"Was sagt Ihnen dieses Bild, Herr Minister?" Das Foto eines Zahnarztbohrers findet Wolfgang Heubisch sympathisch, bei Parteikollegen Philipp Rösler denkt er an Bierzelte - und bei seinem Konkurrenten Christian Ude? Alle Fotos: Matthias Hoch
symphoniker
Foto:Ronald Rinklef
Ronald Rinklef
studis
Studenten demonstrieren am Mittwoch (13.05.2009) in München (Oberbayern) gegen die Studiengebühren. Das Aktionsbündnis «Studieren ohne Studiengebühren» rief in elf bayerischen Städten zu Protesten ...
Frank Leonhardt (dpa)
gelb
Matthias Hoch
Festival
Brüderle
68er
Minister Wolfgang Heubisch im Naturkundemuseum lässt sich von Museumsdirektor Matthias Mäuser ein Pfauen-Präparat erläutern. Foto: Rinklef
Ein Bild fragt mehr als 1000 Worte. Für jeden bedeutet es etwas anderes. Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch (FDP) erzählte, was ihm spontan zu unseren Fotos einfiel.
"Ah: Jonathan Nott. Der bleibt ja bis 2016 da. Auf alle Fälle! Oberfranken hat eine grandiose Außenwirkung mit den Bayreuther Festspielen und mit den Bamberger Symphonikern. Das ist ein international weit sichtbares Orchester und wir sind sehr stolz darauf, dass wir es hier haben. Es ist etwas Besonderes. Und es ist das einzige Staatsorchester außerhalb der Landeshauptstadt.
Den Neubau eines Konzertsaals in München mit dem Kulturangebot in den Regionen aufrechnen zu wollen, fände ich sehr kleinkariert. Was glauben Sie denn, wo die Bamberger Symphoniker dann gern spielen würden? Der Konzertsaal strahlt auf die gesamte Kunstszene aus und wäre ein Zeichen für die Kunstmetropole Bayern. Das ist mein Anspruch: zu leuchten - überall. Und die Bamberger Symphoniker würden natürlich da drin spielen."
"So was ist genauso wichtig wie die so genannte Hochkultur. Ich mag diesen Ausdruck eigentlich nicht, weil er signalisiert, es wär die bessere Kultur - und die gibt es nicht. Die Jugend hat ihre eigenen Formen. Hatten wir damals auch: Ich habe angefangen mit Elvis Presley, dann die Beatles und Pink Floyd - heute sind's andere Formen. Wir haben hier ein tolles Angebot: Poetenfest, Jazz- und Rockfestivals überall in ganz Bayern.
Aber ich bin überzeugt, dass die Jugend auf dem Bild eines Tages auch Klassik als schön empfindet. Man muss den jungen Leuten Freiräume lassen. Ich war ab und zu mit meinen Eltern in der Oper und im Gärtnerplatztheater. Aber die Begeisterung, die Freude, kam erst viel später. Lasst der Jugend ihren Lauf! Ist doch ein Super-Bild: locker, selbstbewusst - die machen das schon."
"Studiengebühren ohne uns. Heubisch, du Hanswurscht‘, steht da. Das ist die LMU in München. Was steht da noch? ,Seehofer, du Saukopf.‘ Naja. Irgendwie scheint die Qualität der Studierenden - zumindest in der Ecke dahinten - nicht so aufregend zu sein. Studienbeiträge sind notwendig, wenn wir international mitspielen wollen. Und wir wollen natürlich eine Spitzenlehre an unseren Hochschulen. Ich glaube wirklich, dass die maximal 5000 Euro, die ein Student - mit Masterabschluss! - insgesamt zahlen muss, eine gute Investition sind. Und Studienbeiträge sind sozial: Es ist nicht zu vermitteln, dass eine Arzthelferin für die Berufsausbildung ihres späteren Chefs, des Arztes, mit ihrer Lohnsteuer mitzahlen muss. Warum muss ein Meister alles aus seiner Privatbörse zahlen? Ich bitte da um eine faire Diskussion innerhalb der Jugend über Verteilung."
"Aha. Genau. So sind wir. Rainer, wie er leibt und lebt. Ich kenne ihn - ich glaub, mittlerweile seit 20 Jahren, auch aus meinen anderen Tätigkeiten früher. Er ist einfach ein Typ, der mit den Leuten umgehen kann. Der Sympathie ausstrahlt. Der auch mal gern einen Wein trinkt. Der die Sorgen und Nöte der Menschen versteht. Er kommt vom Typ her gut an, auch im Bierzelt. Ein potenzieller Kanzlerkandidat? Ja. Also aus bayerischer Sicht. Aber ich will die Personaldiskussion jetzt nicht eröffnen. Aber: You never know. So was hat ne Eigendynamik und kann schnell gehen. Jetzt warten wir erst einmal die Landtagswahl in Niedersachsen ab."
"Ja, genau. 68. Ich hab' mich nie an den Demonstrationen beteiligt. Weil ich aus einem Elternhaus komme, wo man so was einfach nicht gemacht hat. Obwohl ich aus einer Künstlerfamilie komme und heute sage: Es war notwendig, dass wir da uns weiterentwickelt haben. Als Liberaler habe ich Elemente genau dieses Freigeistes weiter vorangebracht. Die Universitäten und Hochschulen entscheiden heute ganz allein, wen sie berufen. Sie fragen mich nicht mehr, brauchen mich nicht mehr fragen. Das hat die CSU damals nicht fertig gebracht. Die Hochschulen sollen möglichst frei sein. Aber ich war nie auf der Seite der Revoluzzer. Für mich war die Welt zu heil und zu in Ordnung. Ich bin am Rand von München aufgewachsen. Das war eine Welt, wo ich nie spontan gesagt hätte: Ja, die Demonstranten haben Recht."
"Also das finde ich ein tolles Bild! Ich war mal beim Vater der Bamberger Künstlerhausdirektorin Gomringer, da war auch so ein gelbes Bild. Wunderbar. Diese selbstbewusste Zurückhaltung: dieses Gelb! So wie wir als Partei sind. Spaß beiseite: Ich bin ein Vertreter dieser bürgerlichen Regierung in Bayern, und die CSU allein wäre nicht gut. Schwarz-Gelb ist ideal. Wir sind jetzt etwa bei drei, vier Prozent in den Umfragen. Gerade kam die Meldung, dass wir Potenzial bis neun Prozent haben - ich habe gesagt: acht plus x. Wir müssen uns jetzt deutlicher abgrenzen von der CSU, deutlicher machen, was unter unserer Regierungsbeteiligung alles Positives erreicht wurde. Aber ich kenne die FDP schon immer so: einmal rauf, einmal runter - und zu den Wahlen haben wir es meistens wieder gut hingebracht."
Das Foto eines Zahnarztbohrers findet Wolfgang Heubisch sympathisch, bei Parteikollege Philipp Rösler denkt er an Bierzelte – und bei seinem Konkurrenten Christian Ude? Diese und weitere Bildinterpretationen aus dem Interview mit dem Minister sehen Sie in unserem Video: