"Wir müssen wieder mehr arbeiten": Söder sieht Griechenlands Sechs-Tage-Woche als Vorbild

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Deutschland brauche wirtschaftlichen Aufschwung, so Markus Söder. Bei der Frage, wie man dies erreichen kann, blickt der CSU-Chef nach Griechenland: Dort kann ab Juli sechs Tage in der Woche gearbeitet werden.

Arbeiten die Deutschen zu wenig? Das zumindest glaubt Bayerns Ministerpräsident Markus Söder. "Wir müssen wieder mehr arbeiten" hatte er im Gespräch mit der Bild am Wochenende gefordert. 

Als positives Beispiel hatte Söder dabei ausgerechnet Griechenland genannt, welches ab dem 1. Juli 2024 auf freiwilliger Basis eine Sechs-Tage-Woche einführen wird. "In Griechenland gibt es jetzt zum Beispiel eine Sechs-Tage-Woche, bei uns wird über eine Vier-Tage-Woche diskutiert", so der bayerische Landeschef skeptisch. 

Flexible Arbeitszeiten - oder einfach mehr Arbeit?

Deutschland spiele demnach "ökonomisch inzwischen leider in der Abstiegszone", so Söder, der seine Forderung ebenfalls im Fußballjargon vorbringt: "Im Fußball würde man sagen: Über den Kampf zum Spiel finden". Was ist von Söders Forderung zu halten?

Tatsächlich geht es in Griechenland in erster Linie wohl um eine Flexibilisierung des Arbeitsmarktes: Gerade im Tourismus fehlen Arbeitskräfte. Mit der Sechs-Tage-Woche können Arbeitnehmer ihre Stunden anders auf die Woche verteilen. Die Gesamtarbeitszeit wird dabei nicht unendlich wachsen können: Die europäischen Vorgaben zur Maximalarbeitszeit  (48 Stunden pro Woche) bleiben erhalten. In Griechenland arbeiten Erwerbstätige laut Statistischen Bundesamt schon jetzt (Stand 2022) 41 Stunden pro Woche (in Deutschland 35,3 Stunden).

Flexible Arbeitszeiten sind dabei in Deutschland schon jetzt möglich, wie Anja Piel, Vorstandsmitglied im Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) gegenüber der Berliner Morgenpost klarstellt. „Eine Verteilung der Arbeitszeit auf mehr als fünf Tage in der Woche mit entsprechendem Ausgleich ist in Tarifverhandlungen jederzeit möglich.“

Keine Akzeptanz in Deutschland

Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, machte gegenüber der Berliner Morgenpost dabei klar, dass eine Sechs-Tage-Woche in Deutschland weder gesellschaftlich durchsetzbar, noch überhaupt sinnig sei. Demnach liege das größte Arbeitskräfte-Potenzial in Deutschland an anderer Stelle: Bei nicht-erwerbstätigen Frauen und in Teilzeit arbeitenden Menschen.

„Viele Frauen in Teilzeit möchten gerne deutlich mehr Stunden arbeiten“, so Fratzscher. „Dies erfordert Reformen des Ehegattensplittings, der Mitversicherung und der Minijobs und massive Investitionen in den Ausbau von Kitas und Schulen.“ 

Dies zeigt auch ein Fall aus Bamberg: Im Gespräch mit inFranken.de erklärte eine Frisörin, warum sie angesichts der aktuellen Regeln nur noch einen Tag pro Woche arbeitet, obwohl sie gerne mehr arbeiten würde

Vorschaubild: © Sven Hoppe/Klaus-Dietmar Gabbert/dpa