Immer mal wieder drohen Russlands Präsident Wladimir Putin oder Mitglieder seiner Regierung mit einem Atomschlag. Aber ist das so einfach möglich? Kann der russische Präsident einfach so den "roten Knopf" drücken?
Seit Beginn des Ukraine-Krieges hat Russland bereits mehrmals damit gedroht, Atomwaffen einzusetzen. Erst jüngst erwähnte Kreml-Chef Wladimir Putin erneut den Atomwaffen-Vorrat seines Landes. Befeuert wird die erneute Angst davor, dass Putin wirklich "ernst machen" könnte durch das Scheitern seiner Armee in der ukrainischen Provinz Charkiw.
Selbst Experten halten einen Atomschlag inzwischen für wahrscheinlicher. Doch kann der russische Präsident wirklich einfach so "den roten Knopf" drücken?
Atomwaffen-Einsatz: Kann Putin einfach den "roten Knopf" drücken?
Vor einigen Monaten bereits hatte Putin das strategische Nukleararsenal in erhöhte Bereitschaft versetzen lassen. Sein Ziel damals Anfang Mai: Die Nato abzuschrecken und von einem Eingriff in den russischen Angriffskrieg in der Ukraine abzuhalten. Damals hatte unter anderem ein russischer Politiker im Staatsfernsehen über einen Atomschlag gegen Deutschland, Großbritannien und Frankreich geredet. In einer Simulation wurde gezeigt, dass "Berlin in 106 Sekunden" erreicht werden könnte. Die von Putin erklärte erhöhte Kampfbereitschaft sei jedoch nur die zweite Stufe von der vollen Kampfbereitschaft, erklärte damals der Generalmajor Boris Solowjow in der Zeitung "Komsomolskaja Prawda". Er selber war früher bei den entsprechenden Streitkräften tätig. Erst bei der nächsten Stufe würden die Waffen scharf gestellt und somit würden beispielsweise Raketen mit Atomsprengköpfen versehen. "Es gibt vier Stufen, in denen hochgefahren wird. Wir befinden uns gerade in Stufe zwei. Das heißt, die Stufen drei und vier sind noch nicht ausgelöst", beschrieb der ehemalige NATO-General Egon Ramms beim ZDF die Situation in Russland.
Doch könnte Putin alleine den Abschuss einer Atombombe per Knopfdruck veranlassen und jeden Moment den sogenannten "roten Knopf" drücken? Nein, hinter dem Abschussbefehl einer Atombombe steckt eine ganze Befehlskette, die einige Schritte und Zustimmungen von verschiedenen Personen beinhaltet. So steht es zumindest in einem russischen Dokument namens "Basic Prinziples of State Policy of the Russian Federation on Nuclear Deterrence" aus dem Jahr 2020. Dieses Dokument ist derzeit nicht über die originale russische Website abrufbar, dennoch ist es über digitale Archive im Internet einsehbar.
Demnach kann der russische Präsident, Wladimir Putin, nicht alleine den Einsatz von Atomwaffen anordnen. Er steht jedoch am Anfang der Befehlskette und trifft die Entscheidung über die Nutzung von nuklearen Waffen. Sollte Putin sich für einen Atombombenabschuss entschieden haben, gibt es auch keinen oft zitierte "roten Knopf" den er drücken muss. Stattdessen kommt einer von drei Atomkoffern ins Spiel. Insgesamt gibt es drei Atomkoffer, die jeweils einen Code beinhalten. Erst mit der Kombination aus zwei Codes kann der Einsatzbefehl für strategische Raketen, Fernbomber oder auch Atom-U-Boote erteilt werden, wie das Redaktionsnetzwerk Deutschland berichtet.
Die drei Träger der Atomkoffer
Sollte sich also Putin für einen Einsatzbefehl entschieden haben, braucht er die Zustimmung von dem Besitzer eines weiteren Koffers. Neben Putin ist sowohl der Verteidigungsminister General Sergei Schoigu als auch der Generalstabschef Waleri Garassimow im Besitz eines Koffers. Putin ist also auf einen der beiden Generäle angewiesen. Dieses Prinzip soll als Kontrollfunktion dienen und als Absicherung gegen einen schwerwiegenden Fehler bei der Anwendung der Nuklearwaffen.
Doch wie unabhängig sind diese drei Personen voneinander? Der Verteidigungsminister Schoigu gilt als enger Vertrauter von Putin. Schoigu ist seit 2012 in diesem Amt tätig und begleitet den Präsidenten regelmäßig beim Jagen und Fischen. Schoigu ist seit mehr als 30 Jahren im Kreml tätig und bestens vernetzt. Zudem war er immer wieder im Gespräch als möglicher Nachfolger für das Präsidentenamt.
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Putin redet nur davon was er könnte, aber nicht davon was ihn erwarten würde.
Das wird er sich wohlweislich verkneifen, weil er dann zugeben müßte, daß im Fall eines Atomkrieges auch Russland pulverisiert werden würde! Ist keine gute Propaganda!