Bahnchefin Evelyn Palla will den kriselnden Konzern umbauen und Führungsstrukturen verkleinern. Auch für Fahrgäste soll es besser werden - beim Kernproblem Pünktlichkeit brauchen sie aber Geduld.
Im kommenden Jahr wird sich bei der Deutschen Bahn vieles verändern - voraussichtlich bleibt es aber noch bei sehr vielen Verspätungen im Fernverkehr. Konzernchefin Evelyn Palla stellt für 2026 in Aussicht, dass mindestens 60 Prozent der Fernzüge ohne größere Verspätungen ankommen werden. Das ist zwar etwas besser als in den vergangenen Monaten, als nahezu jeder zweite ICE und IC verspätet unterwegs war.
Von einem zuverlässigen Bahnverkehr kann mit diesem Ziel aber weiter keine Rede sein. «Wir können die Schiene nicht von heute auf morgen besser machen», sagte Palla am Donnerstag bei der Vorstellung ihres Konzepts zur Neuaufstellung des bundeseigenen Unternehmens.
Zwar werde die Bahn auch im nächsten Jahr mehr als 20 Milliarden Euro in die Ertüchtigung des überalterten und überlasteten Schienennetzes investieren. «Aber die Sanierung der Schiene wird nicht über Nacht erfolgen können», bekräftigte die Managerin.
Sofortprogramme sollen Fahrerlebnis verbessern
«Wir hatten auch im Jahr 2025 einen deutlich sinkenden Trend bei der Pünktlichkeit insbesondere im Fern- und Regionalverkehr», sagte Palla. «Es gilt nun, diesen fallenden Trend zu stabilisieren.» An dem von der Bundesregierung vorgegebenen Ziel einer Pünktlichkeitsquote von mindestens 70 Prozent bis Ende 2029 hält Palla fest.
Trotz der anhaltend schlechten Zuverlässigkeit auf der Schiene verspricht sie den Fahrgästen konkrete Verbesserungen: Mit drei Sofortprogrammen will sie dafür sorgen, dass sich die Sauberkeit und Sicherheit in den Zügen und auf den Bahnhöfen verbessert und auch die Bordbistros zuverlässiger funktionieren. Außerdem müssten die Kundeninformationen besser werden. Hier sollen die Reisenden schon im kommenden Jahr positive Veränderungen spüren.
Palla will Bahnkonzern neu aufstellen
Palla will zudem die Rahmenbedingungen ändern, unter denen die Verantwortlichen bei der Bahn versuchen, die Situation auf der Schiene zu verbessern. Dafür hat die Chefin ein Konzept zur Neuaufstellung des Konzerns vorgestellt, das ab dem 1. Januar umgesetzt werden soll und am Mittwoch vom Aufsichtsrat bestätigt wurde.
Es sieht vor allem in der Zentrale und auf den Führungsebenen eine radikale Verschlankung vor. Von rund 3.500 Stellen in der sogenannten Konzernleitung sollen rund 30 Prozent abgebaut werden, sagte Palla. Allein auf der Ebene unterhalb des Konzernvorstands werden rund die Hälfte von derzeit 43 Führungsposten gestrichen.