Abgeschafft: Europäisches Land ignoriert erstmals Zeitumstellung

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In rund einem Monat werden die Uhren in Europa wieder umgestellt - in einem Land aber erstmals nicht mehr. Bereits vergangenes Jahr wurde hier die Zeitumstellung abgeschafft. In der EU herrscht bei der Frage aber weiterhin Stillstand.

Während am 30. März 2025 in ganz Europa wieder an der Uhr gedreht wird, bleibt die Tradition den Bürgern eines Landes erspart. Die Ukraine hat die Umstellung auf die Sommerzeit vergangenes Jahr nämlich abgeschafft. Für die Novelle stimmten bereits im Juli 2024 insgesamt 261 Parlamentarier, meldete damals die Agentur Interfax unter Berufung auf Abgeordnete der Werchowna Rada. 226 Stimmen waren notwendig.

Begründet wurde die Änderung auch mit gesundheitlichen Argumenten. Das Verschieben der Zeiger führe zu Änderungen im Biorhythmus der Menschen, was sich negativ auf ihren physischen und psychischen Zustand auswirke. "Nach der Umstellung der Stundenzeiger fühlen sich die Bürger schlechter, ihre Arbeitsfähigkeit sinkt, es wird eine deutliche Verschlechterung bei chronischen Krankheiten beobachtet", hieß in der Begründung zum Gesetz. Mit der Sommerzeit seien auch keine Energieeinsparungen feststellbar.

Gesundheitliche Argumente: Ukraine hat die Sommerzeit abgeschafft

Zudem wurde die Abgrenzung zum russischen Kriegsgegner per Gesetz betont. "Daher wird die Einführung und Festsetzung einer ausnahmslos einheitlichen Kiewer Zeit in der gesamten Ukraine wiederum die Sicherheitsposition der Ukraine stärken und zur Räumung und Wiedereingliederung der vorübergehend besetzten Gebiete beitragen", betonten die Autoren des Gesetzes.

Fast ein Fünftel des ukrainischen Staatsgebiets ist von Russland besetzt. Als Nebeneffekt der Abschaffung der Sommerzeit in Russland 2011 fiel die ukrainische Sommerzeit seither von Ende März bis Ende Oktober mit der ganzjährigen Moskauer Zeit zusammen. Künftig wird die auch in Deutschland geltende Mitteleuropäische Sommerzeit mit der Kiewer Zeit übereinstimmen. 

Die Sommerzeit gilt in der Ukraine wie in der Europäischen Union bisher vom letzten Sonntag im März bis zum letzten Sonntag im Oktober. Dabei werden die Uhren im März um eine Stunde vorgestellt, wodurch es in den Abendstunden länger hell ist. Im Oktober erfolgt dann ein letztes Mal ein Zurückdrehen der Stundenzeiger um eine Stunde und damit die Rückkehr zur Normalzeit.

Die meisten EU-Bürger wollen die Zeitumstellung nicht

In der EU führte die Europäische Kommission 2018 eine Umfrage bei den Bürgerinnen und Bürgern zur Abschaffung der Zeitumstellung durch - dabei sprach sich eine große Mehrheit dafür aus. Darauf folgte schließlich eine Abstimmung im Europarlament, laut der eigentlich im Jahr 2021 der letzte Zeigerdreh stattfinden sollte. Dazu kam es aber bis heute nicht, da sich die Mitgliedsstaaten nicht auf eine gemeinsame Lösung einigen konnten, ob die Sommer- oder Winterzeit dauerhaft gelten soll.

In Deutschland wurde erst Ende vergangenen Jahres ein neuer Gesetzesentwurf von der AfD eingebracht, der die Abschaffung der Sommerzeit fordert. Der Vorschlag zielte darauf ab, die halbjährliche Umstellung abzuschaffen und dauerhaft die mitteleuropäische Zeit (MEZ) beizubehalten. Er fand im Parlament jedoch keine Mehrheit. Mehr zur Zeitumstellung liest du hier.

Vorschaubild: © Elise Amendola/AP/dpa