Kritik an neuem Plan für die Rente ist massiv: "Ungleichheit wird verstärkt"

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In der Diskussion um die Reform der gesetzlichen Rente gibt es einen neuen, kontroversen Vorschlag. Experten und Verbände warnen davor.

Auch nach dem Beschluss des Rentenpakets kommt keine Ruhe rein bei diesem Thema. Jetzt wird darüber diskutiert, welche Möglichkeiten die Kommission unbedingt für eine Reform mit in Betracht ziehen sollte. Ein Vorschlag sorgt für Aufregung: Sollte man den Renteneintritt an die Beitragsjahre koppeln, statt ans Alter?

Arbeitsministerin Bärbel Bas findet den Vorschlag von Ökonom und Berater Finanzminister Lars Klingbeil, Jens Südekum "grundsätzlich ganz gut". Finanzexperten und Sozialverbände dagegen kritisieren solche Pläne.

Warum ist dieser Vorschlag zur Rente für Experten keine gute Idee?

Gegenüber der Rheinischen Post erklärte der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, den Grund für seine Ablehnung dieser Idee: "Der Vorschlag wird die Altersarmut nicht reduzieren, sondern Ungleichheiten verstärken."

Für Fratzscher würde es dazu führen, dass "Menschen und vor allem Frauen, die viele Jahre ehrenamtlich tätig waren oder sich um die Familie gekümmert haben, schlechter gestellt werden".

Bei der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) reagierte Hauptgeschäftsführer Steffen Kampeter mit Kritik an einem solchen Vorschlag. Die BDA hatte schon in der Vergangenheit immer gefordert, die Rente an die steigende Lebenserwartung zu koppeln und sich gegen eine Rente mit 63 Jahren ausgesprochen. In einer offiziellen Erklärung dazu auf der Internetseite des Verbandes sagt Kampeter: "Dieses war falsch, bleibt falsch – und wird auch zukünftig unter einer neuen Überschrift falsch."

Kommission für Reform der Rente soll alles überdenken

Grundsätzlich soll noch Weihnachten eine Rentenkommission eingesetzt werden, die dann bis Mitte 2026 konkrete Vorschläge zur Reform der Rente vorlegen soll. 

CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann erklärte dazu gegenüber den Zeitungen der Funke Mediengruppe: "Die Rentenkommission muss jetzt ohne Denkverbote und Vorfestlegungen arbeiten, ansonsten ergibt es keinen Sinn, sie einzurichten." 

Dazu gehöre für ihn auch, "die Überlegung, das Renteneintrittsalter an die Zahl der Beitragsjahre zu koppeln". 

Der Sozialverband VdK hält sich mit einer Aussage zum Vorschlag zurück

Im Rahmen der Verabschiedung des Rentenpakets äußerte sich die Präsidentin des Sozialverbandes VdK, Verena Bentele, durchaus positiv und erklärte, es sei "ein gutes Signal für die Demokratie. Die heutige Entscheidung öffnet den Raum für eine sachliche Debatte über die Zukunft der gesetzlichen Rente".

Auf Nachfrage von inFranken.de wollte man sich zu dem Vorschlag zum Renteneintritt in Verbindung mit den Beitragsjahren "derzeit nicht äußern". 

Allerdings machte Bentele zuletzt immer wieder deutlich, dass man von der Rentenkommission eine ausgewogene Betrachtung erwartet. Gerade auch bei der Regelaltersgrenze wird man beim VdK ganz genau hinschauen. Bentele: "Von Zielvorgaben bei der Kürzung des Rentenniveaus oder der Anhebung der Regelaltersgrenze halte ich gar nichts."

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