Das Logo hielten viele zunächst für einen schlechten Scherz - oder eine Fotomontage. Eineinhalb Wochen vor der Landtagswahl fährt Markus Söder schwere Geschütze auf: Denn der bayerische Ministerpräsident möchte sein Bundesland ins All befördern. Und das Logo des Raumfahrtprogramms "Bavaria One" ziert ausgerechnet sein eigenes Konterfei.
Das Foto zeigt Söder aber nicht, wie teilweise der Eindruck erweckt wurde, bei der Vorstellung des Programms in der Staatskanzlei, sondern bei einem anschließenden Wahlkampfauftritt bei der Jungen Union. Und die JU benutzt das Logo nach eigenen Angaben schon seit August. Söder wies daher die Häme zurück. Bayern werde auf Dauer nur erfolgreich sein, wenn der Freistaat den Blick in die Zukunft wage, hatte Söder schon am Dienstag in der Staatskanzlei betont.
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Auf seinem Twitter-Account ließ Markus Söder seine Follower an den Plänen zu "Bavaria One" teilhaben: "Mit unserem Raumfahrtprogramm entwickeln wir aus dem All Lösungen für Probleme der Menschen, bei Medizin oder Ökologie." 700 Millionen sollen dafür in einen bayerischen Satelliten und die größte Raumfahrtfakultät Europas, angesiedelt an der Technischen Universität München, investiert werden. Bei München soll außerdem eine 400 Meter lange Hyperloop-Teststrecke gebaut werden. Auf zehn Jahre ist das Programm zunächst angelegt.
Aufregung über "Bavaria One"-Logo
Ein Tweet samt Foto zeigt Markus Söder bei seiner Rede im Kabinett, hinter ihm das Logo des Weltraumprogramms: Das Konterfei Söders in den bayerischen Landesfarben, blinkende Sterne im Hintergrund und der Schriftzug "Bavaria One - Mission Zukunft" als Rahmen. "Zukunft heißt Technologie. Bayern ist Marktführer: wir investieren in Digitalisierung, Robotik, künstliche Intelligenz, Hyperloop und Raumfahrt und entwickeln sogar Quantencomputer", schreibt Söder dazu auf Twitter.
Bei einer solchen Steilvorlage ließen die kreativen Twitter-Reaktionen unter den Hashtags #BavariaOne und #SöderchensMondfahrt nicht lange auf sich warten. Kaj Hoffmann beispielsweise prophezeit eine nahende bayerische Weltrauminvasion:
AD Karnebogen hat schon genaue Vorstellungen vom Entwurf des ersten bayerischen Raumschiffs.
Und User Halöle attestiert Markus Söder einen gewissen Grad an Größenwahn.
Andere Nutzer stören sich ganz besonders daran, dass ausgerechnet Markus Söders Gesicht als Motiv herhalten muss.
Söders politischen Gegner haben unterdessen nur Spott für Söders Weltraumträume übrig. SPD-Politiker und Bundesvorsitzender der Jusos Kevin Kühnert kritisierte direkt unter Söders zweitem Tweet, dass die CSU beispielsweise lieber in bezahlbare öffentliche Wohnungen, gebührenfreie Kitas oder unbefristete Jobs für Angestellte Lehrkräfte investieren solle. "Vielleicht muss man wirklich hinterm Mond leben, um Prioritäten so zu setzen", lautet Kühnerts Fazit.
Der bayerische SPD-Fraktionsvorsitzende Markus Rinderspacher findet ebenfalls deutliche Worte: "Wenn #SöderchensMondfahrt so professionell angegangen wird wie das #CSU-Programm zur Versorgung bayerischer Haushalte mit Glasfaser, dann schafft es Dr. Söders unbemannte Rakete nicht mal bis zum nächsten Supermarkt." SPD-Spitzenkandidatin Natascha Kohnen teilte den Tweet und damit die Meinung ihres Kollegen.
Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger schlug als Alternativtitel für das Raumfahrtprogramm "Bavaria Größenwahn" vor und schrieb über den Wahlkampf der CSU: "Wenn schon an die Wand fahren, dann mit fliegenden Fahnen!" Und sein Parteikollege Michael Moser postete ein besonders naheliegendes Motiv: Markus Söder bewaffnet mit Lichtschwert und einem Stormtrooper an seiner Seite.
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