Mädchenfußball stirbt in Bayern aus - Lage in Franken alarmierend

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Mädchenfußball ist deutlich unbeliebter als noch vor ein paar Jahren. In Bayern sind die Zahlen alarmierend. Symbolfoto: Jeffrey F Lin/unsplash.com
Mädchenfußball ist deutlich unbeliebter als noch vor ein paar Jahren. In Bayern sind die Zahlen alarmierend. Symbolfoto: Jeffrey F Lin/unsplash.com

Der Mädchenfußball in Bayern stirbt langsam aus. Fränkische Regionen sind besonders betroffen, wie neuesten Zahlen zeigen. Der DFB setzt auf eine Kampagne, um das Problem zu lösen.

In ganz Deutschland spielen immer weniger Mädchen und junge Frauen Fußball. Die Situation in Bayern ist allerdings weit aus dramatischer als in anderen Bundesländern. Insbesondere der Norden Bayerns hat dabei die meisten Probleme. "Ein Talent aus Unterfranken in den bayerischen oder gar deutschen Spitzenfußball zu hieven, war in den letzten zehn Jahren faktisch unmöglich" sagt Heinz Reinders. Reinders ist Professor für empirische Bildungsforschung an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Er hat im Rahmen des "Nachwuchsförderzentrums für Juniorinnen" eine Studie durchgeführt, die zeigt, wie rückläufig die Zahlen in Bayern sind.

Mädchenfußball in Bayern: In Württemberg und Westfalen ähnlich dramatisch

Im Jahr 2010 waren 1305 bayerische Mädchenmannschaften bis zur U17 beim Bayerischen Fußball-Verband gemeldet. 2019 sind es noch 712 - ein Rückgang von mehr als 45 Prozent. "Eine Sportart, die fast jedes zweite Team verliert, ist in sehr großer Not" sagt Reinders zur Entwicklung innerhalb der letzten zehn Jahre.

Der Bildungsforscher sieht die Ursache des Beteiligungsrückgangs in der fehlenden Förderung strukturschwacher Regionen. Dabei rücken vor allem die fränkischen Regionen in den Fokus. Fest macht Reinders an der Unzufriedenheit der Vereine, die er und seine Kollegen seit 2011, alle zwei Jahre, messen. Die Stimmung unter den fränkischen Vereinsfunktionären ist in den letzten Jahre schlechter geworden: In Mittelfranken ist die Zufriedenheit zum Beispiel um 14,4 Prozent gesunken. Spitzenreiter der Unzufriedenheit in Bayern ist allerdings Unterfranken. Dort ist der Wert um 16,9 Prozentpunkte nach unten gegangen.

Zum Vergleich: Der bayerische Durchschnittswert liegt bei einer Verschlechterung um neun Prozent.

Im Kontrast zu den fränkischen Regionen steht die Landeshauptstadt. "Wir können sagen, je näher es nach München geht und je strukturstärker eine Region ist, desto besser schätzen Vereine die Lage im Mädchenfußball ein", sagt Randers in der Studie. Der 47-Jährige kann den Unmut der Vereine in strukturell schwächeren Regionen verstehen: "An der Basis rumort es, weil die Vereine das Gefühl haben, sie machen die ganze Arbeit und der Verband schöpft die Leistungsträgerinnen ab." Das demotiviere die Vereine und forciere das Wegsterben das Mädchenfußballs in Bayern weiter, so Reinders.

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) versucht das Problem seit 2018 verstärkt anzugehen. Vor allem via Instagram will der DFB mobilisieren: "Sie soll nicht nur junge Mädchen ansprechen, die gerade erst überlegen, mit dem Fußballspielen anzufangen, sondern auch gestandene Spielerinnen aus den DFB-Stützpunkten und Auswahlmannschaften", hieß es von Seiten des Verbandes.

Ob diese Kampagne oder die Kritik der Würzburger Wissenschaftler eine Auswirkung auf das Sterben des Mädchenfußballs in Bayern haben, werden wohl erst die Zahlen der nächsten Studie zeigen.