"Kann ihm jemand sein Handy wegnehmen?" Söder empört mit "wokem" Tweet

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Söder empört mit "wokem" Tweet
"Sprachpolizei im Bierzelt": In einem neuen Tweet holte Markus Söder zum Rundumschlag gegen das Gendern und "Wokeness" aus.
Söder empört mit "wokem" Tweet
Sven Hoppe (dpa)

Mit einem Tweet über "Wokeness" und eine angebliche "Sprachpolizei" traf der bayerische Ministerpräsident Markus Söder - zumindest auf Twitter - nicht auf Zustimmung. Für den Post erntete er eine Menge Kritik - und sogar Rücktrittsforderungen.

Markus Söder ist nicht gerade für seine "Wokeness" bekannt: Der Begriff meint ein Bewusstsein für gesellschaftliche Ungleichheiten und politische Korrektheit, zum Beispiel in Bezug aufs Gendern. Auf geschlechterneutrale Sprache hat er auch in einem aktuellen Tweet vom Mittwoch (21. September 2022) Bezug genommen. Er brauche keine "Sprachpolizei" im Bierzelt. Polizist*innen oder wie er sagt, Polizisten, gehören für ihn auf die Straße. "Wokeness" sei "illiberales Spießertum". Er setzt lieber auf "LiberalitasBavariae". Das heißt laut ihm: "Jeder soll sich anziehen, essen und reden, wie er will."

Kürzlich hatte sich der bayerische Ministerpräsident schon auf dem Münchner Oktoberfest ähnlich geäußert. Das Massenereignis sei für ihn laut der Deutschen Presseagentur ein "Fest von Freude und Freiheit" gewesen. Er sei dafür, "dass es keine Verbote von Liedern gibt", sagte Söder, der dafür im Festzelt nach anfänglichen Buhrufen laut bejubelt wurde. Vor dem Fest war diskutiert worden, ob der umstrittene Schlager "Layla" auf der Wiesn gespielt werden soll oder nicht.

Söder: "Wir wollen keine Sprachpolizei im Bierzelt!"

Mit seinem "Sprachpolizei"-Tweet stieß Söder nicht unbedingt auf Begeisterung. Die Antworten mit den meisten "Gefällt mir"-Angaben lautet: "Jeder soll auch liken, was er will. Zum Beispiel diesen Reply viel mehr als Ihren Tweet!" Das hat der Twitter-User noch nicht ganz erreicht. Denn seine Antwort auf Söders Tweet hat 213 Likes, während der Ursprungstweet 3774 Likes hat.

Ein anderer Nutzer macht auf einen seiner Meinung nach deutlichen Widerspruch aufmerksam: "Der Bayerische Ministerpräsident fordert, niemanden einschränken zu wollen, wenn es um Sprache, Essen etc. geht, macht selbiges aber im gleichen Satz nicht, indem er andere angeht, die anderer Meinung sind." Ein User erinnert Söder an eine seiner jüngsten Aussagen: "Ach, aber der Hofreiter soll sich die Haare schneiden? Was für ein populistischer Schwachsinn."

Damit nimmt er Bezug auf Söders Aussage vom CDU-Parteitag am 9./10. September 2022 in Hannover. Dort hat der Ministerpräsident über seinen Kollegen Anton Hofreiter (Grüne) gelästert: "Ich glaube Anton Hofreiter erst dann, dass er für die Bundeswehr ist, wenn er sich endlich einen ordentlichen, militärischen Haarschnitt zulegt." Phoenix hatte berichtet.

Einige Kritiker*innen kaufen Söder nicht ab, dass jede*r sein könne wie er oder sie wolle, denn: "Es sei denn er gendert, trägt Kopftuch oder besteht auf die Trennung von Staat und Religion. Dann kommt die PoliciaBavaria und setzt diesem unbayerischen Treiben ein Ende." "Außer es geht natürlich um alles, was dem katholischen Weltbild widerspricht", schreibt eine andere.

Reaktionen auf Söder-Tweet: "Ihr seid doch die Sprachpolizei!"

Eine Userin sieht außerdem Ähnlichkeiten zur AfD: "AfD oder CSU? Man weiß es nicht so richtig." Ein anderer fragt: "Kann ihm mal jemand das Handy wegnehmen, solange er noch drei Maß intus hat?" Dabei trinkt der bayerische Ministerpräsident nach eigenen Aussagen gar keinen Alkohol mehr, auch wenn er sich immer wieder mit Maßkrug in der Hand ablichten lässt.

Auch an die Debatte um Kreuze in bayerischen Behörden und Klassenräumen erinnert sich eine Userin und schreibt: "Wir erinnern uns an Freiheit in Bayern." Darunter postet sie ein Foto von Markus Söder mit Kreuz in der Hand. Sogar der Rücktritt des bayerischen Ministerpräsidenten wird gefordert: "In diesen Zeiten sollten alle demokratischen Parteien zusammenarbeiten. Sie haben sehr deutlich gemacht, dass Sie daran keinerlei Interesse haben. Sie versuchen stattdessen mit Populismus die Gesellschaft zu spalten, um politisches Kapital daraus zu schlagen. #soederruecktritt"

Auch dass "Wokeness" spießig sei, sehen die Kommentator*innen nicht so: "Im Lexikon steht unter Spießigkeit dein Name. Mach dir mal nicht in deine Lederhosen." Ein weiterer Widerspruch einer Twitter-Nutzerin in Bezug die noch ausstehende Cannabis-Legalisierung aufgefallen: "Sagt die Verbotspartei, die Angst vor Cannabis hat, aber säuft, als ob es kein Morgen gäbe." In Bezug auf Drogenpolitik war Söder erst vor knapp zwei Wochen, ebenfalls auf dem CDU-Parteitag, mit einem Versprecher aufgefallen.

Söder hatte in Hannover am Samstag (10. September) die von der Ampel-Koalition geplante Legalisierung von Cannabis kritisiert und wollte hervorheben, dass anschließend womöglich auch härtere Drogen wie Crystal Meth freigegeben werden könnten. Allerdings sprach er das englische "th" nicht korrekt aus und sagte "Crystal Mett", was Lauterbach und so manche Nutzer von sozialen Medien an den in einigen Regionen beliebten gehackten Fleischaufstrich erinnerte. "Zumindest Vegetarier bleiben ungefährdet", spottete Lauterbach auf Twitter. Dabei unterlief Lauterbach jedoch selbst ein Rechtschreibfehler: Die synthetische Droge schreibt sich auf Englisch "Crystal" und nicht "Chrystal".

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