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Ukraine-Krieg: Militärexperte Mick Ryan nennt 5 Punkte, an denen Putins Teilmobilmachung scheitern wird


Autor: Redaktion

Moskau, Mittwoch, 28. Sept. 2022

Die von Putin angekündigte Teilmobilmachung schien im Ukraine-Krieg zunächst eine neue Wende zu bringen. Doch wie effektiv wird die Strategie des Kreml tatsächlich ausfallen? Der australische Ex-General Mick Ryan zeichnet ein mögliches Szenario.
Ein junger russischer Rekrut, der zum Militärdienst einberufen wurde, umarmt seine Mutter am Bahnhof bei der Abreise in Westsibirien.


Im Zusammenhang mit der russischen Teilmobilmachung fällt immer wieder ein Wort: Kanonenfutter. Insgesamt 300.000 Rekruten schickt Präsident Wladimir Putin zusätzlich in den Ukraine-Krieg. Der australische Militärexperte Mick Ryan dröselt regelmäßig die neuesten Entwicklungen zum Kriegsgeschehen auf seiner Twitter-Seite auf und liefert Einschätzungen zum weiteren Verlauf der Krise. Für das Schicksal der Rekruten hat er allerdings eine bittere Prognose.

In insgesamt 23 Tweets ging Mick Ryan nun ausführlich darauf ein, warum Putins Teilmobilmachung zum Scheitern verurteilt sei. Zunächst einmal muss der Kreml die nötige Anzahl neuer Soldaten zusammenbekommen, was angesichts des aktuellen "Massen-Exodus" russischer Flüchtlinge schon zum Problem werden könnte, erklärt Ryan.

Wird Teilmobilmachung scheitern? Diese Probleme drohen

Sollte Putin die Kämpfer dennoch mobilisieren können, wartet schon das nächste Problem: "Sie haben nicht nur einen Mangel an moderner Ausstattung, sondern auch nicht genügend Personal für eine professionelle Ausbildung", schreibt der ehemalige General. Die Soldaten müssten nicht nur als Einzelkämpfer ausgebildet werden, sondern auch lernen, im Team zu arbeiten. "Das ist sogar noch härter als das individuelle Training und dauert viel länger." Ryan bezweifle, dass angesichts der massiven russischen Verluste dafür noch genug Zeit bleibe – der Militärexperte geht von höchstens zwei Wochen aus.

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Im nächsten Schritt müssen die Soldaten in die Ukraine und an ihre Stellungen gebracht werden – und dabei bereits ukrainischen Attacken mit Langstreckenwaffen entgehen. "Auch wenn viele Ukrainer diese neuen Soldaten bemitleiden werden, stellen sie einfache Ziele dar", meint Ryan. Unerfahrene Rekruten an die Front zu schicken, gefährde aber nicht nur die Neulinge, sondern auch erfahrene Soldaten.

"Angesichts der schwachen russischen Führung, die wir bisher im Krieg gesehen haben, ist es wahrscheinlich, dass die Integration neuer Soldaten planlos ablaufen wird", schätzt Mick Ryan und kommt zu einem desaströsen Fazit: "Viele von ihnen werden wohl ihre erste Woche des Einsatzes nicht überleben."

Militärexperte prognostiziert weiteren Kriegsverlauf

Aus diesen Beobachtungen zieht der Experte drei Schlussfolgerungen: Den Ukrainern bleibe ein kleines Zeitfenster, bevor eine große Zahl neuer Rekruten aus Russland eintrifft. Er gehe davon aus, dass die ukrainische Armee dies als Möglichkeit nutzen werde, um so viele Gebiete wie möglich zurückzuerobern. Die Teilmobilmachung gehöre aber zu einem größeren Plan Putins: Nämlich den Krieg so lange in die Länge zu ziehen, bis westliche Unterstützer und die USA ihr Interesse an der Ukraine verlieren.

"Trotz des chaotischen Ablaufs dieser Mobilisierung wird die große Zahl neuer russischer Truppen einen Einfluss auf den Krieg haben", gibt Ryan zu bedenken. Und zwar indem sie geschwächte Positionen auffüllen, die die Ukrainer erst wieder dezimieren müssten. Daher lautet die abschließende Einschätzung des australischen Militärexperten: "Der Preis für den ukrainischen Sieg wird auf beiden Seiten noch höher ausfallen."

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