Das ungeimpfte Schulkind war zunächst wegen einer akuten Entzündung der Rachenmandeln in einem Krankenhaus in Brandenburg behandelt worden, wie der Landkreis mitteilte. Das Krankenhaus habe am 27. September einen Verdacht auf respiratorische Diphtherie gemeldet. Der Verdacht habe sich durch Laboruntersuchungen bestätigt. Medienangaben zufolge handelt es sich um einen zehn Jahre alten Schüler einer Berliner Waldorfschule.
Schulkind (10) an Diphtherie erkrankt - Infektionskrankheit kann tödlich enden
"Die Information über den Befund haben wir am 28. September erhalten, waren dann mit dem Gesundheitsamt in Verbindung, das empfahl, die engeren Kontakte des Kindes auf Diphtherie testen zu lassen", sagte der Geschäftsführer der betroffenen Waldorfschule Havelhöhe in Berlin, Merten Bangemann-Johnson.
Neben anderen Maßnahmen wurden die Kinder der Klassenstufe des betroffenen 10-Jährigen für mehrere Tage vom Unterricht befreit. Aktuell bestehe laut Bangemann-Johnson keine erhöhte Diphtherie-Gefahr an der Schule. "Wir haben keinen anderen Gefährdungsstatus als andere Schulen."
Trotz der Krankheitsfälle sieht der Sprecher des Brandenburger Gesundheitsministeriums aktuell keinen Grund zur Panik. "Bei den Kindern haben wir eine sehr hohe Impfquote, die über dem bundesweiten Schnitt liegt", erklärte er. Aufgrund der sehr hohen Impfquote bei Kindern bestehe keine Sorge, vor einer weiteren Ausbreitung.
Ende des 19. Jahrhunderts starben mehr als 50.000 Menschen in Deutschland an Diphtherie
Aufgrund des Gesundheitszustandes war der betroffene Zehnjährige in eine Berliner Klinik verlegt worden, wie der Landkreis weiter erklärte. Dort wurde es intensivmedizinisch behandelt und zunächst invasiv beatmet. Der Bild-Zeitung zufolge wird das Kind an der Charité behandelt. Die Charité verwies auf Anfrage auf die ärztliche Schweigepflicht. Auch zum Gesundheitszustand des Kindes machte er keine Angaben.
Erkrankte Menschen können, im Fall einer Hautdiphterie, Wunden auf der Haut oder, im Fall einer Rachendiphterie - wie bei dem Zehnjährigen - , einen entzündeten Nasen-Rachen-Raum haben. Symptome einer Rachendiphtherie umfassen laut Robert Koch-Institut (RKI) unter anderem Halsschmerzen, Fieber, pfeifende Geräusche beim Einatmen, Schwellungen der Halslymphknoten, später kann eine Mandelentzündung auftreten. Die Erkrankung kann tödlich enden.
Einst war die Diphtherie als "Würgeengel der Kinder" bekannt. 1892 erlagen der Infektion in Deutschland mehr als 50.000 meist junge Menschen. 1913 wurde die Impfung eingeführt, wodurch die Zahl der Infektionen deutlich sank. 20 Jahre lang galt die Krankheit in Deutschland sogar fast als ausgerottet.
"Würgeengel der Kinder": Krankheit galt fast 20 Jahre fast als ausgerottet
In diesem Jahr gab es dem RKI zufolge in Deutschland bisher 37 bestätigte Fälle, davon zwei in Berlin. Seit Einführung des Infektionsschutzgesetzes 2001 liegen die Fallzahlen für Deutschland jährlich im ein- oder zweistelligen Bereich. Lediglich 2022 und 2023 wurden mehr als 100 Fälle registriert.
Eine Impfung gegen Diphtherie gehört zu den von der Ständigen Impfkommission (Stiko) empfohlenen Standardimpfungen für Säuglinge und Kinder und wird auch als Auffrischungsimpfung für Erwachsene alle zehn Jahre empfohlen.
Brandenburgs Gesundheitsministerium dringt angesichts der Diphtherie-Fälle auf einen besseren Impfschutz. "Nur durch gute Impfquoten lässt sich verhindern, dass sich die Diphtherie verbreitet", erklärte ein Sprecher des Ministeriums auf Anfrage. Es sei auch für Erwachsene wichtig, auf einen Impfschutz zu achten.