Die Bamberger Frisörin Eva Dengel sieht keinen Sinn mehr darin, Vollzeit zu arbeiten. Nach einer Kalkulation traf sie den Entschluss, nur noch einmal in der Woche anzutreten. Eine Kollegin reduzierte daraufhin ebenfalls ihre Stunden.
"Ich wusste schon im Kindergarten, dass ich Frisörin werden will", sagt Eva Dengel im Gespräch mit inFranken.de. Der Kontakt mit der Kundschaft, die kreative Tätigkeit - für die 35-Jährige ist der Job ein Traumberuf an. Doch inzwischen arbeitet sie nur noch dienstags in der "Haarwerkstatt", einem Frisörsalon in der Bamberger Sandstraße.
"Von 2005 bis 2018 habe ich noch Vollzeit gearbeitet, dann habe ich einen Sohn bekommen. Nach meiner einjährigen Elternzeit bin ich mit einem Tag pro Woche eingestiegen", berichtet sie. Und das nicht nur aus Betreuungsgründen: "Meine damalige Kollegin hat 20 Stunden gearbeitet, und ich acht pro Woche. Letztlich blieben ihr 100 Euro mehr."
"Rechnet sich wirklich nicht": Steuerabgaben bewegen Bamberger Frisörin zu drastischer Stundenreduktion
Hauptgrund für das beinahe identische Entgelt seien die verschiedenen Steuerklassen und damit verbundenen Abgaben. In Dengels Kalkulation mit hinein spielte auch die längere Betreuung für ihr Kindergartenkind bei mehr Arbeitsstunden. "Die kostet ja auch wieder", gibt die Frisörin zu bedenken. Jetzt spare sie sich die Kosten für das Mittagessen und die Mittagsbetreuung. "Ich denke, dass manche Frauen, die in Teilzeit arbeiten, sogar noch draufzahlen", lautet ihre Vermutung. Überdies wohne sie mit ihrem ausreichend verdienenden Mann im Bamberger Umland, schildert die 35-Jährige.
"Ich fahre etwa 30 Kilometer einfach und müsste 500 bis 600 Euro mehr verdienen, damit sich das rechnet." Einen Arbeitsplatz in ihrer ländlichen Heimat könne sie sich momentan nicht vorstellen, da sie die Arbeit in der Stadt mehr schätze und hier noch ihren Kundenstamm aus früheren Zeiten habe. "Wenn es sich lohnen würde, würde ich auch einen oder zwei Tage mehr arbeiten, Arbeit gäbe es genug. Es ist aber verrückt, es rechnet sich wirklich nicht."
Als die Kollegin in Teilzeit nach Dengels Reduzierung die beiden Gehälter verglich, "ist sie auf 450 Euro runtergegangen". Nach den heutigen Maßstäben verdient Dengel laut eigenen Angaben 520 Euro und hat keine steuerlichen Abzüge. "Das finde ich okay." Wenn sie Steuern zahlen würde, wolle sie wenigstens wissen, "dass es bei den Rentnern und denen, die es wirklich brauchen, ankommt". Doch das bezweifle sie und sorge privat für ihre Rente vor.
Paar aus dem Bamberger Umland entscheidet sich gegen Ehegattensplitting
Das Paar habe viele Überlegungen zu Splitting und Co. hinter sich und sich - auch wegen eines Hausbaus - letztlich für mehr Geld im Monat und gegen die gebündelten Rückzahlungen nach der Steuererklärung entschieden. Ihr Mann sei vor ein paar Monaten beruflich aufgestiegen, vorher habe er durchschnittlich verdient, berichtet die Frisörin. "Ich frage mich, wie es andere Familien machen", sagt Dengel. "Manche Männer verdienen ja nicht so viel. Ich kenne viele Mütter und Frauen, die es schwer haben."
Die Phänomene des deutschen Arbeitssystems sind immer wieder in den Schlagzeilen. Eine Beispiel-Rechnung soll etwa zeigen, warum sich Vollzeit-Arbeit kaum lohnt. Und sogar Rentner mit einer recht kleinen Rente müssen Steuern zahlen. Eine Politikerin stellte dazu unlängst eine klare Forderung. Weitere Nachrichten aus Bamberg und Umgebung findest du in unserem Lokalressort.
Jeder der in Vollzeit arbeitet und steuern zahlt sollte testweise Teilzeit auf 70% arbeiten.
Plötzlich wird das Leben lebenswerter und die teilweise extreme Steuerbelastung verkehrt sich in erstaunlich gute Nettolöhne zum Arbeitseinsatz.
Als Vollzeitsteuerzahler ist man Melkkuh und verpasst wie die Kinder aufwachsen. Viele tun es nur wegen der Schulden für das neue Prestigehaus.
Der einzig sinnvolle Kommentar stammt von frankyboy, der Rest ist Sozial-Hetze und stammt von Leuten, die den Artikel nicht verstehen (wollen)!
Lohnsteuerklasse 3/5 praktizierten schon meine Eltern, viele Bekannte und auch ich, der jeweils geringer Verdienende sorgt zu Hause für die Kinder!
Meine Frau z.B. bekommt ca. 350 € Rente, die wir gerne für Luxus und Urlaub ausgeben und wir leben zusammen gut von meiner Rente!
Mein Kommentar geht sicher nicht am Thema vorbei und ich habe auch gelesen: Hauptgrund sind die verschiedenen Steuerklassen . Das man bei 8h / Woche möglicherweise gar keine Steuern und Sozialabgaben zahlt hängt vom Stundenlohn ab, den ich nicht kenne. Bei 8 h und 12, 80€ x8x4 = ca. 400€ wäre das der Fall . Als meine Frau noch gearbeitet hat hatten wir auch 5/3 , nach dem 2. Kind hat sie aufgehört, wir hätten ein zweites Auto gebraucht und der Lohn war sehr gering, ich habe genug verdient wie auch der Mann der Frisörin. Einen 400€ Job hatte sie noch. Das kann man nicht mit einem sozialversicherungspflichtigen Teilzeitjob überhaupt nicht vergleichen, da gibt es keine oder kaum Rentenansprüche, kein Arbeitslosengeld. Ihre Minni Rentenansprüche von heute würden zum Leben nicht reichen. Darum geht es hier vielleicht gar nicht um Sozialleistungen die der Staat zur Verfügung stellt, denn da gibt es keine ,wenn der Mann gut verdient, außer Kindergeld. Warum die Kollegin nur 100€ mehr hat erfährt man nicht, welche Steuerklasse hat sie, hat sie Kinder, hat sie den gleichen Stundenlohn, ist sie verheiratet, hat sie noch einen anderen Job? Der Kommentar von Deschain kritisiert zwar meine Meinung, schreibt aber nicht was daran falsch sein soll und was seine Meinung ist. Da hat er es sich doch sehr einfach gemacht, das kann ich auch ohne nachzudenken. Dieser Kommentar hat mit dem Thema nun aber gar nichts zu tun. da geht es wohl nur darum andere Meinungen zu kritisieren. Immerhin fast 2 Zeilen Text.
...nicht zu vergessen: in dieser Beruf gibt es auch noch andere Einnhamequellen ;-)
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