Die EU und Ägypten wollen ihre Zusammenarbeit stark ausbauen. Es geht um wirtschaftliche und politische Stabilität in Nordafrika, aber auch um den Kampf gegen unerwünschte Migration.
Angesichts steigender Flüchtlingszahlen will die EU ihre Zusammenarbeit mit Ägypten erheblich ausbauen und dem wirtschaftlich angeschlagenen Land Finanzhilfen in Höhe von rund 7,4 Milliarden Euro gewähren. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen unterschrieb dazu in Kairo mit Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi eine Erklärung für eine «umfassende und strategische Partnerschaft». Bei ihr soll es um einen Ausbau der Zusammenarbeit zur Eindämmung unerwünschter Migration, aber auch um wirtschaftliche und politische Kooperation gehen.
Von der Leyen sprach nach der Unterzeichnung der Erklärung von einem «historischen Meilenstein» in den Beziehungen zwischen der EU und Ägypten. Sie verwies auch auf die Bedeutung Ägyptens bei der Suche nach einer friedlichen Lösung für den Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern. «Wir alle sind äußerst besorgt über den Krieg in Gaza und die katastrophale humanitäre Lage», sagte die Deutsche.
Von den geplanten EU-Finanzhilfen sind den Angaben zufolge 5 Milliarden Euro für Darlehen und 1,8 Milliarden Euro für Investitionen in Bereiche wie Ernährungssicherheit und Digitalisierung vorgesehen. 600 Millionen Euro sollen demnach als Zuschüsse fließen, 200 Millionen davon für das Migrationsmanagement.
Sorgen wegen steigender Flüchtlingszahlen
Hintergrund der Unterstützungspläne ist vor allem, dass Ägypten selbst Millionen Migranten aus Krisenländern aufgenommen hat und derzeit in einer schweren Wirtschaftskrise steckt. Sehr viele Menschen haben mit einer Inflationsrate von 35 Prozent sowie einer hohen Arbeitslosigkeit zu kämpfen. Immer mehr Ägypter rutschen in Armut ab.
Eine Rolle spielt zudem auch die Sorge in der EU vor steigenden Flüchtlingszahlen. Insbesondere Griechenland registrierte zuletzt zunehmende Ankünfte von Migranten ägyptischer Herkunft über eine neue Flüchtlingsroute vom libyschen Tobruk aus Richtung Kreta. Das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) zählte in diesem Jahr bereits mehr als 1000 Menschen, die von Tobruk aus auf den Inseln Gavdos oder Kreta ankamen. Die meisten von ihnen sollen aus Ägypten stammen.
Kanzler begrüßt Verständigung
Bundeskanzler Olaf Scholz sagte auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur, strategische Partnerschaften mit Drittstaaten seien ein wichtiger Baustein im Kampf gegen irreguläre Migration. «Deshalb ist die Verständigung der EU mit Ägypten in dieser Frage eine gute Nachricht.»
Von der Leyen erklärte bei einem Pressetermin nach der Unterzeichnung der Erklärung, es gehe dabei auch um die Erleichterung der legalen Migration und sogenannte Talentpartnerschaften. Über letztere sollen zielgerichtet Fachkräfte gesucht sowie Talente gefördert und ausgebildet werden, die dann als Fachkraft in der EU beschäftigt werden können.