Missbrauch bei SOS-Kinderdorf? Ermittler erhalten fast 1000 Seiten Geheimbericht

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Ein Geheimbericht mit fast 1.000 Seiten soll der österreichischen Justiz helfen. In dem Dokument geht es unter anderem um einen Skandal in Nepal. Führt die Spur nach Österreich?

Update vom 20.11.25, 7.40 Uhr: Missbrauchs-Ermittler erhalten fast 1000 Seiten Geheimbericht 

Der globale Dachverband von SOS-Kinderdorf will österreichische Staatsanwälte in ihren Ermittlungen rund um mutmaßliche Fälle von Kindesmissbrauch unterstützen. Ein bislang unveröffentlichter Bericht im Umfang von fast 1.000 Seiten werde an die Behörden übergeben, teilte SOS-Kinderdorf International in Wien mit.

In dem Bericht aus dem Jahr 2023 waren Missbrauchsfälle, Korruption und andere Missstände in der international tätigen Kinderhilfsorganisation aufgearbeitet worden. Das Dokument ist bislang nur in einer Kurzversion ohne Namensnennungen veröffentlicht worden. 

In der Zusammenfassung heißt es unter anderem, dass ein Großspender den Bau eines Kinderdorfes in Nepal finanziert und dort zwischen 2010 und 2014 mutmaßlich Kinder missbraucht habe. Unter anderem habe die damalige Leitung der internationalen Kinderdorf-Bewegung und der österreichische Arm der Organisation dem Mann Zutritt zu Kinderdörfern in Nepal verschafft, hieß es.

Der Österreicher Helmut Kutin war bis 2012 Präsident von SOS-Kinderdorf International. Er starb 2024. Der österreichische Arm der Hilfsorganisation hat bereits Anfang November Informationen im Zusammenhang mit Kutin an die Staatsanwaltschaft Innsbruck übermittelt. In der Vergangenheit hatte auch die Staatsanwaltschaft München Vorwürfe gegen ihn untersucht. Diese Ermittlungen endeten jedoch mit seinem Tod.

SOS-Kinderdorf in Österreich hat in den vergangenen Wochen eingeräumt, dass gegen ehemalige Mitarbeiter sowie gegen den österreichischen Gründer der Organisation, Hermann Gmeiner (1919-86), glaubwürdige Missbrauchsvorwürfe vorliegen. Die intern schon jahrelang bekannten Verdachtsfälle waren erst nach Medienberichten öffentlich bestätigt worden.

Ursprungsmeldung vom 23.10.25: Keine Gerichtsurteile - Betroffene erhalten Entschädigungszahlungen

Gegen den Begründer von SOS-Kinderdorf, Hermann Gmeiner, existieren laut Informationen der Kinderhilfsorganisation glaubwürdige Missbrauchsvorwürfe. Das äußerte eine Sprecherin von SOS-Kinderdorf Österreich gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.

Demnach soll Gmeiner (1919-1986) mutmaßlich sexuelle und körperliche Übergriffe begangen haben. Die Anschuldigungen gegen Gmeiner beziehen sich auf acht ehemalige Kinder und Jugendliche an vier Kinderdorf-Standorten in Österreich. Die Übergriffe sollen zwischen den 1950er und den 1980er Jahren stattgefunden haben, hieß es in einer Stellungnahme der Organisation in Innsbruck.

Die Betroffenen hätten bereits in den vergangenen Jahren Opferschutzverfahren durchlaufen und hätten Entschädigungszahlungen erhalten, hieß es. Die mutmaßlichen Fälle seien zwar nicht durch Gerichtsurteile bestätigt, aber durch glaubwürdige und plausible Schilderungen, sagte die Sprecherin. Die Fälle seien bereits intern dokumentiert gewesen, seien aber erst jetzt im Zuge einer umfassenden Aufarbeitung von anderen Missbrauchsvorwürfen ans Licht gekommen.

Ausgehend von einem Bericht der Wiener Wochenzeitung "Falter" waren in den vergangenen Wochen eine Reihe von mutmaßlichen Übergriffen von SOS-Kinderdorf-Mitarbeitern aus den vergangenen Jahren bekannt geworden.

Gmeiner engagierte sich nach dem Zweiten Weltkrieg für Kinder in Not. Im Jahr 1951 wurde das erste SOS-Kinderdorf für verwaiste und verlassene Kinder im österreichischen Imst in Tirol eröffnet. Mittlerweile betreut die Organisation weltweit Kinder und Jugendliche, deren Eltern sich aus verschiedenen Gründen nicht um sie kümmern können.

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Vorschaubild: © Peter Kneffel (dpa)