"Super-Gau": Digitalfunk mit bundesweiten Störungen - auch fränkische Behörden betroffen

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Auch fränkische Behörden betroffen: Digitalfunk mit bundesweiten Störungen - "Supergau"
Ein bundesweiter Ausfall des Digitalfunks erschwert einigen Behörden aktuell die Arbeit - auch in Franken.
Auch fränkische Behörden betroffen: Digitalfunk mit bundesweiten Störungen - "Supergau"
NEWS5 / Ferdinand Merzbach (NEWS5)

Der Digitalfunk BOS macht eine bundesweite Kommunikation von Behörden wie Polizei, Feuerwehr und Co. möglich. Aktuell gibt es jedoch bundesweite Störungen - auch in fränkischen Behörden.

In Deutschland ist es landesweit zu einer Beeinträchtigung des Digitalfunks der Behörden gekommen. Das teilte das Bundesinnenministerium auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Ausmaß und Ursache der Störung seien noch unklar. Derzeit lägen dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) jedoch keine Informationen zu einem Cyberangriff als Ursache der Störung vor, sagte eine Sprecherin der Behörde. 

"Tatsächlich liegt aktuell eine Störung im BOS-Digitalfunknetz vor", teilte ein Sprecher der Bundesanstalt für den Digitalfunk der Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BDBOS) mit. Und: "Die BDBOS und alle Partner befinden sich mit höchster Priorität in der Ursachenanalyse, um die Störung schnellstmöglich zu beheben."

"Grund zur Beunruhigung besteht nicht": Notrufe können weiterhin abgesetzt werden

Zunächst konnten noch keine spezifischen Informationen zu den Gründen der Störung gegeben werden. Unklar blieb damit auch, ob es sich um einen Defekt oder eine möglicherweise gezielte Beeinträchtigung wie einen Hackerangriff handelt. Die Behörde nennt den BOS-Funk als Kommunikationsmittel von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten, der mit mehr als 5.000 Basisstationen 99,2 Prozent der Fläche Deutschlands abdeckt.

"Der Digitalfunk BOS macht eine bundesweite und organisationsübergreifende Verständigung möglich", schreibt die Behörde. "Das eröffnet vielfältige Möglichkeiten und vereinfacht die Zusammenarbeit – nicht nur bei einfachen Einsätzen im Alltag, sondern gerade auch bei komplexen Einsatzlagen, in Krisensituationen und in Katastrophenfällen."

Auch fränkische Behörden scheinen von den Ausfällen nicht verschont geblieben zu sein. Wie das Landratsamt Aschaffenburg mitteilt, ist das Kommunikationssystem im Landkreis am Nachmittag ausgefallen. Die Zuständigen betonen: "Grund zur Beunruhigung besteht derzeit allerdings nicht. Notrufe können weiterhin, wie gewohnt, über die 112 oder 110 abgesetzt werden."

Kreis Aschaffenburg greift nach System-Ausfall auf Analogfunk zurück

Zudem seien bereits Übergangslösungen zur internen Kommunikation eingerichtet. So unterhielten das Landratsamt und die Feuerwehren im Landkreis beispielsweise auch noch den Analogfunk, der in regelmäßigen Abständen auf seine Funktionsfähigkeit geprüft werde. "Parallel wird mit Nachdruck an der Wiederherstellung der Funktionsfähigkeit des Digitalfunks gearbeitet. Zusätzlich sind auch die Feuerwehrgerätehäuser nach dem Leuchtturmkonzept besetzt und dienen als Anlaufstelle für Notfälle", teilt das Landratsamt mit. Am Abend gibt das Landratsamt Entwarnung: Gegen 20 Uhr sei die Dauerbesetzung der Feuerwehrgerätehäuser wieder aufgehoben und die Führungsgruppe Katastrophenschutz wieder aufgelöst worden. Auch in anderen Regionen gab es am Abend erste Entwarnungen.

Laut der Agentur News5 wurde der Ausfall auch den Einsatzkräften bei einem Unfall zwischen Scheßlitz und Burgellern (Landkreis Bamberg) zum Verhängnis. Demnach konnten diese nicht über Funk kommunizieren und mussten daher auf Handys ausweichen. Dies habe zu deutlichen Einschränkungen bei der Koordination von Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienst geführt. Das Polizeipräsidium Mittelfranken wollte sich dazu auf Nachfrage von inFranken.de jedoch nicht äußern.

Nach einer dpa-Umfrage in mehreren Lagezentren und Leitstellen von Rettungsdienst und Feuerwehr sind mehrere Bundesländer betroffen. Die Berliner Feuerwehr teilte mit, ebenfalls betroffen zu sein. Die Feuerwehr sei aber durchgehend handlungsfähig, sie könne zur Kommunikation andere Systeme nutzen. Auch die Berliner Polizei sprach von einer Störung.

Mehrere Bundesländer von Störung des Behörden-Funks betroffen

Sachsen ist laut dem Lagezentrum ebenfalls betroffen. Aus dem NRW-Innenministerium heißt es, man sei über die landesweite Störung zwar informiert und habe dies auch an die Dienststellen der Polizei weitergegeben. Es lägen aber bislang aus den Polizeibehörden vor Ort keine Meldungen über spezifische Ausfälle vor. Dies sei aber vorläufig nur eine Momentaufnahme.

Der Berliner Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Stephan Weh, sagte: "Der weitreichende Zusammenbruch des Digitalfunks ist der Super-Gau für unsere Sicherheitsbehörden und zeigt uns, wie anfällig unsere digitale Infrastruktur ist und wie fahrlässig es ist, sich auf Monopollösungen zu verlassen." Kommunikation sei heute wichtigstes Einsatzmittel. "Von ihr können Ende des Tages Leben und Tod abhängen."