- Infektionen im Landkreis Miesbach steigen rasant
- Arzt warnt: Corona-Partys unter Jugendlichen stecken hinter Ausbrüchen
- Grund für absichtliche Absteckung ist "ganz große Masche"
- vermehrt junge Patienten auf Intensivstationen
Fieber, Husten, Geschmacksverlust und schlimmstenfalls sogar ein Klinikaufenthalt: Eine Ansteckung mit dem Coronavirus möchte in der Pandemie jeder vermeiden – das sollte man zumindest angesichts der geltenden Hygiene-, Abstands- und Besuchsregeln für Gastronomie und Kultur meinen. Im Landkreis Miesbach verbreitet sich nun aber ein gefährlicher Trend: Jugendliche stecken sich absichtlich mit Covid-19 an, beobachtet der Arzt Dr. Florian Meier.
Jugendliche stecken sich auf Partys gegenseitig an
Bundesweit steht das oberbayerische Miesbach aktuell auf Platz 5 der Landkreise mit den höchsten Sieben-Tage-Inzidenzen: Der neueste Wert beträgt laut Angaben des Robert-Koch-Instituts 425,2 (Stand vom 28. Oktober 2021). Als ärztlicher Pandemie-Koordinator der Region hat Meier Einblick, welche Ursachen hinter dem rasanten Anstieg der Infektionen stecken. Landkreisbewohner feiern gemeinsam mit Corona-Infizierten, um sich dabei ebenfalls anzustecken. Damit wollen sie erreichen, nach der „erfolgreichen“ Ansteckung für ein halbes Jahr als genesen zu gelten und keine Corona-Tests mehr vorweisen zu müssen. Denn diese sind seit Oktober kostenpflichtig. Der Mediziner vergleicht den Trend mit den Rötel-Partys in den 50er- und 60er-Jahren.
Meier bezeichnet das Vorgehen, dass er vor allem bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen beobachtet habe, als „ganz große Masche“. Um abends ausgehen zu können, müssten sie normalerweise einen PCR-Test vorlegen, der rund 80 Euro Kosten kann, erklärt der Mediziner im Gespräch mit dem Münchner Merkur. Warum sie eine Impfung als Alternative ausschließen, könne er nicht nachvollziehen. Konkrete Zahlen dazu, wie viele solcher Corona-Partys bereits in Miesbach stattfanden, liegen Meier nicht vor. Er beziehe sich aber auf mehrere zuverlässige Quellen. Zudem falle ihm im eigenen Praxisbetrieb auf, dass besonders viele junge und noch ungeimpfte Patienten infiziert sind.
Dass sich die Jugendlichen auf anderem Wege angesteckt haben, schließt Meier aus. Die extrem hohe Inzidenz des Landkreises kombiniert mit fehlenden Ausbrüchen in Pflegeheimen oder nach Disco-Besuchen und dem Durchschnittsalter der Patienten, lasse seiner Meinung nach nur den Schluss zu, dass sie sich im privaten Bereich infiziert haben. Meier appelliert an die Vernunft der Jugendlichen, da diese ebenfalls an schweren Verläufen der Infektion und Long-Covid-Symptomen leiden können.
Mehr junge Patienten auf Intensivstationen
Die Intensivstation der lokalen Klinik im Gemeindeteil Agatharied müsse immer mehr junge Patienten aufnehmen. Generell seien die Intensivbetten in Oberbayern derzeit komplett ausgelastet. Das Verhalten sei schlichtweg leichtsinnig und nehme unnötigerweise Plätze für andere Patienten weg. Mit Blick auf die aktuelle Lage rechne Meier nicht mit einer baldigen Besserung.
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