ANZEIGE

Adipositas – von Null auf weit über 100

2 Min
Uni-Klinikum Erlangen
Hoch konzentriert verkleinert Moustafa Elshafei operativ einen Magen. Jährlich nehmen er und seine Kollegen am Uni-Klinikum Erlangen etwa 50 Operationen wie diese vor.
Michael Rabenstein/Uni-Klinikum Erlangen
Mithilfe der Spiroergometrie ermittelt Dr. Dejan Reljic (rechts), wie Herz, Lunge und Muskulatur zusammenarbeiten und erstellt anhand der Daten einen individuellen Trainings- und Therapieplan.
Luise Laufer/Uni-Klinikum Erlangen

Babys mit Speckröllchen sind niedlich. Meist verwachsen sich Pausbäckchen mit dem Alter auch. Doch manche Menschen begleitet Übergewicht und Fettleibigkeit von Kindesbeinen an – mit schwerwiegenden Folgen für ihre Gesundheit.

„Iss doch einfach weniger und treibe ein bisschen Sport“ – wer übergewichtig ist, bekommt solche gutgemeinten Ratschläge oft zu hören. Sie umzusetzen, ist aber gerade für adipöse Menschen schwierig, denn sie stecken häufig in einem Teufelskreis. „Der Hunger-Sättigungs-Mechanismus ist außer Kontrolle geraten und die eigene Körperfülle schränkt jede Bewegung ein“, verdeutlicht Moustafa Elshafei, Koordinator des Adipositaszentrums des Uni-Klinikums Erlangen. „Zusätzlich können psychosomatische und weitere gesundheitliche Probleme das Abnehmen erschweren. Ohne professionelle Hilfe durch Ernährungs- und Sportmediziner, Chirurgen und Psychologen ist der Kampf gegen die Kilos dann aussichtslos. Bei uns im Adipositaszentrum werden stark übergewichtige Menschen deshalb aus allen medizinischen Blickwinkeln betrachtet und ganzheitlich behandelt.“

Spezialsprechstunde für Übergewichtige

Eine Adipositas liegt vor, wenn der Body-Maß-Index (BMI) einen Wert von 30 kg/m² übersteigt. Dafür ist meist eine Kombination aus einer ungünstigen genetischen Veranlagung und einem ungesunden Lebensstil verantwortlich. Auch andere Erkrankungen wie eine Schilddrüsenunterfunktion können krankhaftes Übergewicht begünstigen. „In unserer Adipositassprechstunde klären wir mit dem Patienten die Ursachen für sein Übergewicht genau ab“, sagt Prof. Dr. Yurdagül Zopf, Sprecherin des Adipositaszentrums und Leiterin des Hector-Centers für Ernährung, Bewegung und Sport des Uni-Klinikums Erlangen. „Neben dem äußeren Erscheinungsbild betrachten wir typische Beschwerden, analysieren die Essgewohnheiten, die körperliche Aktivität und die Fettverteilung.“ Das Team aus Ernährungs- und Sportmedizinern, Allgemein- und Plastischen Chirurgen, Internisten, Endokrinologen, Gynäkologen, Dermatologen, Fachärzten für Psychosomatik und Psychotherapie sowie Physiotherapeuten erstellt nach der ausführlichen Anamnese einen individuellen Behandlungsplan. Diese enge Zusammenarbeit der unterschiedlichen Fachärzte in einem Adipositasboard ist in Süddeutschland einmalig.

Studien verbessern Therapien deutlich

Die Experten des Hector-Centers entwerfen für jeden Patienten ein effektives und effizientes Ernährungs- und Bewegungskonzept, das auf aktuellen klinischen und experimentellen Studien basiert und durch diese stetig optimiert wird. Bei der Therapie gilt grundsätzlich: Wer jahrelang kaum aktiv war, muss langsam wieder an Bewegung und Sport herangeführt werden. Die Leistungsfähigkeit wird daher zunächst mittels Spiroergometrie bestimmt – ein Verfahren, bei dem die körperliche Belastung stufenweise gesteigert wird, bei zeitgleicher Messung der Atemgase. Dr. Dejan Reljic, sportwissenschaftlicher Leiter des Hector-Centers, betont: „Die Leistungstests und auch die Trainingseinheiten erfolgen unter strenger ärztlicher Kontrolle. Im Notfall ist die Versorgung deshalb bestens gesichert. Ein externes Fitnesscenter kann das bei Weitem nicht bieten. Außerdem trainieren Übergewichtige bei uns unter sich.“ Mit der sportlichen Komponente eng verzahnt ist eine dauerhafte Ernährungsumstellung. Der Ernährungsplan sieht eine ausgewogene Kost mit reduzierter Kalorienzufuhr vor.

Letzte Rettung: Magen-OP

In den meisten Fällen genügt eine ambulante Behandlung mit Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltenstherapien. Es gibt aber Patienten, die ihr Gewicht nicht allein durch eine Ernährungsumstellung und Sport normalisieren können. „In unserem interdisziplinären Adipositasboard besprechen wir daher auch, welchen Patienten wir mithilfe der bariatrischen Chirurgie helfen können“, erklärt Moustafa Elshafei. „Um Adipositas dauerhaft in den Griff zu bekommen, müssen alle Behandlungsschritte aufeinander abgestimmt sein – nur eine Komponente allein zu betrachten, bringt dem Patienten bestenfalls einen kurzzeitigen Gewichtsverlust.“


DREI FRAGEN AN

Moustafa Elshafei - Koordinator des Adipositaszentrums des Uni-Klinikums Erlangen


Warum ist Adipositas so gefährlich für die Gesundheit?

Neben Folgeerkrankungen wie etwa Arthrose, Bluthochdruck, koronarer Herzkrankheit, Typ-2-Diabetes, Krebs, Schlaganfall oder Unfruchtbarkeit bestehen meist auch psychische und orthopädische Beschwerden. Die Lebenserwartung von Menschen mit Adipositas ist deutlich reduziert.

Auf welchem Weg finden Patienten ins Adipositaszentrum?

Übergewichtige kommen am besten zu uns in die Adipositassprechstunde, die dienstags zwischen 13.00 und 16.00 Uhr stattfindet, oder zu unseren regelmäßigen Adipositasinfoabenden. Viele Patienten bekommen auch von ihrem Hausarzt oder einer Selbsthilfegruppe für Adipositas die Empfehlung, sich an uns zu wenden.

Welche OP-Möglichkeiten bietet die bariatrische Chirurgie?

Chirurgische Eingriffe kommen bei Patienten mit schwerer Adipositas infrage, bei solchen, die nicht auf herkömmliche Therapien ansprechen oder die unter schwerwiegenden Begleiterscheinungen leiden. Das Ziel einer OP ist es, durch einen Magenballon oder Schlauchmagen das Magenvolumen zu verkleinern und/oder durch einen Magenbypass die Aufnahme von Nährstoffen im Dünndarm zu verringern.


Adipositaszentrum des Universitätsklinikums Erlangen

Hector-Center für Ernährung, Bewegung und Sport

Telefon: 09131 85-45215

E-Mail: med1-ernaehrungsteam@uk-erlangen.de

 

Adipositaschirurgie

Telefon: 09131 85-35879

E-Mail: doris.wansch@uk-erlangen.de