Diesel wird knapp - nicht nur wegen Ukraine-Krieg: Droht jetzt die nächste Krise?

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Diesel wird knapp
Zusätzlich zum Gas könnte nun auch der Diesel knapp werden.
450 Liter Diesel abgezapft
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Gas ist derzeit knapp und teuer - nun könnte aber auch ein anderer wichtiger Kraftstoff zur Mangelware werden. Auch beim Diesel erwarten Experten bis zum Winter einen kräftigen Preisschub. Schuld ist aber nicht nur der Krieg in der Ukraine.

Als ob wir nicht schon genug Probleme hätten - Europa und die Welt ächzen unter der hohen Inflation und Energieknappheit, und schon klopft die nächste Krise an die Tür. Ein besonders wichtiger Treibstoff könnte schon bald zur Mangelware und exorbitant teuer werden. Schuld daran ist aber nicht nur Russlands Krieg in der Ukraine. 

Schon vor dem Ende des Tankrabatts am Donnerstag bekamen es zahlreiche Autofahrer an den Zapfsäulen zu spüren - der einstige Billig-Treibstoff Diesel war zeitweise deutlich teurer als Benzin. Das hatte jedoch nicht nur mit dem Wegfall des steuerlichen Dieselprivilegs durch den Tankrabatt zu tun. Denn Diesel wird langsam zur heiß begehrten Mangelware. Darauf wies das Redaktionsnetzwerk Deutschland (rnd) in einer Analyse vom Mittwoch hin. Die Aussichten für den Winter: eher düster.

Öl statt Gas - neuer Mangel droht

Kurz und knapp: Da das Gas durch den Ukraine-Krieg knapp und teuer wird, wollen Europa und die Welt mehr Diesel. Der Grund dafür ist recht einfach. Viele Gaskraftwerke sind umgebaute Öl-Kraftwerke, die nun massenweise wieder für den ursprünglichen Energieträger umgerüstet werden. Und auch die Lagerkapazitäten für den Flüssigbrennstoff sind noch vorhanden. Abgesehen vom Klima-Aspekt könnte das eine zeitweise Alternative für Gas aus Russland sein. Eine Verkettung von Zufällen führt aber dazu, dass es vor allem für die Heizsaison im Winter nicht genug Diesel geben könnte. 

Trotz der eingeschränkten Einfuhr aus Russland - wobei der Komplettstopp erst im Februar 2023 ansteht - kommt noch genug Diesel aus dem Nahen Osten in den europäischen Raffinerien an. Wie das rnd unter Berufung auf Bloomberg-Experten berichtet, werden derzeit monatlich rund 435.000 Barrel Diesel in den europäischen Häfen gelöscht - damit hat man das Niveau vor Corona bereits wieder eingeholt. Sind die Fässer aber erst einmal in Hamburg oder Rotterdam, wird der Weitertransport rund um den Kontinent schwierig. Durch die Rekord-Dürre und die niedrigen Pegelstände der europäischen Flüsse können die Diesel-Mengen nicht in vollem Umfang verschifft werden. Und gerade auf dem Flussweg kommt der Treibstoff besonders effizient von A nach B.

Die Transportschwierigkeiten fallen laut dem rnd direkt auf die Produzenten zurück. Durch den Rückstau fehlen die Lagerkapazitäten und die Produktion von sogenannten Mitteldestillaten - also Diesel, Heizöl und Kerosin - muss zurückgefahren werden. Erschwerend kommt hinzu, dass die Produktion durch Corona sowieso schon zurückgegangen war, da die Hersteller auf lange Sicht mit einer geringeren Nachfrage gerechnet hatten. Infolgedessen können die ohnehin leeren Lager nur schleppend aufgefüllt werden.

China drosselt Ausfuhr - USA sorgen sich um Landwirtschaft

Ein weiterer Faktor, der einen knappen Diesel-Winter bedeuten könnte, ist die Konkurrenz. Konkret geht es um China, das als einer der wichtigsten Exporteure seine Ausfuhren wegen Eigenbedarfs drastisch zurückgefahren hat. Das rnd weist unter Berufung auf Bloomberg-Experten außerdem darauf hin, dass viele asiatische Raffinerien in den kommenden zwei Monaten ihre Produktion einstellen. Der Grund:  Turnusmäßige Wartungsarbeiten. 

Eine drohende Diesel-Krise treibt laut dem rnd aber nicht nur den Europäern die Sorgenfalten in die Stirn. Auch in den USA kommt man beim Blick nach Europa ins Schwitzen. Denn der Mangel bei hoher Nachfrage befeuert die Diesel-Preise weltweit. Für die USA könnte das gerade jetzt zum Problem werden, dort steht nämlich die Erntesaison an. Und die Bauern brauchen Unmengen an dem Kraftstoff für ihre Landmaschinen. Ein weiterer Preisschub ist also vorprogrammiert.