Was verbindet Bildung und Alkoholkonsum? Die RKI-Studie deckt überraschende Zusammenhänge auf – und zeigt, wie schnell aus harmlosen Routinen ein gesundheitliches Risiko werden kann.
Der Alltag ist voll von kleinen Anlässen: ein Treffen nach der Arbeit, ein Essen mit Freunden, eine Veranstaltung am Abend. Oft bleibt es bei nur einem Getränk – und doch summiert sich genau das über die Woche. So gibt es bereits körperliche Auswirkungen bei einem Bier pro Tag.
Eine neue Untersuchung des Robert Koch-Instituts (RKI) schaut auf diese Routinen und ihre Folgen. Dafür wurden rund 22.000 Erwachsene in Deutschland telefonisch befragt – mit Blick auf Trinkhäufigkeit, Anlässe und gesundheitliche Auswirkungen.
Aufsehenerregende Studie: Was die Bildung mit dem Alkoholkonsum zu tun hat
Die Forschenden benennen eine Schwelle, die viele unterschätzen: Schon ungefähr drei bis sechs alkoholische Getränke pro Woche können – je nach Person und Trinkmuster – ein moderates bis deutlich erhöhtes Krankheitsrisiko bedeuten. Kritisch wird es vor allem, wenn der Konsum ohne echte Pausen zur Routine wird. Mit anderen Worten: "ein bisschen, aber oft" ist gesundheitlich weniger harmlos, als es wirkt.
Des Weiteren fand die Studie heraus, dass gerade Akademiker und gebildetere Menschen öfter zum Glas greifen als andere Personengruppen. "Das ist kein typischer Befund für Deutschland, wir sehen das auch in anderen Ländern", ordnet RKI-Medizinerin Julika Loss gegenüber dem Bayerischen Rundfunk (BR) ein.
Bemerkenswert ist zudem, dass dieser Effekt speziell den Alkoholkonsum betrifft – bei Tabak oder anderem riskanten Verhalten finden Forschende eher stärkere Muster in Gruppen mit geringerer Bildung.
Warum trinken Akademiker mehr als andere Bildungsschichten
Zur Erklärung lohnt der Blick auf internationale Studien: Das Team um David Batty an der University of Glasgow beschreibt, dass in höheren Bildungs- und Führungsebenen mehr berufliche Netzwerkanlässe zusammenkommen – mit entsprechend häufigen Situationen, in denen Alkohol angeboten wird; zudem fällt Alkoholabhängigkeit besonders bei Frauen in Leitungsfunktionen auf, was auch mit dem Druck in männlich dominierten Umfeldern in Verbindung gebracht wird.
Das US-Institut Gallup verweist darüber hinaus auf zwei handfeste Punkte: Höhere Einkommen erleichtern den Zugang zu Alkohol, und Tätigkeiten sowie Freizeitaktivitäten, bei denen üblicherweise getrunken wird, kommen dort schlicht häufiger vor.