Bayern macht sich locker: Von den Corona-Lockerungen profitiert eigentlich nur eine Gruppe

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Ein Kommentar von Io Görz
In Deutschland wird über Corona-Lockerungen diskutiert. In Bayern wurden nun Lockerungen beschlossen.
Coronavirus
Arne Dedert/dpa

Noch vor dem Bund-Länder-Gipfel verkündet Markus Söder Corona-Lockerungen in Bayern. Die sind aber für die Mehrheit der Vernünftigen keine Besserung, jubeln können andere. Was soll das? Ein Kommentar.

Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder tritt vor die Presse und verkündet Lockerungen der Corona-Maßnahmen in Bayern, noch bevor Bund und Länder am Mittwoch zusammentreten. 

Es werden einige Lockerungen kommen, aber betreffen diese auch alle? Jein. Klar, Kontaktbeschränkungen für Geimpfte und Genesene werden aufgehoben, bisher durften sich nur zehn Personen über 14 Jahren treffen. Für Familienfeiern sicherlich relevant - im Alltag kann aber vor allem eine andere Gruppe jubeln.

Von den Lockerungen profitieren vor allem Ungeimpfte, der Rest schaut in die Röhre

Für Ungeimpfte öffnen sich wieder viele Bereiche: Wo bisher 2G galt, ist nun wieder 3G angesagt, ein Test ohne Impfung genügt also. Richtigerweise sollten die Überschriften heute also eher lauten: „Lockerungen für Ungeimpfte beschlossen“. Die aktuellen Erleichterungen wirken eher wie eine Kapitulation vor den Uneinsichtigen als eine angemessene Reaktion. Sicher, angesichts der Entwicklung kann man über Lockerungen diskutieren, aber welches Signal sollen diese Beschlüsse in Bayern bitte senden? Eine Impfpflicht wird so bald nicht kommen, wenn man sich das unwürdige Gezerre und Herumeiern der vergangenen Wochen bedenkt. 

Sowohl die Erwartung, dass die Impfquote bei weniger 2G-Regeln steigt als auch die Hoffnung, dass nach diesem Sommer alles von selbst gut sein wird, sind nur als naiv zu bezeichnen. So lügen wir uns wieder in einen heiteren Sommer, um dann im Herbst überrascht da zu stehen, und uns der nächsten Welle gegenüberzusehen. 

Fakt ist, dass sich für jene, die sich in den vergangenen zwei Jahren vernünftig verhalten haben und sich teilweise mehr eingeschränkt haben, als es verordnet war, kaum etwas ändert. Die Situation im Spannungsfeld von Arbeit und Schule, Homeoffice und massenhafter Quarantäne an Schulen, bleibt etwa die gleiche. Die Belastung bleibt, notwendige Entwicklungen gerade im Schulbereich bei der Digitalisierung, bleiben weiter ein Wunschtraum.

Bestätigt sehen können sich hingegen alle, die sich bisher wider alle wissenschaftliche Vernunft sowohl einer Impfung verweigert haben als auch Corona-Maßnahmen wie Kontaktbeschränkungen und Maskenpflicht torpediert und sabotiert haben. Für sie ist der bayerische Kurs in Richtung Scheinfreiheit ein Sieg, für die große Mehrheit der Vernünftigen bleiben die Fragezeichen und die Sorge beim Blick auf den Herbst. Aber daran denk jetzt niemand, wir sind im Lockerungs-Karneval angekommen. Na dann, prost Mahlzeit und Helau!