Mutter und Tochter hatten sich laut der Vermisstenanzeige des inzwischen tatverdächtigen Stiefvaters am Samstag vor einer Woche (13. Juli) auf den Weg in ein Einkaufszentrum gemacht - dann verlor sich ihre Spur. Ob die beiden im Einkaufszentrum jemals ankamen oder ob sie sich überhaupt jemals auf den Weg dorthin machten, ist laut da Gloria Martins unklar.
Polizei spricht von "Plausibilitätslücken"
Von ihnen fehle jede Spur, an der Darstellung des Mannes gebe es Zweifel. "Wir gehen davon aus, dass die Aussagen, die im Rahmen der Vermisstenanzeigen gemacht wurden, Plausibilitätslücken haben", sagte der Polizeisprecher. Die Angaben des Ehemannes, seine Frau und ihre Tochter seien zum Einkaufen aufgebrochen, "kann so durch Dritte nicht bestätigt werden".
Der Kriminologe Christian Pfeiffer äußerte sich allgemein und sagte, in rund 70 Prozent der Fälle, in denen Frauen getötet werden, seien Täter die Partner oder Ex-Partner. "Der gefährlichste Mann im Leben einer Frau ist der Ehemann oder der feste Partner. Da droht die höchste Gefahr, dass man getötet wird, dass man vergewaltigt wird, dass man zusammengeschlagen wird."
Männer wollen Frauen für immer "besitzen"
Gerade bei den Tötungsdelikten sei das Risiko in den vergangenen 20 bis 30 Jahren nur geringfügig gesunken, sagte der ehemalige Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen der Deutschen Presse-Agentur. Die Aufklärungsquote der Polizei bei solchen Fällen liege bei mehr als 95 Prozent. Häufiges Motiv sei, dass der Mann die Frau für immer "besitzen wolle, sie nicht gehen lassen wolle. "Das muss die Polizei nun aufklären."
Mutter und Tochter galten nach früheren Mitteilungen der Beamten als zuverlässig. Daher sei ihr Verschwinden ebenso untypisch wie die Tatsache, dass sich die beiden seit Tagen bei niemandem gemeldet hätten. Infolgedessen startete die Polizei die Suche. Das Kommissariat 11 des Polizeipräsidiums München übernahm zunächst die Suche und richtete eine Ermittlungsgruppe namens "EG Duo" ein.
Nach der Festnahme des 44-Jährigen am Sonntagabend geht die Polizei in die Offensive: Sie veröffentlichte am Montag ein Foto des Verdächtigen in blau-weiß kariertem Hemd und hellen Shorts. Zudem gab sie Bilder von den beiden Fahrzeugen der Familie - von einem roten Hyundai i30 und einem anthrazitfarbenen VW Tiguan - heraus. Sie hofft auf Zeugen, die den Verdächtigen oder die beiden Frauen von Freitag, 12. Juli, bis Sonntag, 14. Juli, gesehen oder sonstige Hinweise für die Beamten haben. "Der Busfahrer, der Taxifahrer, derjenige, der mit dem Hund spazieren geht" - sie alle seien gefragt, sagte da Gloria Martins. Sie könnten sich bei jeder Polizeidienststelle melden.