Die Corona-Isolationspflicht ist gekippt: Dieser absurde Egoismus ist langsam lächerlich - Kommentar

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Ein Kommentar von Anna Villmeter
Isolation nach positivem PCR Test
Eine Frau sitzt während der Isolation nach einem positiven Corona-PCR-Test auf ihrem Bett.
Isolation nach positivem PCR Test
Sebastian Gollnow/dpa

Nach vielen anderen Corona-Maßnahmen schafft Bayern ab dem 16. November die Isolationspflicht für Menschen mit Corona-Infektion ab. Krank in Gesellschaft zu sitzen war noch nie erstrebenswert. Ein Kommentar,

Bei allem Verständnis dafür, dass viele sich ‚ihr altes Leben‘ zurückwünschen – was auch immer das bedeuten soll, und ich will ja keinen traurig machen, aber genau so wird es eh nie wieder werden: Ich verstehe nicht, wie das Kippen der Isolationspflicht dabei helfen soll. 

Warum genau soll denn eine Person, die wissentlich Corona-positiv ist, andere dem Risiko aussetzen, sich ebenfalls anzustecken? ‚Du Oma, ich habe Corona, aber ich will dich so gerne sehen. Ich bin also gleich da!‘. Hä? 

Wer krank ist, bleibt daheim

Mir wäre es ehrlich gesagt sogar Recht, wenn Menschen mit Magen-Darm standardmäßig zu Hause blieben und ihre Kinder, wenn sie morgens gebrochen oder Durchfall haben, zu Hause ließen. Ich habe – überraschenderweise – keine Lust, samt der Familie kotzend über einer Kloschüssel zu hängen. 

Wie egoistisch ist unsere Gesellschaft eigentlich mittlerweile? ‚Also, ICH möchte mein Leben nicht mehr so stark beschneiden. Es reicht!‘  

Meine Güte Leute! Wer krank ist, bleibt daheim. Das war auch schon VOR Corona so. Auch wenn es schon damals viele nicht verstanden haben. In asiatischen Ländern trug man auch schon VOR Corona eine Maske, wenn man selbst krank war. Um ANDERE zu schützen. 

Gibt es keinen Mittelweg?

Genauso wie man auch tagsüber das Licht am Auto anmachen sollte, so wie in Schweden und Finnland seit über 50 Jahren, damit ANDERE einen besser sehen und von einem geparkten Auto unterscheiden können und nicht, damit ICH besser sehen kann. 

Und nein, ich bin nicht dafür, in Schulen standardmäßig zu testen. Und ja, auch ich finde es gut, dass wir die Quarantäne-Regeln aufgelockert haben und von 14 auf 5 Tage runter sind. Und ja, auch ich finde es besser, dass kein PCR-Test mehr nötig ist, um meine Kinder wieder zurück in Schule und Kita schicken zu dürfen.  

Aber es muss doch etwas zwischen diesen harten Regeln und der Haltung a la “Scheiß auf alles! Geht und steckt auch alle bewusst gegenseitig an” geben. Oder nicht? 

Von sogenannten “Windpocken-Partys”, zu denen man die Kids in den 80-igern noch geschickt hat, damit sie sich bewusst mit der Krankheit anstecken, hat man sich auch irgendwann distanziert, weil es ethisch und moralisch dann doch nicht ganz ok ist…  

Ich freue mich auf jeden Fall schon auf den ersten Moment, wenn man im Kino sitzt und jemanden laut hustend und rotzend hinter sich sagen hört: ‚Haha, ich dachte es mir schon! Mein Test ist positiv, aber wir haben ja keine Isolationspflicht mehr, deswegen habe ich unseren Kino-Abend auch nicht abgesagt!‘ 

Schön. Danke. Auch im Namen meiner Kinder.