"So viel Hass": Wirt sperrt Veganer aus - Preisgekröntes Lokal erntet Shitstorm

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Veganer unerwünscht? Warum sich ein Restaurant gegen vegane Gerichte und deren Konsumenten ausspricht.
Ein Gastronom hat die Nase voll von Veganern und hat sich dazu entschlossen, alle veganen Gerichte von seinem Menü zu nehmen. Die Reaktionen in den sozialen Medien überschlugen sich.
Veganer unerwünscht? Warum sich ein Restaurant gegen vegane Gerichte und deren Konsumenten ausspricht.
Canva; Collage: inFranken.de

Ein englisches Restaurant erntete massive Kritik für seine neue Speisekarte: Viele Kunden bemängelten, dass darauf kein einziges veganes Gericht zu finden sei. Die Betreiber verteidigten ihre Entscheidung in den sozialen Medien gegen den Shitstorm.

Immer mehr vegane Produkte füllen heutzutage die Supermarktregale, der Absatzmarkt wächst stetig. Was früher eine seltene Ausnahme war, liegt heute im Trend. In England habe sich einer Verbraucherstudie zufolge die Menge von Personen, die sich vegan ernähren, zwischen 2017 und 2019 fast verdoppelt. Auch vor der Gastronomie macht die Veränderung nicht Halt. Umso überraschender wirkt daher der Beschluss eines Restaurantbetreibers: Er werde zukünftig keine veganen Speisen mehr anbieten.

Nachdem sie ihr neues Menü veröffentlicht hatten, sah sich das preisgekrönte englische Restaurant "The Kitchen at London House" in Ventnor mit Kritik in den sozialen Medien überhäuft. Der Grund für die Empörung vieler Gäste: Auf ihrer Speisekarte sei kein einziges veganes Gericht zu finden. Am 11. August 2022 veröffentlichte das Restaurant als Antwort auf die massive Kritik ein Statement zu dem Thema auf ihrer Facebook-Seite. In diesem bezeichneten sie sich selbst sogar als Mobbingopfer der "militanten Veganer".

"Arrogante Einstellung" vieler veganer Gäste habe zu Entschluss geführt

Die Besitzer des Lokals beschuldigten ihre veganen Gäste in der Nachricht, eine "Holier-than-you"-Einstellung zu haben. Wörtlich übersetzt drückt diese "Ich-bin-heiliger-als-du"-Einstellung also aus, eine heuchlerische und selbstgefällige Art zu haben. "Wenn ihr veganes Essen möchtet, geht zu einem veganen Restaurant", forderten die Gastronomen.

In der Vergangenheit hätte das Restaurant durchaus vegane Gerichte angeboten, sich dann aber aus Überzeugung entschlossen, dieses Angebot einzustellen. "Ich gehe doch auch nicht in ein veganes Restaurant und beschwere mich, dass kein Steak auf der Speisekarte steht", wettern die Betreiber in ihrer Nachricht. "Wir akzeptieren eure Entscheidung und erwarten, dass ihre unsere ebenso respektiert."

Die Resonanz in den sozialen Medien war gewaltig: "Innerhalb von Minuten" nach der Veröffentlichung des Menüs hätte es die ersten negativen Kommentare gegeben. Kaum eine Woche nach dem Facebook-Statement hat der Post rund 2300 Kommentare, wurde fast 300 Mal geteilt und erhielt nahezu 5000 Likes - und das, obwohl die Seite gerade einmal etwas über 2500 Follower hat. Die Nachricht entfachte ein Feuer der Empörung - erhielt aber auch viel Zuspruch.

Antwort auf Shitstorm: Vegane Speisen seien nicht selbstverständlich

Eine Nutzerin beschwert sich in den Kommentaren unter dem Post: "So viel Hass! Einfach furchtbar!" Sie argumentiert, dass das Restaurant die mediale Aufmerksamkeit bewusst heraufbeschwört hätte, andernfalls hätten sie die Kommentarfunktion unter dem Post ja deaktivieren können.

Die Nutzerin spielt zudem darauf an, dass sich das Unternehmen zuvor als "Mobbingopfer" von Veganern bezeichnet hatte, durch ihre Formulierungen und Aussagen aber selbst eine Welle von Beschimpfungen gegenüber Veganern provoziert hätte. Sie erläutert: Sie werde kein Restaurant besuchen, das irgendjemanden bewusst ausschließe.  Auch ein anderer Nutzer bezeichnet die Handlungsweise des Lokals als "ironisch": "Jetzt schikaniert jeder die Veganer."

Viele Kommentare weisen darauf hin, dass eine vegane Lebensweise nicht immer eine freiwillige Entscheidung ist, sondern oft auch medizinische Ursachen haben kann, wie beispielsweise eine Laktose-Intoleranz oder Glutenunverträglichkeit. Andere User loben den Mut des Unternehmens und zeigen ihre Unterstützung: "Wir haben euer Bistro noch nicht besucht, aber jetzt werden wir definitiv vorbeikommen." Ein weiterer Nutzer sieht das Problem aus einer eher geschäftlichen Perspektive: "Jedes Unternehmen hat das Recht, selbst zu entscheiden, was sie tun und was sie nicht tun."

Aus Sicht eines Unternehmers sei die Entscheidung dennoch unklug, warnt eine Nutzerin: "Wenn sich in einer Familie eine Person vegan ernährt, verliert ihr nicht nur diese einzelne Person als Kunden, sondern die ganze Gruppe."

Lesetipp: Doch nicht nur Veganer sind manchen Restaurantbetreibern ein Dorn im Auge. Die Betreiber eines ostfriesischen Cafés haben sich dazu entschlossen, keine Kinder mehr zu bewirten.