Die Coronavirus-Infektionszahlen steigen und in Deutschland wird über eine zweite Corona-Welle diskutiert. In Bayern gibt es ein Frühwarnsystem - doch wie wahrscheinlich ist ein erneuter Lockdown in Bayern?
Seit mehreren Wochen warnten Fachleute vor einer zweiten Corona-Welle. Auch Politiker auf Bundes- und Landesebene werden nicht müde zu betonen, dass es das Virus weiterhin gebe - trotz zahlreicher Lockerungen.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) äußerte zuletzt Bedenken bezüglich steigender Infektionszahlen in Deutschland. Der 53-Jährige warnte: "Wenn wir nicht aufpassen, kann bei uns wieder eine Situation wie im März entstehen." Im Freistaat existiert bereits seit geraumer Zeit ein Frühwarnsystem, um auf solch eine Entwicklung frühzeitig reagieren zu können. Doch wann alarmiert dieses System die Staatsregierung, dass ein bayernweiter Lockdown notwendig ist? Gibt es einen Schwellenwert an Landkreisen, der nicht überschritten werden darf?
Corona-Lockdown in Bayern? Das sagt Gesundheitsministerin Huml dazu
Die bayerische Gesundheitsministerin weicht diesen Fragen aus: "Grundsätzlich erfolgen Maßnahmen zur Begrenzung eines Ausbruchsgeschehens angepasst an die Situation und die örtlichen Gegebenheiten", erklärt Melanie Huml inFranken.de. Die 44-Jährige betont: "Überschreitet die 7-Tages-Inzidenz in einem Landkreis oder in einer kreisfreien Stadt den Wert von 35, so wird das Infektionsgeschehen genau analysiert, es werden entsprechende Gegenmaßnahmen eingeleitet. Sollte der Wert über 50 steigen, muss ein Beschränkungskonzept vorgelegt werden. Dieses wird so gestuft, wie es das Ausbruchsgeschehen erfordert."
Das Modell lokaler Lockdowns steht somit weiterhin im Raum. Ein Beispiel, das jüngst diskutiert wurde, war der Landkreis Dingolfing-Landau: Dort kam es in einem Gemüsehof zum Corona-Ausbruch. Hunderte Saisonarbeiter wurden dort positiv auf "Sars-CoV-2" getestet - allerdings entschied man sich gegen einen Lockdown.
"Sollten Infektionsketten nicht mehr nachvollziehbar sein", seien "weitreichende Beschränkungen" möglich, so Huml. Die Staatsregierung wolle im Einzelfall entscheiden und "genau prüfen, welche Maßnahmen notwendig" sind. Ganz klares Ziel sei: "Einen erneuten bayernweiten Lockdown möglichst zu vermeiden", sagt die Gesundheitsministerin zu inFranken.de.
"Sicher ist: Die Pandemie ist noch lange nicht vorbei"
Auch Huml zeigt sich, ähnlich wie Söder, besorgt, was das Infektionsgeschehen in Deutschland angeht. Neben hohen Ansteckungszahlen mit dem Coronavirus sei eine "diffuse Ausbreitung, die nicht nur an Feierlichkeiten oder Gottesdienste" geknüpft sei, entscheidend. Dabei rücken Urlaubsrückkehrer in den Fokus. "Wir müssen aufpassen, dass Reise-Rückkehrer keine neuen Infektionen mit nach Hause bringen", sagt sie. Wichtiger Bestandteil der Strategie seien deshalb Corona-Testzentren, wie zum Beispiel am Airport Nürnberg. Ab Samstag (8. August 2020) gilt für Urlaubsrückkehrer aus Risikogebieten eine Test-Pflicht.
Die Gesundheitsministerin verweist außerdem auf die kostenlose Möglichkeit, sich auf das Virus testen zu lassen, auch wenn keine Corona-Symptome auftreten.