Kulturelle Symbole sind kein Accessoire
Wenn man einfach mal in den Blick nimmt, welche Bedeutung Dinge wie traditioneller Schmuck für Menschen haben, die aus Kulturen mit einer Geschichte von Kolonialisierung kommen, wird klar, warum sie es gar nicht lustig finden, wenn andere daraus einen Faschingswitz machen.
Bis in die 70er-Jahre etwa war es amerikanischen Ureinwohnern in den USA verboten, ihre Religion auszuüben. Auch heute dürfen sie nur selten ihren traditionellen Schmuck auf Abschlussfeiern tragen. Ist es nicht verständlich, wie unverschämt es dann ist, wenn Mitteleuropäer sich dieser Symbole bemächtigen und sie als Teil meist billigster Kostümierung tragen?
Was da gerade beim beliebten "Indianer"-Kostüm (allein der Begriff ist falsch) an absurden Bildern vermittelt wird, spottet nicht nur jeder Beschreibung, sondern vor allem eben den Menschen, die aus den verballhornten Kulturen stammen.
"Ja, aber was ist, wenn sich andere als Deutsche verkleiden?"
Sehr beliebt ist auch das Argument, dass sich andere ja auch als alberne Karikatur eines typischen Deutschen oder Bayers verkleiden und zum Beispiel in Dirndl und Lederhose auftreten, obwohl das nicht ihrer Kultur entspricht.
Hier sollte man sich fragen, ob jemals ein Bayer daran gehindert wurde, eine traditionelle Tracht zu tragen? Wurde er unterdrückt und durfte seinen Dialekt nicht sprechen? Genau hier liegt nämlich der Unterschied. Es geht immer um Machtstrukturen: Wer kann etwa seine Trachten tragen, ohne Nachteile fürchten zu müssen?
Menschen aus Ländern mit einer Geschichte der Kolonialisierung mussten sich immer an die Gepflogenheiten ihrer Kolonialherren anpassen, um überhaupt als Menschen wahrgenommen zu werden. Wenn ihre unterdrückten Traditionen dann auch noch als billiger Witz getragen werden, über den herzlich gelacht wird, ist das nicht einmal mehr unlustig, sondern beleidigend und ja - rassistisch.
"Aber ich bin kein Rassist!"
Nein, nicht jeder, der ein rassistisches Kostüm trägt, ist deswegen gleich ein Rassist. Wir alle sind nicht frei von Prägungen, Vorurteilen und Handlungsweisen, die wir aber hinterfragen dürfen und sogar müssen.
Alle machen Fehler und können dazu lernen. Wie wäre es einfach mal, denjenigen zuzuhören, die betroffen sind? Jenen, die sich daran stören, dass sie nicht nur ganzjährig Opfer von Alltagsrassismus sowie institutionellem Rassismus werden, sondern darüber hinaus auch noch jedes Jahr verzerrte und beleidigende Karikaturen von ihnen in Massen auf den Straßen herumlaufen sehen.
Das eigene Verhalten überdenken und gegebenenfalls ändern, tut vielleicht manchmal etwas weh, aber keine Sorge, das ist Wachstumsschmerz.
Ergänzung Deutsche wurden sehr wohl unterdrückt und durften weder ihre Sprache sprechen noch ihre Kinder deutsche Namen geben. Ich spreche hier von der deutschen Minderheit in Polen zu Zeiten des Kommunismus.
Ich geh dieses Jahr als " Deutscher". Was wollt ihr damit erreichen ? Disney beutet seit Jahrzehnten Kulturen aus, die leben davon Abbilder zuerzeugen, die nicht mit der Realität übereinstimmen. Und jetzt ist es rasistisch als Indianer zu gehen? Für mich bedeutet Demokratie und Gerechtigkeit, dass nicht mit zweilerei Maß gemessen wird. Hier werden mit stupiden Gesetzen ganze Unternehmen zerstört. Dann macht ne Warnung vorne dran "karikativ zu verstehen", aber ich denke dass es sich ja hier nur um Ablenkung handelt, von wirklichen Problemen. Helau
Klar Heiner, mA kann wegschauen und nix tun, warten obs die Zeit regelt, oder mal wirklich des maul aufreissen und es ansprechen. Klar muss man net alle als reassisten bezeichnen, aber ihr Verhalten als rassistisch ansprechen ist völlig ok. Ne non binäre person als ork zu bezeichnen ist dazu noch anmaßend und beleidigend. Ich möchte einmal soviel fressen
Einen Rassimus kann er per se nicht geben, da es nach aktuellen Erkenntnissen keine Rassen gibt. Rassenlehre und das entsprechende Volabular entstammt der Diktatur von 1933 bis 1945. Das wollen Sie sich sicher nicht aneignen oder mir unterstellen.
Das mit den (auch real nicht existierenden) Orks war nicht auf eine Person gemünzt. Sollte das so verstanden werden, muss man sich eher über die eigene Wahrnehmung Gedanken machen.
Hallo Io Görz,
von einer Chefredakteur*in würde mich mir eine deutlich differenziertere Betrachtung wünschen, den Dirndl Vergleich ins Feld zu führen zeigt das auch Sie sich nicht mit der Geschichte dieses "Kostüms" befasst haben. Es wurde eingeführt um alte Ländliche Tracht zu verdrängen und Ländliche Kulturen zu brechen, hier landen wir bei der Unterdrückung, war das Dirndl am Anfang noch hoch geschlossen und "Anständig" so wurde es im dritten Reich überarbeitet und sexualisiert und dies sicherlich nicht zum Wohle der weiblichen Bevölkerung. Hier landen wir wieder bei Machtstrukturen die von weißen Männern geprägt wurden, wenn Sie also hier die Moralkeule schwingen wollen, so sollten auch Sie als Chefredakteur*in sich auch mit der Geschichte des Landes befassen, die Sie hier offenbar ausblenden. Weiterhin findet in Deutschland sehr wohl eine Unterdrückung von Dialekten statt, oft wird über die Ostdeutsche Bevölkerung und oder mittlerweile die Ländliche Bevölkerung Bayerns in abwertenden Stereotypen gesprochen. So einfach wie Sie es sich in Ihrem Kommentar machen ist die Sache also nicht. Vielleicht sollte der Appell in ihrem Kommentar daher auf Rücksichtnahme und Respekt pochen, nicht aber ebenso plump pauschalisieren, wie die Feindbilder die Sie malen. Ein Rassist ist ein Rassist, jemand der ein Kostüm trägt, trägt ein Köstüm, frage - wenn ein Europäer ein Stammeskleid von einem indigenen Amerikaner kauft - ist dann der Indigene auch ein Rassist?
Liebe Grüße
HD