49-Euro-Ticket startet bald - doch viele werden leer ausgehen: Das ist der große Haken

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49-Euro-Ticket startet bald - doch viele werden leer ausgehen: Das ist der große Haken
An den Ticketautomaten wird es gar nicht verkauft: Das 49-Euro-Ticket soll ausschließlich digital erhältlich sein. Viele Menschen werden damit von dem Angebot ausgeschlossen.
49-Euro-Ticket startet bald - doch viele werden leer ausgehen: Das ist der große Haken
Moritz Frankenberg (dpa)

Im Mai 2023 soll endlich das 49-Euro-Ticket eingeführt werden. Das ist allerdings nicht für jeden Grund zur Freude, machen Verbände deutlich. Werden viele das Ticket überhaupt nicht nutzen können?

Nach viel Hin und Her haben sich Bund und Länder Anfang des Jahres geeinigt: Zum 1. Mai 2023 soll das 49-Euro-Ticket in Deutschland starten. "Das Deutschlandticket wird ein echtes Multitalent", versicherte Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP). Als besonderen Vorteil stellt er dabei heraus, dass das günstige Monatsabo nur digital erhältlich sein wird - doch genau diese Tatsache könnte viele Menschen ausschließen.

"Wir brauchen in Deutschland kein Sparbuch, um Geld abzuheben. Und wir brauchen kein Papierticket, um Bus oder Bahn zu fahren", so Wissing. Gerade für ältere oder behinderte Menschen ist das "gute alte Papierticket" jedoch die bessere Möglichkeit. Viele besitzen kein Smartphone oder haben aus anderen Gründen keinen Zugang zum Internet. Von Senioren- und Behindertenverbänden hagelt es daher Kritik. Der Bundesbehindertenbeauftragte, Jürgen Dusel, forderte bereits im November laut "Bild"-Zeitung, dass das Deutschlandticket auch an Verkaufsschaltern und Automaten zu kaufen sein sollte. 

Deutschlandticket nur digital erhältlich: Was ist, wenn man kein Smartphone hat?

Mit seiner Forderung ist Dusel nicht alleine, auch die Arbeiterwohlfahrt (AWO) warnt vor der Diskriminierung aller, die digital nicht so fit seien, durch ein rein digitales Ticket. Der Bund hat als Lösung bisher nur eine Chipkarte angeboten. Zuvor hatte Bayern auf einen Kompromiss gedrängt. "Wir lassen uns nicht gängeln, sondern werden das Deutschlandticket so an den Start bringen, dass alle Menschen es nutzen können, auch dann, wenn sie kein Smartphone haben", sagte Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) nach Angaben des BR. Die Chipkarte könne wie das Handyticket deutschlandweit digital kontrolliert werden. "Wir wollen neue Fahrgäste gewinnen und nicht ausschließen", so Bernreiter.

Ob die physische Karte an den Verkaufsschaltern erhältlich sein wird, ist jedoch fraglich. Das monatliche Abo kann bisherigen Informationen zufolge nur online abgeschlossen werden. Dabei sprechen sich sogar die Verkehrsverbünde für ein Ticket in Papierform aus, zumindest für eine gewisse Übergangszeit. Denn nicht jeder Verbund kann bis Mai eine digitale Lösung bereitstellen. "In vielen Verbundräumen kriegen Sie noch jeden Monat den Papierschnipsel", sagt Ingo Wortmann, Präsident des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), laut Deutscher Presse-Agentur.

Und selbst Verbünde mit eigenen Apps böten oft nicht die Möglichkeit, auch ein Abo übers Handy abzuschließen. Da brauche es entsprechende Updates. Aus Sicht des VDV-Präsidenten ist deshalb zumindest bis Ende des Jahres für das 49-Euro-Abo auch eine Papierticket-Lösung notwendig. "Wir wären sonst zu Beginn nicht in der Lage, allen Menschen, die ein Ticket wollen, eines zu verkaufen", betonte er.

Schon allein aufgrund des Preises werden sich aber wahrscheinlich viele Menschen kein Ticket kaufen können - ob in Papierform oder digital. Viele Rentner*innen haben mit der Inflation zu kämpfen und kommen kaum über die Runden. Bürgergeld-Empfänger*innen stehen pro Monat nur 45 Euro für "Verkehr" zu, für sie wäre das Deutschlandticket ebenfalls zu teuer. Einzelne Bundesländer diskutieren bereits über eine vergünstigte Version des Deutschlandtickets, darunter Nordrhein-Westfalen und Hessen. Das Ticket würde sich an Geringverdienende richten.

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