"Lucky Girl Syndrome" verspricht mehr Glück - warum das problematisch sein kann

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"Lucky Girl Syndrome" verspricht mehr Glück - warum das problematisch sein kann
Eine TikTokerin hat den "Lucky Girl Syndrome"-Hype gestartet, welcher nicht ganz neu ist.
"Lucky Girl Syndrome" verspricht mehr Glück - warum das problematisch sein kann
xxolaxx/Pixabay.com

Das "Gesetz der Annahme" hat seinen Weg zur Generation Z gefunden und taucht als "Lucky Girl Syndrome" in Videos auf TikTok auf, welche millionenfach angesehen werden. Was hat es damit auf sich und welche Gefahren können hier drohen?

Der Hashtag #luckygirlsyndrome hat fast 500 Millionen Aufrufe auf der Video-Plattform TikTok. Mit dieser Methode sollen junge Frauen mehr Glück im Leben haben. Und dies einfach, weil sie es sich einreden.

Im Dezember 2022 ging das Video der US-Amerikanerin Laura Galebe viral, in welchem sie beschreibt, wie viel Glück sie habe und wie oft sie dies anderen erzähle. Sie sei ein "Lucky Girl". Dazu verwendete sie die Hashtags #lawofassumption und #luckygirlsyndrome, welche sich daraufhin rasend schnell verbreiteten.

"Lucky Girl Syndrome", Gesetz der Annahme & Co. - darum geht es

Der Begriff "Lucky Girl Syndrome" geht auf die Kraft des positiven Denkens zurück. Demnach sei Glück ein reiner Geisteszustand. Glaubt man nur fest genug daran, dass man wirklich viel Glück hat, wird man dieses auch erleben – ohne dafür etwas zu tun.

Neu ist das Phänomen nicht: Der Trend geht auf Affirmationen und Mantras zurück, die zum Beispiel auf dem sogenannten Gesetz der Annahme des 1972 verstorbenen Autors Neville Goddard basieren. Dabei handelt es sich um eine esoterische Theorie, die behauptet, dass die Dinge Realität werden, welche man sich geistig vorstelle.

In eine ähnliche Richtung geht das Gesetz der Anziehung, wonach man die Dinge in sein Leben ziehe, denen man seine Aufmerksamkeit schenkt. Jedoch kann dies sowohl Positives als auch Negatives sein. Psychologin Tina Tanšek findet "die Grundidee gar nicht mal schlecht", wie sie gegenüber Welt berichtet. Dennoch sieht sie einige Probleme.

Kritik am positiven Denken

Gegen eine offene Perspektive sei nach Tanšek erst mal nichts einzuwenden, wenn man sich denn seine Emotionen zuvor achtsam angesehen und verarbeitet hat. Denn "es kann krank machen, wenn man Gefühle, die da sind, nicht sieht, beziehungsweise in sich ansammelt.“ Gefühle wollen gesehen und gespürt werden, sie haben immer eine Botschaft. Das "glückliche Mädchen" scheint negative Gefühle jedoch eher zu ignorieren.

Ein weiteres Problem des "Lucky Girl-Syndroms": Es suggeriert, dass jeder die Kraft des positiven Denkens nutzen könne. Allerdings hat nicht jeder die gleichen Privilegien und die gleichen Möglichkeiten in seinem Leben, sei es etwa psychisch oder auch körperlich, um angestrebte Ziele zu erreichen. 

Expert*innen wie Dr. Aljoscha Dreisörner von der Forschungsplattform "The Stress of Life" warnt gegenüber dem ZDF: Wenn den positiven Worten nicht auch Verhaltensänderungen folgen, würde man dadurch "rein gar nichts" erreichen. Und noch schlimmer: Man entziehe sich dadurch der Verantwortung, selbst für ein gutes Leben zu sorgen, erklärt auch Manifestations-Coachin Kerstin Grenzau. Sich allein auf positive Gedanken zu verlassen sei daher "gefährlicher Unsinn und gleichzusetzen mit Quantenheilung und Homöopathie", meint Dreisörner.

"Es ist sehr risikobehaftet, sein Handeln nur daran zu orientiert, ein gewisses Ergebnis erzielen zu wollen", sagt Tanšek, "da kann man nur enttäuscht werden". Sie rät, den Weg, also den Prozess zu genießen und draus zu lernen - so kann der Selbstwert nicht angeknackst werden. 

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