"Nachhaltige Sanierung" notwendig? Bayerisches Unternehmen Baywa schreibt 640 Millionen Euro Verlust

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Baywa in finanziellen Problemen
Das Logo des Mischkonzerns Baywa auf einem Schild in einem Getreidefeld. Die Baywa hat in ersten neun Monaten des Jahres 2024 fast 641 Millionen Euro Verlust verbucht.
Baywa in finanziellen Problemen
Fabian Sommer/dpa

Der für die Landwirtschaft und Lebensmittelversorgung wichtige bayerische Mischkonzern Baywa steckt tief in der Krise. Die Verluste türmen sich immer höher. Die Sanierung könnte noch Jahre dauern.

Der in finanzielle Schwierigkeiten geratene Baywa-Konzern verzeichnet einen erheblichen Verlust: In den ersten neun Monaten dieses Jahres meldete das 101 Jahre alte Münchner Traditionsunternehmen einen Nettoverlust von nahezu 641 Millionen Euro. Dies ist mehr als das Sechsfache des gesamten Verlustes des Unternehmens im Jahr 2023. Laut Baywa resultiert das beträchtliche Defizit nicht nur aus ungünstigen Geschäftsentwicklungen, sondern auch aus Abschreibungen im ersten Halbjahr. Der Vorstand verzichtete auf eine Ergebnisprognose für das laufende Jahr. Die Sanierung werde laut des Unternehmens noch Jahre andauern.

Baywa, das aus der Genossenschaftsbewegung hervorgegangen ist, ist der führende Agrarhändler in Deutschland und spielt eine bedeutende Rolle in der Landwirtschaft und der Lebensmittelversorgung, insbesondere im Süden und Osten des Landes. Erneuerbare Energien und Bau zählen zu weiteren Geschäftsbereichen. Eine "nachhaltige Sanierung" sei möglich, so die Führungsetage der Baywa. Laut der Quartalsmitteilung soll der Konzern bis 2027 wieder gesund sein. Die Hauptaktionäre des Unternehmens sind die Beteiligungsgesellschaften der Volks- und Raiffeisenbanken in Bayern und Österreich.

Baywa soll bis 2027 gesunden - Eigentümer geben Hilfskredite

Der Umsatz verringerte sich von Anfang Januar bis Ende September um knapp 12 Prozent auf 16 Milliarden Euro. Nach Angaben der Baywa sank das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von plus 215 Millionen auf minus 78 Millionen Euro, was hauptsächlich auf erhebliche Verluste im Bereich der erneuerbaren Energien zurückzuführen ist. Dieses Geschäftsfeld wird von der ebenfalls angeschlagenen Tochtergesellschaft Baywa r.e. betrieben, an der neben der Münchner Muttergesellschaft die Schweizer Investmentgesellschaft Energy Infrastructure Partners beteiligt ist. Diese beiden Hauptaktionäre sowie das Schweizer Unternehmen haben die Baywa bis zum Stichtag 30. September mit Darlehen von 157 Millionen Euro unterstützt.

Die Grundlage der Baywa-Sanierung soll ein Gutachten bilden, dessen endgültige Version im Dezember erwartet wird. Bereits bekannt ist, dass die Gutachter umfangreiche Kostensenkungen und den Verkauf einzelner Geschäftseinheiten empfehlen werden. Für das vierte Quartal erwartet der Baywa-Vorstand unter Führung des von der Unternehmensberatung Alix Partners geholten Sanierer Michael Baur "mehr Stabilität" in den einzelnen Geschäftsbereichen, wie es in der Quartalsmitteilung heißt.

Das Unternehmen leidet unter Schulden in Milliardenhöhe, die weitgehend als Altlast einer kreditfinanzierten rapiden Expansion während der Amtszeit des 2023 verabschiedeten ehemaligen Vorstandschefs Klaus Josef Lutz gelten. Die hohen Verluste der ersten neun Monate sind die zweite schlechte Nachricht dieser Woche: Bereits am Montag (11. November 2024) hatte die Finanzaufsichtsbehörde Bafin angekündigt, den Jahresabschluss 2023 zu überprüfen, da das Unternehmen möglicherweise seine finanziellen Risiken geschönt habe.

Sanierungsgutachten verunsichert Baywa-Kundschaft

In den vergangenen 12 Monaten verlor die Baywa-Aktie drei Viertel ihres Wertes und auch am Donnerstag gab es an der Börse Verluste. Derzeit gibt es keinen Vorstandsvorsitzenden: Ende Oktober verließ der bisherige Konzernchef Marcus Pöllinger das Unternehmen nach lediglich eineinhalb Jahren vorzeitig.

Die Krise der Baywa wird durch die schwache Weltkonjunktur verschärft. In den ersten neun Monaten liefen sowohl das Agrar- als auch das Geschäft mit erneuerbaren Energien überwiegend schlecht. Zuwächse wurden lediglich im Obst- und Gemüsehandel sowie beim Verkauf von Landmaschinen erzielt. Darüber hinaus hat die Sanierung selbst die Situation zunächst verschärft, da die bloße Ankündigung des Sanierungsgutachtens im Sommer zu Unsicherheiten bei Kunden und Lieferanten führte, was wiederum zu Umsatzrückgängen beitrug.

Hinweis der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels hieß es im dritten Absatz, die Schweizer Investmentgesellschaft heißt Capital Energy Partners. Der richtige Name ist Energy Infrastructure Partners.

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