Rente und Wechselkurse müssen bedacht werden, Aufenthaltsrechte geklärt. Auswanderer sollten auch wissen, wie es im Traumland um die Sicherheit bestellt ist. Für Senioren ist außerdem die medizinische Versorgung besonders wichtig. Sie werde auf Bali langsam besser. "Aber richtig drauf ankommen lassen möchte man es nicht."
Gesundheitscheck in Singapur
Als Klaus Pähler vor einiger Zeit Herzrhythmusstörungen hatte, ließ er sich nach dem Krankenhausaufenthalt auf Bali in Deutschland noch einmal behandeln. Er ist hier privat versichert. "Ich zahle einen Aufschlag für das Auslandsrisiko."
Einmal im Jahr fährt er zum Gesundheitscheck nach Singapur. "Ich glaube, die medizinische Versorgung ist dort besser als in Deutschland, sie zählt zu den besten der Welt." Außerdem braucht er für die Reise nur etwa drei Stunden - und keine 17 oder 18 wie nach Deutschland. "Das ist schon anstrengend. Man wird ja nicht jünger", sagt der 72-Jährige.
Die Schlange im Paradies
Perfekt sei nichts. Nicht einmal das Paradies. "Gestern habe ich eine Schlange in unserem Haus entdeckt und rausgeschmissen." Außerdem habe der Vulkan die unerfreuliche Neigung, auszubrechen. "Vergangenes Jahr hatten wir ein Erdbeben der Stärke 6,4 - wir sind in Panik aus unserem alten Haus gelaufen." Da planten sie bereits, sich ein eigenes Haus zu bauen, doch mit den Behörden gab's Probleme. Eigentlich hätte es ein größeres Gebäude aus Stein werden sollen, weil das nicht ging, ließen Pählers ein Holzhaus bauen. Aus Teak, aber nachhaltig aus recyceltem Material; darauf legt er Wert.
Ein Schuss Abenteuerlust, eine Prise Mut
Der Deutsche schätzt Bali und die Natur der Insel. Ob jemand als Rentner im Ausland glücklich werden kann, sieht er auch als Mentalitätsfrage. "Man braucht einen Schuss Abenteuerlust. Und man muss sich anpassen können." Er spricht darüber, dass dies nicht so leicht sei, wie es sich manch einer vorstellt. "In Deutschland haben wir auch die Diskussion um Migranten und Anpassung." Kurz ist es still am anderen Ende der Leitung. Dann schiebt er ernst nach: "Die politischen Entwicklungen in Deutschland sehe ich mit größter Sorge."
Früher hat er bei der Konrad-Adenauer-Stiftung in der Abteilung "Internationale politische Zusammenarbeit" gearbeitet. Er hat viele Jahre in anderen Ländern gelebt. Malaysia, Singapur, Indonesien, Nigeria. Seine Frau ist Indonesierin, hat aber in Deutschland studiert. Sie ist noch keine 50 und steht mitten im Berufsleben: Sie ist Regionaldirektorin einer Organisation. Sie ist diejenige, die hier viele Dinge managed. Er hat ein bisschen Indonesisch gelernt. "Man kommt hier mit Englisch aber auch gut durch."
Deutscher Stammtisch im Strandcafé
Wenn er kulturell etwas vermisst, lädt er sich Bücher oder Musik aus dem Internet. "Ein Opernbesuch ist in Deutschland inzwischen ohnehin so teuer, dass man es sich als Rentner kaum leisten kann." Einmal in der Woche trifft er sich mit anderen Deutschen, Österreichern und Schweizern zum Stammtisch im Strandcafé. "Da sind einige Rentner dabei." Ja, ein bisschen Mut brauche man, um hier zu leben. "Aber wenn man den hat, gibt es nichts Besseres. Am Stammtisch sind alle froh, es gemacht zu haben."
Er habe ja alles, was er braucht. "Wenn man auch mit dem Essen ein klein wenig flexibel ist, vermisst man nichts." Außerdem wird bei ihm ohnehin exotisch gekocht. Zumindest für balinesische und nordrheinwestfälische Verhältnisse. Nach den Bratwürsten will er sich nun an einem fränkischen Schäufela versuchen.
Hintergrund zur Rente im Ausland
Rentenzahlung
Der Deutschen Rentenversicherung zufolge lebten noch nie so viele Senioren im Ausland wie heute - die Renten werden derzeit in mehr als 150 Länder überwiesen. Am beliebtesten sind bei deutschen Auswanderern im Seniorenalter die deutschsprachigen Nachbarn Österreich und Schweiz, gefolgt von den USA, Spanien und Frankreich. Wer als Altersruhesitz ein EU-Land oder ein Land wählt, mit dem Deutschland ein Sozialversicherungsabkommen hat, bekommt die seine volle Altersrente überwiesen. Bei anderen Ländern kann es Einschränkungen geben, auch die Besteuerung der Rente ist teilweise anders. Außerdem macht es einen Unterschied, ob jemand ständig oder weniger als sechs Monate pro Jahr im Ausland lebt. Es gibt zahlreiche Sonderregelungen. Nur mit wenigen Ländern werden die Sterbedaten automatisch abgeglichen, deshalb verlangt die Rentenversicherung in der Regel einmal jährlich eine "Lebensbescheinigung".
Beratung
Im Einzelfall sollte man sich vor einer Auswanderung frühzeitig erkundigen, wie die Regelungen für das betreffende Land und das individuelle vorhaben sind. Die Deutsche Rentenversicherung gibt Auskunft. Ihr kostenloses Servicetelefon ist erreichbar unter 0800 / 1000-4800. Mo - Do von 7.30 bis 19.30 Uhr und Fr von 7.30 bis 15.30 Uhr