden unter anderem als Gründe genannt.

Erstmeldung vom 16.10.2024, 8.40 Uhr: Experten beraten Krankassen-Beiträge - saftiges Plus wohl unausweichlich

Der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) hatte im September bereits mitgeteilt, dass er für 2025 von mit einem Zusatzbeitragssatz von mindestens 2,3 Prozent ausgeht. Der durchschnittlich von den Krankenkassen erhobene Zusatzbeitragssatz lag im August bei 1,78 Prozent, wie das Bundesgesundheitsministerium mitgeteilt hatte.

Der Chef der Techniker Krankenkasse, Jens Baas, hat im Vorfeld in einem Interview mit dem Handelsblatt angedeutet, dass die Beiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung insgesamt um bis zu 0,8 Prozentpunkte steigen könnten. Dies würde den aktuellen Beitragssatz von 16,3 Prozent auf 17,1 Prozent erhöhen, wobei die Kosten weiterhin gleichmäßig zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern aufgeteilt werden.

Wie die Bild-Zeitung vorrechnet, dass für einen Arbeitnehmer mit einem Bruttolohn von 2500 Euro dies eine Erhöhung von 10 Euro pro Monat bedeuten würde. Verdient jemand 3500 Euro brutto, wären es 14 Euro zusätzlich im Monat, während bei einem Gehalt von 4500 Euro ein Anstieg von 18 Euro pro Monat zu erwarten wäre.

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In einem Interview mit der Bild äußerte sich zudem DAK-Chef Andreas Storm zu den Gründen einer möglichen Preiserhöhung: "Die Bundesregierung hat die im Koalitionsvertrag vereinbarte Steuerfinanzierung für die Kassen nicht geleistet. Dazu gehört, Kassenbeiträge von Bürgergeld-Beziehern aus Steuermitteln zu finanzieren."

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Bei dem Schätzwert für das kommende Jahr handelt es sich allerdings nur um eine theoretische Größe. Wie sehr der Beitragssatz für die Versicherten wirklich steigt, entscheidet jede Krankenkasse für sich. Im Schätzerkreis sitzen Fachleute des Bundesgesundheitsministeriums, des BAS und des GKV-Spitzenverbands. 

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