Viel scharf, wenig Inhalt: Kehrt Markus Söder nun auch offiziell der Politik den Rücken zu?
Autor: Robert Wagner
Bayern, Dienstag, 02. Juli 2024
Markus Söder gehört in den sozialen Medien zu den erfolgreichsten Politikern. Das feiert er nun und lädt zum Döneressen. Warum geht er nicht gleich ein Stück weiter? Eine Glosse.
Markus Söder hat jetzt 500.000 Follower auf Instagram. Toll. Das ist ein Grund zum Feiern - zumindest für den im Nebenberuf als bayerischer Ministerpräsident tätigen Influencer selbst. "Das ist 'ne Riesensache", sagt Söder. Stimmt: Politisch gab und gibt es ja sonst wenig zu feiern, da muss man sich an den kleinen Dingen erfreuen.
Zur Feier des Tages lädt das Modell für Trachten und Funktionskleidung nun also zum Döneressen ein. Fünf Follower mit jeweils einem Freund dürfen mit dem Landesvater Drehspieß im Fladenbrot verzehren. Doch Vorsicht: Wenn Söder seinen Döner so mag, wie seine Politik, wird es unangenehm: Viel scharf, sonst wenig Inhalt.
Söders eigene Döner-Kette?
Dass Söder in den sozialen Medien aktiv ist, ist an sich nicht verwerflich. Und tatsächlich ist er dort auch deutlich erfolgreicher, als andere Politiker - was daran liegen könnte, dass er dort mehr tut, als nur den Inhalt seiner Aktentasche zu entleeren. Aber dennoch: Hat der Mann nichts Wichtigeres zu tun?
Natürlich: Bei seinem Auftritt bei "Inas Nacht" vor wenigen Tagen zeigte Söder wieder einmal, was für ein Medienprofi er ist. Aber statt Seemannslieder zu trällern, könnte er sich ja auch um die Opfer der Flutkatastrophe in Bayern kümmern. Statt sich darüber auszulassen, dass wir Deutsche endlich wieder mehr arbeiten sollten, könnte er beispielsweise mal häufiger selbst im Landtag erscheinen: Nur bei jeder vierten Sitzung sei er überhaupt anwesend, hatte die SPD im vergangenen Jahr kritisiert.
Aber vielleicht ist Söder der Politik auch einfach entwachsen. Vielleicht sehnt er sich nach vielen Jahren in der CSU auch nach einer neuen Herausforderung. Vielleicht wird "Söders Kebab" vom Marketing-Gag ja zur echten Job-Alternative für den 57-Jährigen. Die passenden T-Shirts hat er ja jetzt schon mal.
Ich sehe es schon vor mir: Söder etabliert in seiner Heimatstadt Nürnberg gleich eine ganze Döner-Kette. Dort könnte er sich statt über den Einfluss der Berliner Politik über die aus dem Boden schießenden Berliner Döner echauffieren. Er könnte sein Fladenbrot so befüllen, wie er es laut #söderisst gerne mag: Viel Fleisch, wenig Salat. Und dazu gibt es als Bier getarnte Cola light. Auf den Läden prangert sein Konterfei, angelehnt an Söders Mondmission Bavaria One. Söder im Schweiße seines Angesichts - zehn Stunden täglich Fleisch schneiden am heißen Dönergrill. Mach es Maggus!