Schädel mit Mörserstößel eingeschlagen: Prozess um Rentner-Cold-Case startet mit Schweigen

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Prozess wegen Mordes vor 45 Jahren gegen 70-Jährigen
Der 70 Jahre alte Angeklagte steht vor Prozessbeginn am Landgericht München I im Gerichtssaal. Der Mann soll vor 45 Jahren einen 69-Jährigen mit einem kiloschweren Mörserstößel in dessen ...
Prozess wegen Mordes vor 45 Jahren gegen 70-Jährigen
Niklas Treppner (dpa)

Ein 70-Jähriger soll vor 45 Jahren aus Habgier brutal gemordet haben. Der Angeklagte schweigt zu den Vorwürfen. Aber auch aus anderen Gründen spielen alte Akten im Prozess eine große Rolle.

Update, 16.02.2024: Prozess um Münchner Rentner-Mord vor 45 Jahren - Angeklagter schweigt

Seine Bewegungen sind etwas steif, das Haar unterhalb der Halbglatze grau, doch die Augen des angeklagten 70-Jährigen sind hellwach, als ihm die Staatsanwältin Mord vorwirft. Begangen vor 45 Jahren an einem Münchner Rentner, der mit zertrümmertem Schädel in seiner Badewanne gefunden worden war. Das letzte Mal lebend gesehen wurde das Opfer kurz vor Silvester 1978, heißt es am Donnerstag vor dem Landgericht München I in der Anklage - und zwar in Begleitung eines jungen Mannes, der nach Überzeugung der Ermittler der Angeklagte war. 

Die Fahnder kamen dem in seinem Heimatland lebenden Briten erst im Zuge der Altfallbearbeitung auf die Schliche - nach all den Jahrzehnten ein seltener Erfolg. Der Angeklagte machte zu Prozessbeginn allerdings weder Aussagen zu seiner Person noch zu den Vorwürfen an sich. Doch stimmen nach Angaben des "Cold Case"-Bearbeiters der Polizei, der als Zeuge befragt wurde, sowohl die gefundenen Fingerabdrücke als auch die DNA-Spuren überein.

Der Fall hatte damals als "Silvester-Mord" großes Aufsehen erregt: Verwandte hatten sich Sorgen gemacht, weil das bekanntermaßen mit Strichern verkehrende Opfer nicht wie verabredet zu einer Messe erschienen war und auch nicht auf Anrufe reagierte. Die Polizei fand den 69-Jährigen daraufhin am 2. Januar mit zertrümmertem Schädel tot in seiner Badewanne - auf dem Kopf zwei Plastikschüsseln und ein Eimer. 

Sie sollten den Angeklagten laut Staatsanwaltschaft vor dem grausigen Anblick bewahren, während er die Wohnung nach Wertgegenständen durchsuchte und am Ende mit mindestens 1000 Mark Bargeld, einem Münzring und dem Schlüssel verschwand. Der Ring wurde bei einer U-Bahn-Baustelle gefunden, doch sonst liefen die Ermittlungen ins Leere. 

Allerdings hatte die Polizei damals in der Wohnung drei Fingerabdrücke gesichert, außerdem ein Haar sowie eine Flüssigkeit auf dem Bettlaken. 2005 wurden aus diesen Asservaten dank des Fortschritts der Kriminaltechnik DNA-Spuren extrahiert. Bei einer neuerlichen Öffnung der Akten glich der Münchner Altfallbearbeiter die Fingerabdrücke 2018 europaweit ab. Die Treffermeldung kam allerdings erst Ende 2021 - aus England.  

"Silvester-Mord" blieb lange ungeklärt - Fingerabdrücke führen zu Verdächtigem

Dort wurde der mutmaßliche Täter im Frühjahr 2023 widerstandslos festgenommen - Mord verjährt nicht. Nachdem der Mann, der wegen Raubes und Hehlerei bereits zwei Mal verurteilt wurde und über viele Jahre im Gefängnis saß, nun schweigt, steht dem Gericht ein aufwändigeres Verfahren bevor: "Es sind natürlich naturgemäß sehr viele Zeugen verstorben", sagte der Vorsitzende Richter. Entsprechend stütze sich das Verfahren auf viele alte Schriftstücke, die dem Angeklagten alle übersetzt werden müssen. 

Laut Staatsanwaltschaft hatte das spätere Opfer den jungen Mann am 30. Dezember 1978 in der Hoffnung auf einvernehmlichen Geschlechtsverkehr mit in seine Wohnung genommen. Nach dem Besuch eines Erwachsenenkinos ließ sich der 69-Jährige im Laufe der Nacht oder in den frühen Morgenstunden des Silvestertages eine Badewanne einlaufen. Dies habe der Angeklagte ausgenutzt, um von einer Kommode im Flur einen metallenen Mörserstößel zu nehmen und den Rentner damit von hinten niederzuschlagen, schilderte die Staatsanwältin. Weil sich das Opfer noch regte, habe er nach einer kurzen Pause ein weiteres Mal zugeschlagen. Das Opfer starb an den Folgen von insgesamt zehn Hieben

Als Zeugen befragte Polizisten schilderten aus ihren Gesprächen mit dem Angeklagten, dass dieser aus schwierigen Familienverhältnissen stamme und vor seiner Pensionierung diverse Berufe ausgeübt habe. Bei seiner Überführung nach Deutschland sei er freundlich, ruhig und in sich gekehrt gewesen. Das Urteil soll Anfang April fallen.

Ursprungsmeldung: Rentner liegt mit zertrümmertem Schädel in Badewanne  - Prozess startet nach 45 Jahren

ord verjährt nie: Gut 45 Jahre nach dem Mord an einem Münchner Rentner steht von Donnerstag (15. Februar 2024, 9.15 Uhr) an der mutmaßliche Täter vor Gericht.

Der heute 70-Jährige soll das Opfer um Silvester 1978 herum mit einem kiloschweren Mörserstößel aus Habgier erschlagen haben. Er wurde erst im Zuge der Altfallbearbeitung anhand seiner Fingerabdrücke identifiziert. Zwar verjährt Mord in Deutschland grundsätzlich nicht - ein derart später Ermittlungserfolg gilt aber als höchst selten.

Seltener Erfolg - Mutmaßlicher Täter durch Fingerabdrücke überführt

Das Opfer war am 30. Dezember 1978 das letzte Mal lebend gesehen worden - in Begleitung eines jungen Mannes. Nachdem Verwandte sich Sorgen gemacht hatten, weil der 69-Jährige nicht wie verabredet zu einer Messe erschienen war und nicht auf Anrufe reagierte, wurde er am 2. Januar mit zertrümmertem Schädel tot in seiner Badewanne gefunden. Wie die Ermittlungen ergaben, starb er durch wiederholte Schläge auf den Kopf. In der Wohnung fehlten zudem mindestens 1000 Mark Bargeld, ein Münzring und der Schlüssel.

Der Anklage zufolge hatte der damals Mitt-Zwanziger mit dem 69-Jährigen zunächst in dessen Wohnung den Abend verbracht und dann ein Erwachsenenkino besucht, bevor sich das Opfer im Laufe der Nacht oder in den frühen Morgenstunden des Silvestertages eine Badewanne einlaufen ließ. Dies habe der junge Mann ausgenutzt, um von einer Kommode im Flur einen metallenen Mörserstößel zu nehmen und den Rentner damit von hinten niederzuschlagen. Daraufhin soll er damit begonnen haben, die Wohnung nach Wertgegenständen zu durchsuchen, dann aber ins Bad zurückgekehrt sein, um dem sich noch regenden weitere Schläge gegen den Kopf zu versetzen.

Die Polizei sicherte in der Wohnung damals drei Fingerabdrücke, außerdem ein Haar sowie eine Flüssigkeit auf dem Bettlaken. 2005 wurden aus diesen Asservaten dank des Fortschritts der Kriminaltechnik DNA-Spuren extrahiert. Bei einer neuerlichen Öffnung der Akten glichen die Münchner Ermittler dann 2018 die Fingerabdrücke europaweit ab. Die Treffermeldung kam jedoch erst im November 2021 - aus England. 

Ermittler finden mutmaßlichen Täter in England - dank neuer Technik

Dort wurde der mutmaßliche Täter im Frühjahr 2023 widerstandslos festgenommen und sitzt seit seiner Auslieferung hierzulande in Untersuchungshaft. Sollte der Brite in Deutschland verurteilt werden, würde er anschließend wieder nach Großbritannien überführt und dort seine Strafe absitzen. 

Für den Prozess sind sechs Verhandlungstage angesetzt, das Urteil soll Anfang April fallen. Zumindest einige Zeugen sind noch am Leben, darunter damals mit dem Fall befasste Polizisten.