«Wir wissen vorab nicht, was wir bekommen», sagt Leutnant Sascha. «Bis jetzt ist das ein bunter Mix aus Nahrungsmitteln, einzelner Kartons, à 20 Kilo, mit allem möglichen: Reis, Mehl, Zucker, Nudeln, Konservendosen. Wir verpacken die Lasten dann so, dass wir mit einer Last bis zu 550 kg an Hilfsgütern absetzen können.» Etwa 30 Bundeswehr-Soldaten verpacken die Güter, knapp 15 sind als Besatzung für die beiden A400M dabei.
Fallschirm «Marke Eigenbau»
Die olivgrünen Fallschirme, die sich über den Paletten öffnen, sind alte Personenfallschirme, erklärt Sascha, «Marke Eigenbau». «Wir haben bei unserem System Materialien verwendet, die überall frei erhältlich sind, was uns die Möglichkeit bietet, hier die Kosten pro System auf wenige Hundert Euro zu reduzieren.»
Israel hatte im März eine fast vollständige Blockade von Hilfslieferungen in den Gazastreifen verhängt, wo es Krieg gegen die islamistische Hamas führt. Damit sollte der Druck auf die Terrororganisation erhöht werden, die inzwischen 50 verbliebenen Geiseln freizulassen. Von Mai an wurden wieder kleinere Mengen von Hilfslieferungen erlaubt.
Lebensmittel stünden außerhalb des Gazastreifens bereit
Seit gut einer Woche lässt Israel nach internationalem Druck nicht nur Luftabwürfe zu, sondern gewährt auch täglich rund 200 Lastwagen von UN- und anderen Organisationen die Einfahrt in das abgeriegelte Küstengebiet. Den Menschen droht nach UN-Angaben eine Hungersnot.
Mehr als 170.000 Tonnen an Lebensmitteln allein des Welternährungsprogramms sind nach dessen Angaben in der Region oder auf dem Weg dorthin. Das genüge, um die gesamte Bevölkerung des Gazastreifens von rund 2,1 Millionen Menschen fast drei Monate lang zu ernähren - wenn sie denn hineinkämen.
Israel startet neues Verteilverfahren
Nun startete Israel nach offiziellen Angaben ein neues Verfahren zur schrittweisen und kontrollierten Wiederaufnahme der Einfuhr von Waren durch den privaten Sektor. Daran sollen ausgewählte palästinensische Händler teilnehmen. Ziel sei es, die Menge an Hilfsgütern für die Bevölkerung im Gazastreifen zu erhöhen und gleichzeitig die Abhängigkeit von den Vereinten Nationen und anderen internationalen Organisationen zu verringern.
Seit Ende Mai verteilt die umstrittene Gaza Humanitarian Foundation (GHF), die neben Israel auch von den USA unterstützt wird, Hilfsgüter im Gazastreifen, parallel zum Einsatz internationaler Hilfsorganisationen. Doch im Umfeld der vier GHF-Zentren im Gazastreifen kam es immer wieder zu tödlichen Zwischenfällen.
Einsatz sicher, sagt der Pilot - aber ein Restrisiko
Für die Bundeswehrsoldaten ist der Einsatz laut Pilot Dieter ziemlich sicher. «Der Luftraum ist überhaupt nicht gefährlich im Moment für uns. Nur im Bereich Gaza, da müssen wir uns schützen. Da herrscht ein gewisses Restrisiko.» Über dem Gazastreifen selbst halten sich die deutschen Flieger nur kurz auf, Abwurf, dann wieder weg. So wollen sie das Risiko möglichst gering halten.
Eine Dauerlösung soll ihr Einsatz nicht sein. «Airdops sind nur ein kleiner Beitrag, um das Leid der Menschen in Gaza zu lindern», schrieb Kanzler Friedrich Merz (CDU) am Wochenende auf X. «Deshalb arbeiten wir weiter intensiv daran, Hilfe über den Landweg zu ermöglichen.»
Hamas-Überfall löste den Krieg aus
Auslöser des Gaza-Kriegs war der Überfall der Hamas und anderer islamistischer Terrororganisationen auf Israel am 7. Oktober 2023, bei dem rund 1.200 Menschen getötet und mehr als 250 als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt wurden.
Wie die von der Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde am Dienstag mitteilte, kamen in den vergangenen knapp 22 Monaten mehr als 61.000 Palästinenser ums Leben. Mehr als 150.600 weitere Menschen erlitten demnach Verletzungen. Bei einem Großteil der Opfer soll es sich um Frauen, Minderjährige und ältere Menschen handeln.
Die Zahlen lassen sich nicht unabhängig überprüfen und unterscheiden nicht zwischen Zivilisten und Kämpfern. UN-Organisationen sehen sie aber als weitgehend zuverlässig an.