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Bundesweit schon jetzt Straftaten mit Böllern und Co. - Faeser will "hartes Durchgreifen" in Silvesternacht


Autor: Stefan Lutter

Deutschland, Samstag, 30. Dezember 2023

Verbotenes Feuerwerk, Verletzungen durch Böller. Wie in jedem Jahr kommt es auch 2023 bereits vor der Silvesterknallerei zu zahlreichen Straftaten in Zusammenhang mit Feuerwerkskörpern. Für Brennpunkte in Berlin droht Innenministerin Faeser mit einer harten Gangart der Polizei.
Ein Feuerwerk ist während Deutschlands größter Silvesterparty hinter dem Brandenburger Tor zu sehen: Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) kündigt im Fall von Attacken auf Polizei und Einsatzkräfte in der bevorstehenden Silvesternacht harte Maßnahmen in Berlin an.


Nicht nur in Franken hat es bereits vor Silvester mehrere Vorfälle mit Feuerwerkskörpern gegeben. Bundesweit kam es am Donnerstag, Freitag und Samstag zu zahlreichen Verstößen im Zusammenhang mit Feuerwerkskörpern und Böllern.

Wir haben einige Polizeimeldungen aus dem Bundesgebiet zusammengefasst. Unterdessen kündigt Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) ein "hartes Durchgreifen" bei Vorfällen in der Silvesternacht in Berlin an. 

Polizeimeldungen vor Silvester: 27-Jähriger durch selbst gebastelten Knallkörper schwer verletzt

Ein 27 Jahre alter Mann ist durch einen Feuerwerkskörper schwer im Gesicht verletzt worden. Der Mann habe in Ebeleben im thüringischen Kyffhäuserkreis mit selbst gebastelten sowie verbotenen Knallkörpern hantiert, berichtete die Polizei am Samstag. Einen, der nicht zündete, wollte er sich demnach genauer ansehen. Dieser zündete plötzlich und verletzte den jungen Mann schwer.

Er musste mit einem Rettungshubschrauber ins Krankenhaus gebracht werden. In Weimar hatte es die Polizei mit Gruppen von Jugendlichen zu tun, die Feuerwerkskörper zündeten und sich damit auch gegenseitig beschossen. Es habe am Freitagabend einen Polizeieinsatz am Weimarer Goetheplatz gegeben, "um das unkontrollierte Abbrennen von pyrotechnischen Erzeugnissen durch mehrere Kleingruppen Jugendlicher zu unterbinden", berichtete die Polizei. Es sei die Identität von 23 Personen festgestellt worden. Sie erhielten laut Polizei Platzverweise. Mehrere Ordnungswidrigkeitsverfahren wegen Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz seien eingeleitet, Feuerwerkskörper sichergestellt worden.

Polizisten seien nicht mit Pyrotechnik angegriffen worden. Es habe nach bisherigen Ermittlungen weder Verletzte noch Sachschäden gegeben.

Feuerwerkskörper verletzt Einsatzkräfte in Augsburg

Laut der Polizei Schwaben Nord zündeten bereits am Donnerstag (28. Dezember 2023) mehrere bislang unbekannte Personen einen Feuerwerkskörper in Richtung von Einsatzkräften der Feuerwehr und der Polizei in der Hooverstraße in Augsburg.

Gegen 19.30 Uhr befanden sich die Einsatzkräfte aufgrund eines vorangegangenen Einsatzes an der Örtlichkeit. Während der Aufräumarbeiten zündeten mehrere bislang unbekannte Personen im Bereich der Hooverstraße Ecke Centervilleschule einen Feuerwerkskörper, der im unmittelbaren Nahbereich der Einsatzkräfte losging. Dadurch wurden eine Feuerwehrfrau und ein Polizeibeamter leicht verletzt.

Die Polizei ermittelt nun unter anderem wegen Tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte und gleichstehenden Personen sowie Gefährlicher Körperverletzung.

Kind (13) in Baden-Württemberg durch getohlene Böller verletzt

Gleich drei Straftaten, bei denen Feuerwerkskörper oder Böller im Spiel waren, meldet die Polizei Reutlingen (Baden-Württemberg).  Schwere Verletzungen habe sich demnach ein 13-jähriger Junge am Freitagnachmittag (29. Dezember 2023) in Rottenburg bei Tübingen zugezogen. Gegen 16.15 Uhr meldeten Zeugen bei der Rettungsleitstelle ein durch Böller verletztes Kind. Ersten Erkenntnissen zufolge hat ein 16-Jähriger im nahegelegenen Supermarkt eine Feuerwerksbatterie auseinandergebaut und einzelne Abschusshülsen gestohlen. Eine dieser Hülsen entzündete sein 13-jähriger Begleiter, wodurch er sich schwere Gesichtsverletzungen zuzog und mit dem Rettungsdienst in eine Fachklinik gebracht werden musste.

In Weilheim an der Teck sind Feuerwehr und Polizei am frühen Samstagmorgen (30. Dezember 2023) wegen einer brennenden Altpapiertonne am Marktplatz im Einsatz gewesen. Die Ermittlungen ergaben, dass Unbekannte gegen 3 Uhr mutmaßlich einen Feuerwerkskörper in die Tonne warfen, woraufhin sich das darin befindliche Papier entzündete. Das Feuer griff in der Folge auf neben der Tonne gelagerte Paletten mit Dämmmaterial sowie ein Fahrrad über, so dass ein Sachschaden von mehreren tausend Euro entstand.

Das Polizeirevier Esslingen hat Ermittlungen gegen einen bislang unbekannten Jugendlichen eingeleitet, der am Freitagabend einen 45-Jährigen mit einer Schusswaffe bedroht und anschließend geschlagen hat. Um 20.30 Uhr war ein Ehepaar unterwegs, als es auf eine Gruppe Jugendlicher traf, die Feuerwerkskörper zündeten. Nachdem sie von den beiden gebeten worden sind, dies zu unterlassen, entwickelte sich ein Streitgespräch. Im Zuge dessen zog einer der Jugendlichen eine Schusswaffe und bedrohte den 45-Jährigen damit. Eine Schussabgabe erfolgte nicht, jedoch schlug der bislang unbekannte Täter seinem Gegenüber unvermittelt gegen den Kopf und trat auf ihn ein. Anschließend flüchtete die Gruppe und konnte auch nach einer sofort eingeleiteten Fahndung mit mehreren Streifenwagen nicht mehr angetroffen werden. Der 45-Jährige musste nach rettungsdienstlicher Erstversorgung zur ambulanten Behandlung in eine Klinik gebracht werden.

Böller entzünden Hecke - und VW

Laut Polizeipräsidium Ulm führen am Freitag (29. Dezember 2023) gegen 16 Uhr Feuerwehr und Rettungskräfte in die Sachsenstraße in Uhingen. Von dort wurde der Polizei zunächst ein Fahrzeugbrand mitgeteilt. Im Laufe der Ermittlungen konnte in Erfahrung gebracht werden, dass mehrere Jugendliche dort Böller in eine Hecke geworfen hatten. Diese hatte sich hierdurch entzündet. Das Feuer war so stark, dass es auf einen daneben geparkten VW übergegriffen hat. Die Feuerwehr hatte das Feuer schnell unter Kontrolle. Der Gesamtschaden beläuft sich auf circa 10.000 Euro

Im hessischen Biebrich haben Unbekannte am Donnerstagabend einen Böller durch ein geöffnetes Fenster in eine Wohnung geworfen. Der Bewohner hielt sich gegen 19.50 Uhr im Wohnzimmer auf, als er aus einem anderen Zimmer ein lautes Knallgeräusch vernahm. Beim Nachschauen stellte er auf dem Teppich Reste eines Feuerwerkskörpers fest. 

Wie die örtliche Polizei mitteilt, war am Donnerstagmittag in Wiesbaden ein Exhibitionist unterwegs. Ein 28-Jähriger lief gegen 13.05 Uhr über die Straße, schrie die Autofahrenden an und entblößte vor diesen mehrfach sein Geschlechtsteil. Der von den verständigten Polizeikräften angetroffene Mann steht darüber hinaus im Verdacht, zuvor bereits Böller in Richtung von Fahrzeugen geworfen zu haben. Er wurde zur Ausnüchterung in Gewahrsam genommen muss sich in entsprechenden Ermittlungsverfahren verantworten.

Silvesterböller in Wohnhaus geworfen

Im westhessischen Limburg haben Unbekannte einen Silvesterkracher in ein Wohnhaus geworfen und die Hausbewohner dadurch leicht verletzt. Gegen 20 Uhr hielten sich die beiden Bewohner des Einfamilienhauses gerade in ihrer Küche auf, als plötzlich ein "Böller" durchs geöffnete Fenster flog und auf ihrem Boden explodierte. Durch den Knall wurden die 61- und 60-Jährigen leicht verletzt. Der oder die Täter hatten den Knaller aus Richtung der Straße geworfen und waren umgehend geflüchtet.

Auch in Thüringen hat am Donnerstag, 28. Dezember 2023, der Verkauf von Silvesterfeuerwerk begonnen. Jugendliche im gesamten Stadtgebiet von Weimar hätten ihre Erwerbungen laut der örtlichen Polizei sogleich ausprobieren wollen. Es kam zu vermehrten Beschwerdeanrufen von Anwohnern. Es konnten teilweise die Verursacher festgestellt werden, die nun eine Anzeige wegen Verstoß gegen das Sprengstoffgesetz erwarten. Auch wurde das gekaufte Feuerwerk sichergestellt, das zur erlaubten Zeit am 31.12.2023 bei der Polizeiinspektion Weimar wieder abgeholt werden darf. Die Polizei weist daraufhin, dass Böllern lediglich am 31. Dezember und 01. Januar erlaubt ist. Auf andere Art und Weise Pech hatte eine Feuerwerks-Käuferin in Bocholt (NRW): Als die Frau mit ihrem Fahrrad an einer Ampel wartete, ergriffen drei Jugendliche das auf dem Gepäckträger festgeklemmte Feuerwerk. Zwei Diebe flüchteten mit E-Scootern und einer mit einem Fahrrad..

In Rheinland-Pfalz wurde am Freitag, 29. Dezember 2023, ein Ordnungswidrigkeitenverfahren gegen einen 27-jährigen Urlauber aus Belgien eingeleitet werden, weil er gegen 22 Uhr Uhr auf dem Grundstück seiner Ferienwohnung in Bleckhausen Feuerwerk außerhalb der genehmigten Tage zündete.

Tausende Böller nach Deutschland geschmuggelt

Über 2000 Böller, die von Tschechien nach Deutschland geschmuggelt werden sollten, haben die Beamten alleine am Donnerstag beschlagnahmt.

In insgesamt 15 Fällen zeigte die Polizei Männer im Alter zwischen 16 und 35 Jahren an, so die Beamten. Gegen die Männer wird nun wegen Verstößen gegen das Sprengstoffgesetz ermittelt. Einige der Angezeigten fuhren zudem mit Schlagringen, Schlagstöcken und anderer - in Deutschland illegaler - Waffen über die Grenze bei Waidhaus (Landkreis Neustadt an der Waldnaab).

Seit Wochen warnt die Polizei davor Raketen und Böller aus Tschechien einzuführen. Sie können Menschen verletzen und sind zumeist in Deutschland nicht erlaubt. 

Suche nach illegalem Feuerwerk mit Hunden und Hubschrauber in Berlin

Kurz vor Silvester setzt die Berliner Polizei bei der Suche nach großen Mengen Feuerwerk auch einen Hubschrauber und Sprengstoff-Spürhunde ein. So wolle man Verstecke von illegalem Feuerwerk oder auch größere Depots legalen Feuerwerks für die Silvesternacht entdecken, sagte der Polizei-Einsatzleiter für den Jahreswechsel, Stephan Katte, am Freitag. Das Abfliegen der Dächer mit dem Hubschrauber in bestimmten Stadtteilen wie Nord-Neukölln und der Einsatz der Hunde habe zudem eine abschreckende und daher vorbeugende Wirkung, meinte er. In den vergangenen Tagen und Wochen vor Silvester seien bereits mehrere 100 Kilogramm illegale Böller und Raketen beschlagnahmt worden, hieß es.

Für die Silvesternacht hat die Polizei drei Brennpunktbereiche definiert: Nord-Neukölln und Kreuzberg vom Kottbusser Tor über den Hermannplatz bis fast zum Ende der Sonnenallee. Außerdem im Norden von Berlin das Gebiet von Moabit über Wedding und Gesundbrunnen bis zum Märkischen Viertel. Sowie Teile des Südens von Berlin, beispielsweise bestimmte Siedlungen in Lichtenrade, wo es vor einem Jahr Angriffe mit Böllern und Raketen auf Feuerwehr und Polizei gab.

In diesen Bereichen wird die Polizeipräsenz noch einmal deutlich erhöht, wie es hieß. Außerdem sollen Feuerwehrleute bei ihren Einsätzen von der Polizei begleitet und geschützt werden.

Innenministerin Faeser will "hartes Durchgreifen" in der Silvesternacht

Für die Silvesternacht kündigt Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) ein "hartes Durchgreifen" bei allgemeinen Gewaltausbrüchen oder auch Attacken gegen Polizisten an. Angesichts einer angespannten Sicherheitslage und drohender Krawalle sagte Faeser dem "Tagesspiegel" vom Samstag (30. Dezember 2023), dass die Sicherheitsbehörden äußerst wachsam seien und "die Sicherheitslage insgesamt auch zum Jahreswechsel genau im Blick" haben.

Die Ministerin weiter: "Unsere Einsatzkräfte haben es immer wieder erleben müssen, dass blinde Wut auf ihrem Rücken ausgetragen wird. Die Antwort darauf muss ein hartes Durchgreifen der Polizei, aber auch der Justiz sein." Die Bundesinnenministerin sagte weiter, die Berliner Polizei, die für die Einsätze in der Hauptstadt verantwortlich sei, könne an Silvester auf die Unterstützung des Bundes zählen. "Unsere Einsatzkräfte der Bundespolizei an den Bahnhöfen in Berlin verstärken wir mit vier Einsatzhundertschaften und weiteren zusätzlichen Einheiten. Dort werden wir etwa 500 Kräfte der Bundespolizei im Einsatz haben." Außerdem werde die Berliner Polizei mit weiteren 300 Bundespolizistinnen und -polizisten unterstützt.

Vergangenes Silvester war es insbesondere in Berlin zu Gewalt gegen Polizisten und Feuerwehrleute gekommen. Faeser sagte: "Nach einem Jahr, das viele sehr gefordert hat, will niemand sinnlose Gewalt an Silvester erleben. Das gilt gerade für die, die uns alle schützen."

"Es ist mit Straftaten zu rechnen"

Angesichts der angespannten Lage zum Jahreswechsel hat die Berliner Polizei eine für die Silvesternacht angemeldete propalästinensische Demonstration in Berlin-Neukölln verboten. "Es ist mit Straftaten zu rechnen - im Umfeld oder aus dieser Versammlung heraus", sagte Polizeipräsidentin Barbara Slowik am Samstag im RBB-Inforadio. Es sei mit einem Zulauf von Randalierern zu rechnen, die die Versammlung nutzen könnten, um Straftaten zu begehen. Nach Angaben der Polizei war der Beginn der Demo unter dem Titel "No Celebration During Genocide" ("Keine Feiern während eines Genozids") für Sonntag um 22.30 Uhr in Neukölln geplant.

Angekündigt waren 100 Teilnehmer, die Polizei ging aber von einem viel höheren Zustrom aus. Seit dem Terroranschlag der islamistischen Hamas auf Israel am 7. Oktober gibt es in Berlin Demos im Zusammenhang mit dem Gaza-Krieg. Dabei kam es in der Vergangenheit auch zu Ausschreitungen.

Die Berliner Polizei steht nach Krawallen und Ausschreitungen beim vergangenen Jahreswechsel vor einem ihrer größten Silvestereinsätze. 3000 Polizistinnen und Polizisten aus der Hauptstadt und anderen Bundesländern sind nach Angaben von Slowik in der Nacht auf den Straßen. 1000 weitere Beamte sind in Streifenwagen und Polizeiwachen im Einsatz. Dazu kommen 500 Bundespolizisten auf den Bahnhöfen. Gänzlich verhindern lassen werden sich Krawalle auch aus Sicht der Polizei nicht - eine Eskalation soll aber verhindert werden.

Raketen und Böller nur am Silvesterabend ab 18 Uhr erlaubt

Der Verkauf von Feuerwerkskörpern begann am Donnerstag und war noch bis Samstagabend erlaubt. Zünden darf man Raketen und Böller aber nur am Silvesterabend ab 18 Uhr - zu anderen Zeiten ist es verboten, was aber unter Umständen nicht jeder weiß. In vielen Orten Deutschlands kracht es schon seit Tagen immer wieder heftig, auch zahlreiche Zwischenfälle und Unfälle wurden schon gemeldet.

"Die politisch Verantwortlichen sollten eine Silvesternacht in einem Rettungswagen oder in einer Notfallambulanz verbringen, dann würde sich ihr Blick auf das scheinbar friedliche Silvesterfeuerwerk schnell ändern", sagte Bundesärztekammer-Präsident Klaus Reinhardt laut Mitteilung vor dem Silvesterwochenende. In Köln will die Polizei nach dem Terroralarm für den Dom die weltbekannte Kirche in der Silvesternacht streng absichern. Man werde sich so vorbereiten, dass man "möglichen Anschlägen" begegnen könne, sagte der Einsatzleiter. Es könne sein, dass man Polizistinnen und Polizisten mit Maschinenpistolen sehen werde. Sicherheitsbehörden hatten vor Weihnachten Hinweise auf einen möglichen Anschlagsplan einer islamistischen Gruppe erhalten, die sich auf Silvester bezogen. Die Sicherheitsvorkehrungen am Kölner Dom wurden schon für die Weihnachtsfeierlichkeiten erhöht. Für Touristen wurde der Dom bis auf weiteres geschlossen.

In Berlin gibt es am Brandenburger Tor wieder die traditionelle Silvesterparty. Sie soll in diesem Jahr größer ausfallen als zuletzt und ist zurück auf der Westseite des Tors. Auch ein Feuerwerk ist erstmals seit der Corona-Pandemie wieder geplant. Das ZDF überträgt live aus Berlin die Show "Willkommen 2024".

Ärztekammer fordert Böllerverbot zu Silvester

Die Bundesärztekammer fordert unterdessen ein bundesweites Böllerverbot an Silvester. "Die politisch Verantwortlichen sollten eine Silvesternacht in einem Rettungswagen oder in einer Notfallambulanz verbringen, dann würde sich ihr Blick auf das scheinbar friedliche Silvesterfeuerwerk schnell ändern", sagte Kammer-Präsident Klaus Reinhardt laut einer Mitteilung vom Freitag in Berlin. Neben der erhöhten Verletzungsgefahr durch Raketen und Böller seien insbesondere Rettungs- und Ordnungskräfte zum Jahreswechsel Bedrohungen und Angriffen ausgesetzt. 

Vergangenes Jahr gab es laut Ärztekammer allein 838 Menschen, die durch Silvesterknaller Verletzungen an den Augen erlitten - das sei ein Höchststand. Das seien rund 300 Verletzte mehr als in den Jahren vor der Corona-Pandemie. Zusammen mit den Ohr-, Brand- und Handverletzungen lag die Zahl demnach im vierstelligen Bereich. Besonders tragisch sei die hohe Anzahl minderjähriger Opfer.

Die Bundesärztekammer setze sich daher zusammen mit Umwelt- und Tierschutzorganisationen, Ärzteverbänden und Polizei für ein Böllerverbot an Silvester ein und fordert Unterstützung von Bund und Ländern. "Niemand möchte den Menschen die Möglichkeit nehmen, Silvester ausgelassen zu feiern. Aber für einen schönen Jahreswechsel braucht es kein Schwarzpulver", so Reinhardt.

Deutsche Umwelthilfe und Bündnispartner fordern Böller-Notbremse von Faeser

Auch die Deutsche Umwelthilfe (DUH) warnte zum Verkaufsstart von Pyrotechnik vor vielen Opfern und einer extremen Belastung von Einsatzkräften, Kliniken und Ärzten in der Silvesternacht. Gemeinsam mit einem Bündnis aus Bundesärztekammer, Gewerkschaft der Polizei sowie 20 weiteren Verbänden, Umwelt- und Tierschutzorganisationen forderte sie von Bundesinnenministerin Nancy Faeser eine "Böller-Notbremse", also ein kurzfristiges, sofort gültiges Anwendungsverbot für Böller und Raketen.

Hintergrund sind die extremen Ereignisse der vergangenen Jahre. Zu Corona-Hochzeiten hatte die Regierung bereits ein Böllerverbot ausgesprochen, damit Ärztinnen und Ärzte und Kliniken durch die vielen teils Schwerverletzten an Silvester nicht überlastet werden.

Die DUH ruft Bürgerinnen und Bürger weiter dazu auf, den Offenen Brief noch vor Silvester online zu unterzeichnen.

mit dpa

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