Der Wolf ist ein Streitthema. Die einen sehen ihn als wichtigen Teil der Natur, die anderen sehen ihn als Gefahr für Nutztier und Mensch. Die Jagd auf ihn hat begonnen - und soll intensiver werden.
Die seit kurzem erleichterte Jagd auf den Wolf soll nach dem Willen des österreichischen Bundeslands Tirol ausgeweitet werden. Ziel müsse es sein, das Raubtier regulär mit jährlichen Abschussquoten zu bejagen, bekräftigte nun Tirols Ministerpräsident Anton Mattle (ÖVP). Zunächst gelte es, den neuen rechtlichen Spielraum beim Umgang mit Risiko- und Schadwölfen zum Schutz der 2.000 Almen des Landes auszureizen.
Österreichs Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP) sieht die EU nach langem Ringen auf Kurs. «Es geht nicht nur um Bergbauern, deren Schafe gerissen werden.» Der Wolf sei zuletzt auch in Siedlungsgebiete und auf Spielplätze vorgedrungen. «Jetzt steht endlich die Realität der Menschen wieder im Mittelpunkt», sagte Totschnig der Deutschen Presse-Agentur.
Schon seit zwei Jahren haben verschiedene Bundesländer in Österreich sich durch Abschussgenehmigungen rechtlich weit aus dem Fenster gelehnt. Im Frühjahr entschied dann die EU ganz im Sinn der Alpenrepublik, den Schutzstatus des Wolfs von «streng geschützt» auf «geschützt» zu reduzieren.
Schaden durch Wölfe zuletzt rückläufig
Nach Angaben des Schutzzentrums Bär, Luchs, Wolf streifen rund 100 Wölfe durch Österreich. Die meisten davon in Kärnten und Tirol, aber auch Salzburg und Vorarlberg seien betroffen, sagt Albin Blaschka vom Schutzzentrum. Vor zehn Jahren habe man erst acht Tiere verzeichnet.
Zuletzt sei die Zahl der Wölfe aber nicht mehr gestiegen. Der Schaden durch die Raubtiere sei deutlich zurückgegangen. 2022 seien in Österreich rund 2.000 Schafe, Ziegen und Rinder als getötet, verletzt oder vermisst gemeldet worden. Im vergangenen Jahr seien etwa 900 Nutztiere Opfer des Wolfs geworden, hieß es.
Noch könne man nicht sagen, welche der Maßnahmen wirke, so das Schutzzentrum. Neben dem Jagddruck - seit 2023 wurden in Österreich laut Statistik rund 35 Wölfe geschossen - spiele wohl auch das umsichtigere Verhalten der Landwirte eine Rolle, die ihre Tiere besser schützten oder bei Gefahr schneller von der Alm holten, sagt Blaschka. «Da ist jedenfalls einiges passiert.»
Deutscher Minister: Wolf ist keine gefährdete Art mehr
In Österreich ist der Druck der Landwirte und der Tourismuswirtschaft groß, etwas gegen die Wölfe zu tun. Die Almwirtschaft mit Kühen, Schafen und Ziegen ist wirtschaftlich bedeutend und hat auch einen hohen touristischen Wert.