In jüngster Zeit sind erschreckend viele Kriminaltaten in den Medien, die von Jugendlichen begangen wurden. Die Polizeiliche Kriminalstatistik belegt das - auch für Bayern. Woran liegt das?
Weil in den letzten Wochen verstärkt Gewalttaten unter Jugendlichen in Deutschland, Bayern und Franken stattgefunden haben, hat die Kriminologische Forschungsgruppe der Bayerischen Polizei (KFG) ihre Studie zu "Gewaltbereiten Jugendgruppen in Großstädten" vorgelegt.
Zwar lebten laut der Polizeilichen Kriminalstatistik 2022, unter anderem bedingt durch die Aufnahme von Flüchtlingen aus der Ukraine mehr Minderjährige im Deutschland als im Jahr zuvor. Doch das alleine erklärt den Trend nicht. Mit dem Anstieg um 35,5 Prozent auf 93.095 tatverdächtige Kinder wurde das Niveau des noch stark von Corona geprägten Vorjahres deutlich überschritten. Die Zahl lag auch um 16,3 Prozent höher als im Jahr 2019.
Steigende Zahlen: Immer mehr Jugendliche tatverdächtig
Bundesweit für Schlagzeilen gesorgt hatte vor einigen Tagen der gewaltsame Tod der 12-jährigen Luise aus Freudenberg in Nordrhein-Westfalen, die durch zahlreiche Messerstiche starb. Zwei Mädchen im Alter von 12 und 13 Jahren haben die Tat gestanden. BKA-Präsident Holger Münch weist jedoch darauf hin, dass es sich bei den von Kindern verübten Taten ganz überwiegend um Ladendiebstahl, Sachbeschädigung, Beleidigung oder leichte Körperverletzung handelt.
Michael Laumer von der KFG hat das Phänomen in Bezug auf Bayern näher untersucht. Er konnte feststellen, dass die Zahlen von jugendlichen Tatverdächtigen zunehmen. Auch die Zahl der Delikte durch Jugendgruppen ist um das 16-Fache gestiegen. "Nicht selten stehen diese Delikte in Verbindung mit Waffen oder Rauschgift.
Gewaltbereite Jugendgruppen zeichnen sich durch eine interne Hierarchie, eine arbeitsteilige Organisation und gemeinsame Strafrechtsverstöße aus, wobei die Durchsetzung ihrer jeweiligen Normvorstellung auch mit Gewalt erfolgt", heißt es in einer Pressemeldung des Bayerischen Landeskriminalamtes (BLKA).
Jugendbanden: Meist geleitet von einem heranwachsenden Jungen
Die Analyse polizeilicher Daten hat ergeben, dass fast immer männliche Jugendliche diese Gruppen dominieren - zu 98,9 Prozent. Im Schnitt sind sie etwa 17,6 Jahre alt und besuchen eine Haupt- oder Mittelschule. Generell wurden die meisten Jugendlichen wurden im Alter zwischen 11 und 14 Jahren erstmals polizeilich registriert (61,1 Prozent).
Mit Blick auf die familiären und sozialstrukturellen Hintergründe der Gruppenmitglieder belegen die Interviews, die zur Analyse herangezogen wurden, dass die Jugendlichen überwiegend in zerrütteten Familienverhältnissen und sozioökonomisch schwächeren Stadtvierteln aufwachsen. Diese Viertel sind gekennzeichnet durch einen hohen Anteil an Migranten, ein niedriges Familieneinkommen und beengten Wohnraum.